Anne Dewitz' Gehirnwäsche durch den Vater begann mit Konzertmitschnitten. Inzwischen gehört auch die Enkeltochter zur Fangemeinde.

Meiner Schwester und mir wurden die Stones quasi mit der Flasche verabreicht. Mein Vater, weltgrößter Mick-Jagger-Fan, übersetzte sich in seiner Jugend jeden Songtext. So lernte er zu DDR-Zeiten Englisch. Später liefen auf jeder Autofahrt „Brown Sugar“, „Wild Horses“ und „Angie“. Meine Schwester und ich verdrehten darüber oft die Augen. Nach der Wende erfüllte sich mein Vater einen Lebenstraum: Mit seinem Bruder fuhr er 1995 zum Konzert der „Voodoo Lounge“-Tournee nach Hockenheim. Anschließend mussten meine Schwester und ich vermehrt Konzertmitschnitte ansehen.

Dank der gründlichen Gehirnwäsche waren wir 1998 gut vorbereitet für den nächsten Meilenstein: Ein Familienausflug auf die Trabrennbahn. Mein Vater hatte Tickets für das Konzert der „Bridges To Babylon“-Tour ergattert. Damals rollten meine Schwester und ich längst nicht mehr mit den Augen, sondern hörten freiwillig die Stones. Das Konzert war toll, auch wenn wir weit hinten standen – Micks und Keiths Gesichtsfurchen konnten wir auf den Riesenleinwänden gut erkennen. Vor ein paar Wochen wurde mein Vater 60. Während wir uns für die Feier aufhübschten, drehte er die Anlage auf und tanzte zu den Stones wie Mick Jagger in seinen besten Jahren. Seine Enkelin machte gleich mit und qualifizierte sich so für unsere familiäre Stones-Fangemeinde.