Hamburg. Heute legendär: 2007 sang der Soul-Superstar auf einem Barhocker im Grünen Jäger auf St. Pauli
Knapp 24.000 Fans werden Adele am Dienstag und Mittwoch in der Arena erleben. Das sind gut 23.950 mehr als vor neun Jahren bei ihrem ersten Konzert in Hamburg. Am 23. Februar 2007 spielte Adele vor einer besseren Handvoll Besuchern im Grünen Jäger am Neuen Pferdemarkt.
Es war ein „Ich war dabei, als sie noch keiner kannte“-Konzert wie einst die Beatles im Indra, R.E.M. im Knust, Rammstein und Oasis im Logo oder White Stripes im Molotow. Dabei spielte Adele damals im Grünen Jäger nur eine Nebenrolle. Ihr Plattenlabel Beggars Group/XL Recordings, das auch in Hamburg eine Dependance hat, plante im Grünen Jäger eine Showcase-Reihe, um in der Musik- und Medienmetropole Hamburg neue Künstler live vorzustellen.
Für den Auftakt wurde der Londoner Songwriter Jack Peñate gebucht. Der musste allerdings absagen, für ihn sprang sein Kumpel Kid Harpoon ein, heute Songwriter für Florence + The Machine. Und eine weitere Freundin von Peñate und Harpoon, die 18-jährige Adele Adkins, kam mit nach Hamburg, um das Vorprogramm zu bestreiten.
So sahen 42 zahlende Besucher und 10 Gäste, wie Adele sich mit ihrer Gitarre auf einen Barhocker setzte und eine halbe Stunde Songs wie „Daydreamer“ und „Hometown Glory“ sang, die ein Jahr später auf ihrem ersten Album „19“ erschienen, ein Millionenseller. „Ich hörte ihre Stimme und wusste sofort: Die wird ein Superstar. Sie hat das Publikum sofort in den Bann gezogen“, erinnert sich Beggars-Pressesprecher Sven Herwig, und für „Revolver Club“-DJ Benny Ruess, der den Abend mit organisierte und den Ton abmischte, war schon der Soundcheck denkwürdig: „Da kam ein kleines niedliches Mädchen mit herrlichem britschen Bierkutscher-Humor, das aussah, als sei es aus dem Kelly-Family-Bus gefallen. Als wir dann aber Soundcheck machten, flog ich fast vom Hocker. Sie hatte so ein wahnsinniges Organ, dass ich die Gesangsanlage gar nicht hochpushen musste.“
Nach dem Showcase erwies sich Adele als trinkfeste Britin beim Besuch der Absackerkneipe Mutter und schlief im Hotel Commodore. Als sie ein Jahr später im März 2008 in den Stage Club kam, war „19“ gerade erschienen und der Run auf die Karten bereits riesig. Gerade mal 300 gab es damals.