Lübeck. Schleswig-Holstein Musik Festival stellt sein Programm vor. 193 Veranstaltungen – so viele wie noch nie.

Ausgerechnet ein Mandolinenspieler wird ein Sommer lang das Gesicht des Schleswig-Holstein Musik Festivalssein? Das geht bei einem wie Avi Avital, einem Künstler von einer mitreißenden Neugier und Offenheit. Avital ist ein, ach was, der Popstar der Mandoline. „Als ich die Residenz angeboten bekam, habe ich mich gefühlt wie ein Kind im Spielzeugladen“, sagte Avital bei der gestrigen Programmvorstellung in Lübeck strahlend. „Ich habe alle meine Sehnsuchtsprojekte wieder hervorgeholt.“

20 Konzerte sind dabei herausgekommen, bei denen Avital die ganze Bandbreite seines Instruments vorführen wird. Mit seinem Namensvetter Omer Avital bittet er zu einer Art öst-westlichem Divan, er macht Barockmusik und Neue Musik, darunter drei Uraufführungen, er spürt seinen jüdisch-marokkanischen Wurzeln nach und lädt, das ist wirklich Chuzpe, zu einem einwöchigen (!) Mandolinenorchester-Workshop nach Büdelsdorf ein.

Ravel in der Komponisten-Retrospektive

Sogar Maurice Ravel hat Platz in diesem Universum der Zupfmusik. Ihm widmet das Festival die Komponisten-Retrospektive, noch so ein entschlossener Schritt abseits des Mainstreams. Hierzulande dürfte manchem zu Ravel kaum mehr einfallen als der „Boléro“. Ravel hat eine kleine Zahl an Werken geschaffen, jedes ein Edelstein. Dieses Schatzkämmerchen will das Festival in allen Winkeln vermessen. Doubletten inklusive; so wird Ravels Violin­sonate von Anne-Sophie Mutter und von Christian Tetzlaff zu hören sein.

Im Übrigen gibt’s im Norden nicht viel Neues: Martin Grubinger und Daniel Hope gehören zum Inventar, die Reihe „Luustern“ blickt über den klassischen Tellerrand. Leonard Bernstein Award und Hindemith-Preis, Meisterkurse und Musikfeste, Schleswig-Holstein Festival Chor, alles wie gehabt. Das Festivalorchester konzertiert mit Christoph Eschenbach, Ton Koopman und Michael Sanderling.