Hamburg. Der 41-Jährige soll ab November die Moderation der „Tagesthemen“ übernehmen. Bereits 2013 wurden Zamperoni gute Chancen eingeräumt.
„Wer auch immer sein Nachfolger wird – so cool wird’s im Weißen Haus nicht mehr zugehen“, schrieb Ingo Zamperoni via Twitter am 27. Februar dieses Jahres. Dazu postete er ein Video, in dem US-Präsident Obama mit großem Stimm- und Körpereinsatz einen Ray-Charles-Song zum Besten gibt.
Schlagzeilen macht hierzulande in diesen Tagen eine ganz andere Nachfolge, nämlich die von Zamperoni selbst. Der 41 Jahre alte ARD-Journalist soll Nachfolger von „Tagesthemen“-Moderator Thomas Roth werden, berichtet der „Tagesspiegel“ mit Berufung auf „gut unterrichtete Kreise“. Offiziell verkündet wird die Personalie Zamperoni wohl erst am heutigen Mittwoch bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Intendanten-Tagung in Potsdam. Beim für die „Tagesthemen“ zuständigen NDR wollte sich am Dienstag jedenfalls niemand vorab dazu äußern.
Roths Vertrag endet am 30. November dieses Jahres; anschließend verabschiedet sich der 65-Jährige in den Ruhestand. Dass für den renommierten Posten des „Tagesthemen“-Moderators kein anderer ernsthaft infrage kommt als der Hamburger Ingo Zamperoni, gilt seit einiger Zeit als ausgemacht. Bereits 2013, als Thomas Roth zum Nachfolger von Tom Buhrow ernannt wurde (der wiederum auf den Posten des WDR-Intendanten wechselte), wurden Zamperoni gute Chancen für den Job eingeräumt. Die ARD entschied sich damals jedoch nicht für die spektakuläre, sondern für die elegantere (und naheliegende) Lösung: Der erfahrene Nachrichtenmann Roth stieg an die Spitze der „Tagesthemen“ auf, während Zamperoni der wohl begehrteste Korrespondentenjob angeboten wurde, den Sender gemeinhin zu vergeben haben: den im US-Büro in Washington.
Zamperoni fuhr also bei der Ernennung von Thomas Roth keine Niederlage ein; er durfte sich mit dem Wechsel auf die US-Korrespondentenstelle einen lang gehegten Traum erfüllen – und dorthin zurückkehren, wo er einst als Praktikant seine Journalistenkarriere startete. Der Türcode im Studio Washington, witzelte Zamperoni damals im Interview, sei noch derselbe wie 13 Jahre zuvor. Für Zamperonis Frau – eine Amerikanerin, mit der er drei gemeinsame Kinder hat – stellte der zweijährige Zwischenstopp in der alten Heimat sicher kein allzu großes Opfer dar. Den Mietvertrag für die Eimsbüttler Wohnung kündigte die Familie vor ihrem Umzug in die USA; laut „Bild“ soll sie sich bereits nach einer neuen Bleibe in Hamburg umsehen.
Ingo Zamperoni berichtete in den vergangenen Monaten für die ARD von der Oscar-Verleihung und natürlich ausführlich von den wichtigsten Stationen des US-Wahlkampfs. Er radelte in Portland mit einem Skelett durch die Straßen und alberte für die WDR-„Lokalzeit“ in dem 1500-Seelen-US-Dorf Cologne mit einer bärtigen Countryband herum. Zamperoni bewältigte all dies mit der gewohnten Souveränität und Lässigkeit, die ihn als Moderator auszeichnet. Dass er bei den „Tagesthemen“, die er bereits vertretungsweise einige Wochen moderierte, mehr (und häufiger) gefordert sein dürfte, ist wohl nicht zu bestreiten.
Das künftige „Tagesthemen“-Moderatorenteam wird aus Zamperoni, Caren Miosga und Pinar Atalay bestehen. Letztere kommt zum Einsatz, wenn Zamperoni oder Miosga im Urlaub sind. Caren Miosga wiederum soll eine eigene, nach ihr benannte Interviewsendung für den NDR moderieren – eine interne Aufwertung der allseits geschätzten Moderatorin, die kommende Woche die Verleihung des Nannen-Preises in Hamburg moderieren wird.
Die Station als US-Korrespondent scheint im Lebenslauf öffentlich-rechtlicher Nachrichtenmoderatoren beinahe zum guten Ton zu gehören. Anders gesagt: In auffälliger Häufigkeit folgte auf den Studiojob in Washington die Beförderung zum Anchorman eines wichtigen Nachrichtenmagazins. Das war bei Tom Buhrow der Fall, bei Claus Kleber und Wolf von Lojewski. Nun wird sich Ingo Zamperoni also einreihen in die Riege jener Starmoderatoren mit jahrelanger journalistischer (Auslands-)Erfahrung – mit dem Zusatz, dass er bei Jobantritt einige Jahre jünger sein wird als so mancher Kollege. Mit Zamperonis Ernennung verjüngen sich auch die „Tagesthemen“ sichtbar.
„Ich glaube fest daran, dass der neue Job mich weiterbringt, ich dadurch noch besser gerüstet sein werde für den danach – welcher auch immer das sein mag“, hatte Ingo Zamperoni im Jahr 2013 auf die Frage nach seinen beruflichen Plänen geantwortet. Welcher Job sein nächster sein wird, das steht nun fest. Erst im Februar hatte NDR-Intendant Lutz Marmor angekündigt, dass Zamperoni gute Chancen habe bei der Vergabe des aufmerksamkeitsträchtigen Moderatoren-Postens.
Die „Tagesthemen“ und Ingo Zamperoni – die neue Paarung mag wenig überraschend sein, ist dafür umso vielversprechender.