Hamburg. Es gibt ein Metal-Leben nach Wacken. 5.000 Metal-Fans kamen an zwei Tagen zum Elbriot-Festival am Großmarkt.
Wenn morgen das Ende der Welt käme, was wäre dann heute angesagt, am letzten Tag der Menschheit? Party natürlich, jedenfalls wenn es nach Steel Panther geht. „Let’s all party like tomorrow is the end of the world“, fordert die Glam-Metal-Truppe aus Los Angeles und trifft die Gefühlslage der Elbriot-Besucher sehr gut. Bei strahlendem Sonnenschein wird ihre als Parodie auf Metal-Klischees angelegte Show am frühen Freitagabend euphorisch gefeiert, von einigen Besucherinnen, die zu „17 Girls In A Row“ auf die Bühne dürfen, so euphorisch, dass die Damen gleich mal „blank“ ziehen. Sehr zur Freude von Sänger Michael Starr, dessen lustig gemeintes Ich-hab-den-Längsten-Gehabe sich auf Dauer allerdings arg abnutzt. Aber der Auftritt von Steel Panther ist ja auch nur ein Teil dieses großartigen Heavy-Metal-Festivals, das erstmals an zwei Tagen auf dem Großmarkt-Gelände stattfindet.
15.000 Besucher, viele aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland angereist: Es gibt ein Metal-Leben nach Wacken. Und die Veranstalter haben viel dafür getan, ihre Idee von einem Innenstadt-Festival zu etablieren. Der Sound ist prächtig, auf dem Areal wird es nie zu eng, auch wer spät dran ist, kann noch einen perfekten Platz dicht an der Bühne ergattern.
Alles prima, aber natürlich kommt es auch bei schönstem Wetter und bierseligster Feierlaune vor allem auf die Musik an. Und an diesem Punkt wurde geschickt nachjustiert. Verschwunden sind die eher im Bluesrock verwurzelten Bands vergangener Jahre, sehr zurückdrängt ist der Anteil von Metalcore-Trupps, die ein junges Publikum anlocken sollten. Der gemeine Metaller will eben keine 18-jährigen Hyperaktiv-Schreihälse in Uniform (schwarz gefärbte Haare, zerschnittene Jeans, T-Shirt) erleben, sondern gestandene harte Kerle mit langen Mähnen sehen, deren Gitarrenriffs direkt auf die Magengrube zielen. Etwa Slayer, diese finstere Urgewalt, die am Sonnabend Punkt 23 Uhr das Festival mit ihrem Klassiker „Angel Of Death“ beendet. Im Gewitter der Stroboskopblitze verrichten Tom Araya, Kerry King und Co. ihr Nachtwerk zu „Slayer! Slayer!“-Sprechchören. Dunkle Wolken haben sich zusammengezogen, aber angesichts dieser Wutbrocken wagt sich kein Regentropfen aufs Gelände. Schon zum zweiten Mal ist Slayer Headliner beim Elbriot und auch im 35. Karrierejahr noch das Maß aller Metal-Dinge.
Carcass, Mastodon und Testament sind weitere Highlights eines Festivals, das zwar auch Schwachpunkte hat, darunter die schlappen Powermetaller Sabaton, aber dann doch viel zu schnell vorbei ist. 2017 gibt’s zwar eine Fortsetzung, doch dann wird das Elbriot wieder auf einen Tag zusammengestrichen. Hat gewiss Kostengründe, ist aber dennoch schade, denn wenn das Ende der Welt (mal wieder) ausfallen sollte, reicht die Partylaune auch 2017 sicher für mehr als 24 Stunden.