Hamburg . Michael Mittermeier, Sasha, Xavier Naidoo und Rea Garvey boten eine Show nach Plan

Es sind zum großen Teil tolle Songs, Klassiker, die da beim dritten von vier ausverkauften Auftritten im Mehr! Theater am Sonnabend ins Rund schallen. Die drei Musiker – Xavier Naidoo, Rea Garvey und Sasha – haben, egal, was man von ihren sonstigen musikalischen (und in Naidoos Fall ganz allgemein sonstigen) Aktivitäten halten mag, gute, ausdrucksstarke Stimmen.

Trotzdem ist „Alive and Swingin’“, diese 2011 von den drei Sängern und Comedian Michael Mittermeier erstmals auf die Bühne gebrachte Hommage an das „Rat Pack“, eher ein Comedy-Abend mit Musikuntermalung als ein Konzert. Die dritte Show am Sonnabend (bei den ersten beiden war keine Presse erwünscht) im bestuhlten Saal folgt einem strengen Plan, der alles bis ins Detail regelt. Alle paar Songs stehen Pointen statt Noten auf dem Programm. Garvey beschwert sich sogar einmal, Sasha habe einen seiner Sprüche geklaut. Die Leichtigkeit des Swings wird ersetzt durch deutsche Gründlichkeit.

Trotz des Auftakt-Versprechens von Conférencier Mittermeier („Heute ist Hamburg Las Vegas!“), trotz Bigband, Showtreppe, Smoking und Bar auf der Bühne liegen zwischen Nevada und Norddeutschland Welten. Es fehlt Naidoo und Garvey die Nonchalance der Originale Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Joey Bishop. Nur Sasha, die alte Rampensau, schafft es sogar, Reinhard Meys „Über den Wolken“ den Swing einzuhauchen. Die anderen beiden pumpen alles an Talent und Können, das in ihren Stimmen steckt, in die Songs. Und wirken angestrengt dabei, hoch konzentriert. Der Running Gag, dass Mittermeier unbedingt auch einen Song singen möchte, findet in Johnny Cashs „(Ghost) Riders in the Sky“ seine Pointe: Der Bayer kann nicht singen.

Wie zu erwarten ist die große musikalische Klammer Frank Sinatra: Mit „Gonna Live Until I Die“ beginnt der Abend, der rund zwei Dutzend Songs, einem gerüttelt Maß an einstudierter Spontaneität und mehr als drei Stunden später mit „New York, New York“ und „My Way“ endet. Was mindestens so eklatant fehlt wie Vertrauen in die Improvisation: Frauen. Die waren stets Teil des „Rat Packs“, ob Marilyn Monroe, Shirley MacLaine oder Ava Gardner. Das scheint dem Herrenquartett, das sich auch für Witze à la „Wenn ein Glied deine Lippen verlässt“ (in Verballhornung von Naidoos „Wenn ein Lied deine Lippen verlässt“) nicht zu schade ist, bewusst zu sein.

Was nicht heißt, dass das Publikum mit dem Gebotenen unzufrieden ist: Mittermeiers Gags treffen zuverlässig auf amüsierte Lacher. Die Stimmen der drei Sänger treffen zuverlässig die Töne. Alles wird mit viel Applaus quittiert, es wird mitgeklatscht – oder mitgesungen wie der kurz angestimmte Gassenhauer „Griechischer Wein“. Hamburg ist eben nicht Las Vegas. Und „Alive and Swingin’“ nicht das „Rat Pack“.