Berlin. Schauspielerin Karoline Herfurth hat bei der romantischen Komödie erstmals Regie geführt. Was Matthias Schweighöfer ihr riet.

Als Schauspielerin ist Karoline Herfurth längst ein Star. Sie hat – unter anderem – in „Crazy“, „Das Parfum“ und „Fack ju Göhte“ gespielt und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Nun hat sie eine für sie völlig neue Rolle übernommen: Bei „SMS für dich“, der am Donnerstag in den Kinos anläuft, spielt sie nicht nur die Hauptrolle, sie hat auch Regie geführt.

Frau Herfurth, wie kamen Sie auf die Idee, selber Regie zu führen? Haben Sie so lange unter anderen Regisseuren gelitten, dass Sie es jetzt einfach mal selbst machen wollten?

Karoline Herfurth: (lacht) Nein, das hat sich eher zufällig ergeben. Eigentlich habe ich nur mal ein Demo-Band für eine Freundin gedreht. Das hat dann aber so Spaß gemacht, dass wir dachten, lass uns doch einen kleinen Film machen. Das war nur so eine Schnapsidee. Aber dann kam eins zum anderen. Plötzlich hatte ich ein 15-Mann-Team. Mir wurde eine ganze Postproduktion geschenkt, in der ich in einem Studio schneiden und mischen durfte – gleich nach Tarantino! Es hat sich alles ziemlich verrückt angefühlt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal, was O-Ton-Bearbeitung ist und dass man die Musik vor der Mischung macht. Nur um deutlich zu machen, wie naiv ich da tatsächlich rangegangen bin.

Am Ende ist „Mittelkleiner Mensch“ auch noch auf dem Hofer Filmfest gelaufen.

Ja, mir ist da sehr viel geschenkt worden. So viele Leute waren bereit, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Da konnte ich den Film nicht einfach ins Regal schieben. Ich wollte ihm eine Bühne geben. Dass das dann auch noch Hof war, war wieder ein Geschenk.

Und dann wollten Sie auch gleich mal bei einem abendfüllenden Film Regie führen?

Ich hab das nie forciert. Ich habe immer schon Interesse gehabt, aber das kam
alles eher zufällig ins Rollen. Ich wurde nach dem Kurzfilm gefragt, ob ich Ambitionen hätte. Dann sind erst mal zwei, drei Jahre ins Land gegangen, ich habe andere Sachen gemacht, und dann kam dieses Buch zur richtigen Zeit.

„SMS für dich“ ist eine romantische Komödie, aber sie handelt auch von Verlust und Trauerarbeit. Da hätte ganz viel schiefgehen können. Warum mussten Sie es sich gleich so schwer machen?

Für mich war es genau die richtige Balance zwischen Tiefgang und Leichtigkeit. Das ist genau die Mischung, die ich mir von einem Film wünsche. Da habe ich mich viel sicherer gefühlt, als wenn ich eine reine Komödie gedreht hätte.

Sie spielen auch gleich noch die Hauptrolle. Wäre es nicht klüger gewesen, erst mal nur auf dem Regiestuhl zu sitzen?

Natürlich wird man durch so eine Doppelbelastung vor Herausforderungen gestellt, die mir so nicht klar waren. Normalerweise bereite ich mich auf eine emotionale Szene schon Tage im Voraus vor. Und dann lasse ich mich an dem Tag in diese Emotion fallen und bleibe da auch drin. Aber acht Stunden heulen, das geht natürlich nicht, wenn du Regie führst. Da musst du für alle ansprechbar sein. Ich hatte aber den Vorteil, dass ich lange an dem Projekt gearbeitet habe und meine Figur daher schon lange kannte. Drehprozesse waren mir außerdem nicht neu, ich bin ja schon eine Weile dabei. Die Vorbereitung aber und die Nachproduktion, das war absolutes Neuland, vor dem ich tierischen Respekt hatte.

Wie ist das mit den anderen Schauspielern: Ist das merkwürdig für die, wenn eine Kollegin plötzlich Regieanweisungen gibt?

Die Schauspieler, mit denen ich an diesem Projekt arbeiten durfte, haben sich zum Glück total darauf eingelassen. Sie haben mich als Regisseurin angenommen, und dann war das nicht mehr Thema. Wir haben uns auf den Inhalt konzentriert und nicht auf die Konstellation. Ich habe selber mit den unterschiedlichsten Regisseuren gearbeitet und dabei zuschauen können, wie die auf die Schauspieler eingehen. Ich denke auch, dass meine Berufserfahrung als Schauspielerin mir gezeigt hat, was für eine Regieanweisung hilft und welche nicht. Und ich bin schon jemand, der sehr präzise sagen kann, was er will.

Haben Sie sich auch mal Rat geholt? Von Regisseuren, mit denen Sie schon zusammengearbeitet haben?

Es ist ja nicht so, dass ich das alles allein gemacht hätte. Die Schauspieler, das Team, die standen alle hinter mir. Manchmal habe ich trotzdem Rat gesucht und habe das Glück, gestandene Regisseure fragen zu können.

Bei „Fack ju Göhte 2“ ist Ihr Part etwas kurz geraten. Hat Sie das enttäuscht? Oder kam Ihnen das gut zupass, weil Sie schon so mit Ihrem eigenen Film beschäftigt waren?

Das war reiner Zufall, kam mir aber tatsächlich sehr entgegen. Leid tat es mir trotzdem. Aber ich war auch ganz froh, nicht nach Thailand fliegen zu müssen. Ich habe doch solche Flugangst!

Karoline Herfurth
spielt unter anderem
in „Crazy“,
„Fack ju Göhte“
und „Das Parfum“
Karoline Herfurth spielt unter anderem in „Crazy“, „Fack ju Göhte“ und „Das Parfum“ © picture alliance / dpa

Was war der schlimmste Moment bei dem Filmprojekt?

Schlimme Momente gibt es immer. Du machst einen Film ja dreimal: beim Drehbuch, beim Drehen und in der Endproduktion. Natürlich war es auch mal emotional, natürlich musste ich auch Konflikte austragen. Aber ich konnte immer gut schlafen. Der schlimmste Moment war deshalb der, als alles fertig war. Nach zwei langen Jahren, die ich immer damit beschäftigt war, konnte ich plötzlich nichts mehr machen. Ich wurde so nervös, ich konnte nicht mehr still sitzen. Matthias Schweighöfer hat mich beruhigt: „Genieße es. Das ist dein erster Film, der ins Kino kommt. Das wirst du nie wieder so erleben.“

Wenn Sie jetzt wieder mit anderen Regisseuren arbeiten, reden Sie dann öfter rein?

Ich habe immer für die Figuren, die ich darstelle, gekämpft und werde das auch weiter tun. Aber es gibt Bereiche, die kann ich nicht überblicken als Schauspielerin, das ist mir jetzt noch mal sehr viel klarer als vorher. Ich habe Regisseuren noch nie groß hineingeredet, aber ich werde denen jetzt bestimmt mit noch mehr Respekt begegnen.

Werden Sie jetzt öfter selbst Regie führen?

Ich liebe die Schauspielerei sehr, trotzdem habe ich nebenbei studiert, weil ich meinen Kopf auslasten wollte. Bei der Regie hatte ich erstmals das Gefühl, mein gesamtes kreatives Wesen ist beschäftigt. Das war eine sehr erfüllende Erfahrung. Aber jetzt muss ich erst mal abwarten, wie „SMS“ ankommt. Sollte ich mit meinem Bauchgefühl total danebenliegen, muss ich mich schon fragen, ob das das richtige Fach für mich ist. Aber ich habe unglaubliche Lust dazu.