Spartensender wie KiKA zeigen angesichts der Europameisterschaft viel Sport. Sollten Schüler die späten Spiele live erleben?

    Man muss sich die Pausenhöfe der Schulen derzeit unbedingt als Orte vorstellen, die fest in der Hand des Fußballs sind. Wenn sich nicht allzu viel verändert hat, wird dort immer noch gekickt – ob mit Tennisbällen oder denen aus Leder. Außerdem werden, so ist zu hören, Sammelbildchen für die EM-Alben wie blöd getauscht. Gut möglich, dass der ein oder andere Achtjährige derzeit ein bisschen mehr Taschengeld bekommt: Die Päckchen sind schließlich nicht billig, und Fußball-Europameisterschaft ist nicht jedes Jahr.

    Sie schlägt aber Kinder und Jugendliche genauso in den Bann wie Erwachsene. Das mag nicht nur der Besuch einer beliebigen Hamburger oder Schleswig-Holsteiner Schule, sondern auch eine aktuelle Studie belegen. Die Medienforscher der Initiative „Flimmo“ haben vor dem Sportsommer mit Europameisterschaft und Olympia 6- bis 13-Jährige zum Thema „Sport und Medienkonsum“ interviewt. Wenig überraschendes Ergebnis: Das Interesse an den Wettkämpfen und die Begeisterung für Sport und Sportsendungen ist groß.

    Jungen wie Mädchen schauen Fußball-Liveübertragungen

    Das fängt schon damit an, dass derjenige, der fest an die Bildschirmsucht der Heranwachsenden glaubt – Fernseher, YouTube, Playstation – und Kinder grundsätzlich für bewegungsfaul hält, den Untergang des Abendlandes abblasen muss. Praktisch jeder der Befragten treibt regelmäßig Sport. Beliebteste Sportart ist übrigens Fußball vor Tanzsportarten wie Ballett und Leichtathletik; insgesamt ist die Palette der ausgeübten Leibesertüchtigungen breit gefächert. Überdeutlich und analog zu allen übrigen Altersgruppen ist Fußball allerdings der Quotenkönig im Fernsehen: Kinder und Jugendliche schauen mit weitem Abstand am liebsten Fußball-Liveübertragungen – und zwar Jungen und Mädchen gleichermaßen.

    Sport ist ein wichtiges Thema für Heranwachsende, sie suchen sich Vorbilder und Idole, die sie auch über die Sendungen hinaus bewundern. Ein Umstand, den beispielsweise der Kinder­kanal (KiKA) in seinem Programm abzubilden sucht. Rund um die EM sendet KiKA Sendungen und Filme wie „Kopfballkönig Koen“ (seit 22.5., sonntags, 15 Uhr, Doppelfolgen).

    Auch die sogenannten Trend-Checks in „KiKA LIVE“ (19.6., 26.6., 3.7., jeweils 20.10 Uhr, sowie 7.7., 20 Uhr) sind fußballinfiziert. Darin kommen Kinder zu Wort und tun ihre Meinungen zur und Stimmungen bezüglich der EM kund. Daneben begleitet KiKA die Fußball-EM mit der Kinder-Nachrichten-Sendung „logo!“ des ZDF, die auf KiKA läuft. „logo!“ führte im Vorfeld ein Interview mit Marco Reus. Außerdem will die seit Langem etablierte und verdienstvolle Kindersendung die Fußball-EM mit ihrem Online-Auftritt über die Live-Berichterstattung hinaus auf www.tivi.de begleiten. „logo!“ übernimmt den pädagogischen Part, was die auf Kinder zugeschnittene Berichterstattung angeht. „Wir beziehen den Überbau eines solchen Groß-Events mit ein – einer der ersten Beiträge wird sich den hohen Sicherheitsvorkehrungen widmen. Wir erzählen unseren jungen Zuschauern, dass die Europameisterschaft unter alles andere als normalen Bedingungen stattfindet“, sagt Markus Mörchen, der Leiter der ZDF-Kindernachrichten.

    Interaktion mit jungen Zuschauern ist durchaus gewünscht. Beim Format „KiKA kommt zu dir!“ bewarben sich unlängst Fußballmannschaften aus der ganzen Republik für ein Spiel gegen eine Mannschaft aus Moderatoren des KiKA-Programms. Die hohe Anziehungskraft des Fußballs könne der Sender „durch die Reaktionen der Zuschauer auf den Aufruf sowie auf das Format an sich bestätigen“, sagte ein KiKA-Sprecher dem Abendblatt.

    Was Kinder an Sportübertragungen übrigens am meisten schätzen, ist das Gemeinschaftserlebnis. Beruhigend für ihre Eltern, dass es sie aber nicht unbedingt auf die seit einigen Jahren berühmt-berüchtigten Fanmeilen zieht; ihnen reicht das kollektive Sportgucken im heimischen Wohnzimmer. Dort laufen auch gern fiktionale mit Sport befasste Stoffe – der Kinderfußballfilm „Die Wilden Kerle“ hat auch mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Premiere nichts von seiner Beliebtheit verloren.

    Bliebe das Problem der späten Anstoßzeiten, die manche Eltern regelmäßig in Gewissensnöte bringen. Die Schulen kommen ihnen nicht entgegen, wie Peter Albrecht, der Sprecher der Schulbehörde, gegenüber dem Abendblatt bestätigte: „Der Unterricht findet wie gewohnt statt, eine Änderung aus Anlass der EM ist nicht geplant. Die Schulen dürfen EM-bedingt keinen Unterricht ausfallen lassen oder verschieben.“

    So wird es auf die Großzügigkeit der Eltern ankommen. Die Handlungsanleitung von Björn Lengwenus, dem Schulleiter an der Stadtteilschule Alter Teichweg, klingt allerdings eindeutig. „Gegen das gemeinsame Erlebnis, die Freude über den Sieg oder die Trauer nach einer Niederlage des deutschen Teams ist ein müder Schultag gar nichts“ , sagt Lengwenus. Zur Schule müsse man trotzdem pünktlich. Mit frischen Fußballeindrücken – „wem sollte man denn vom Spiel erzählen, wenn man zu Hause bliebe?“, fragt Lengwenus rhetorisch.

    Die nächsten „logo!“-Nachrichten laufen heute um 14.08 Uhr, 16.15 Uhr und 19.50 Uhr