Hamburg. Die Symphoniker Hamburg und Pianistin Elena Bashkirova in der Laeiszhalle
Bisweilen werde sie auch zur Domina, tat die Pianistin Elena Bashkirova vor einiger Zeit in einem Interview kund. Dass die Solisten bei der Neuauflage von „Tates Mozart“ den Abend dominiert habe, wäre wohl zu viel gesagt, doch wehte beim Konzert der Symphoniker Hamburg Laeiszhalle Orchester, vormals bekannt als Hamburger Symphoniker, am Donnerstag im Großen Saal der Laeiszhalle ein anderer, frischerer Wind als bei dem gleichnamigen Mozart-Abend vor zwei Jahren. Offenbar hat die Bashkirova den mitunter etwas betulichen Mozart-Feinschmecker Jeffrey Tate und sein Orchester auf Touren gebracht.
Bereits die Auswahl der Stücke zielte darauf, Mozarts Musik von ihrer dynamischsten Seite zu zeigen: Bei der Ouvertüre zur „Entführung aus dem Serail“ mit ihren kriegerischen Janitscharen-Klängen, der „Pariser Symphonie“ KV 297 mit ihrem orchestralen Aplomb und den beiden C-Dur-Konzerten KV 415 und KV 467 mit ihren stilisierten Marschmusiken kommt auch der dezenteste Interpret kaum daran vorbei, es ein ganz klein wenig krachen zu lassen. Vor den Abgründen der Effekthascherei ist einer wie Tate natürlich gefeit, auf die Idee die quasi-orientalische Perkussion in der Ouvertüre zur „Entführung“ realistisch lärmen zu lassen, käme er gar nicht. Doch beim Balanceakt zwischen Rokoko und Revolution neigte „Tates Mozart“ dieses Mal eher der Letzterer zu.
Verglichen mit der Ouvertüre und der Symphonie bleibt der Ton der beiden Klavierkonzerte verhaltener, doch mischen die Trompeten auch hier immer wieder militärische Akzente ein. Der Zugriff der Bashkirova auf Mozarts Musik ist vital und spielfreudig, zum Typus der Klavier spielenden Grübler und Philosophen gehört sie offenkundig nicht.
Und so zählte zu den stärksten Eindrücken ihres Auftritts das Konzert KV 415, wo die eher spärliche Orchesterbegleitung der solistischen Selbstherrlichkeit kaum in die Quere kommt. Vom viel dichter gearbeiteten Konzert KV 467, das einer Kammermusikerin wie Elena Bashkirova eigentlich entgegenkommen müsste, blieb dem Rezensenten dagegen vor allem das hier dankenswert kitschfrei gespielte, berühmte Andante im Ohr.