Hamburg. Die unterhaltsame Dating-Farce „Don’t Lose The Place“ überzeugt am English Theatre

Sylvia sucht einen Mann. Drei Kandidaten hat die Boutiquenverkäuferin bereits gefunden. 14-tägig kommt Besuch, jeder Galan hat seinen festen Wochentag, das Kartenhaus der Liebe steht. Bis eines Tages plötzlich Walter auftaucht, obwohl es Clives Tag ist. Und obendrein auch noch Eddie ­hereinschneit, weil er im Schlafzimmer etwas bauen möchte. Natürlich weiß keiner der drei Freier, dass es Mitbewerber gibt. Und warum läuft Sylvia am frühen Abend bereits im Babydoll durch ihre Wohnung? Fragen über Fragen, die von der Dame des Hauses nur unzureichend und ausweichend beantwortet werden.

„Don’t Lose The Place!“ heißt die Farce von Derek Benfield, die Robert Rumpf als spritzigen Schlagabtausch am English Theatre in Szene gesetzt hat. Sylvias (Tara Dowd) Liebes-Casting wird angesichts der Überraschungsbesuche zum Tohuwabohu. Gut, dass ihre beste Freundin Jemma (Madeleine Hutchins) zu Besuch ist. Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass die drei sehr unterschiedlichen Männer miteinander sprechen. Doch das Lügengebäude der Freundinnen wird immer verworrener, ein Ausweg scheint unmöglich, zumal Sylvia als schlechteste Lügnerin aller Zeiten rüberkommt. Aber Liebe macht (Männer!) augenscheinlich blind.

Um so ein Spiel aus Irrungen und Wirrungen auf die Bühne zu bringen, ­bedarf es exquisiten Timings und hoher Schlagfertigkeit der Figuren. Benfield (1926–2009) war ein Meister im Schreiben solcher Stücke, in der Situations­komik wichtiger als psychologische Tiefe ist. „Don’t Lose The Place!“ hat enormes Tempo, das sich steigert, je mehr Figuren in dieses Beziehungswirrwarr verstrickt sind. Die fünf Schauspieler besitzen das Gefühl für die richtige Pointe und den richtigen Tonfall. Tara Dowds etwas überdrehte und schrille Sprache ist Ausdruck ihrer Panik und typisch für englische Theaterspiele und TV-Serien, Garry Hayden als tätowierter Tischler Eddie gibt mit seinem verschliffenen Englisch auch sprachlich den Proll. Aus dem starken Ensemble ragen Madeleine Hutchins als Verführerin wider Willen und James Walmsley als selbstgefälliger Anwalt Walter heraus. Herrlich, wie Hutchins jeden der Männer bezirzt und von Sylvias Heiratskandidaten bald als Nymphomanin angesehen wird.

„Don’t Lose The Place!“ ist ein lohnender Theaterspaß und ein Beispiel für die Kunst besonders britischer Autoren, Boulevardstücke zu schreiben. Benfield hatte das richtige Händchen für diese schnellen Komödien. Am English Theatre lief bereits 2014 sein Stück „Anyone For Breakfast?“. Das nächste Projekt an der Bühne am Lerchenfeld ist schwer­gewichtiger: Am 16.2. feiert dort Sha­ke­speares Tragödie „Othello“ Premiere.

„Don’t Lose The Place“ läuft bis zum
4. Februar täglich dienstags bis sonnabends, 19.30, English Theatre (U Mundsburg),
Lerchenfeld 14, Karten ab 21,- unter
T. 227 70 89; www.englishtheatre.de