Hamburg. „Eule findet den Beat“ erlebte als Bühnenversion seine Uraufführung im Schmidtchen. Eine hinreißende Entdeckungsreise.

In den meisten Kinderzimmern ist die Eule (neben Teddy, dem ungeschlagenen Favoriten) ein gern gesehener Gast. Da gibt es im Bücherregal die „Heule-Eule“, die von Mama Eule getröstet werden muss, die „Eule mit der Beule“ (ähnlicher Plot) – und für den Nachwuchs hipper Großstadteltern zwischen Berlin-Prenzlauer Berg und Hamburg-Ottensen seit rund zwei Jahren die vermutlich coolste Vertreterin ihrer Art: jene Eule nämlich, die den Beat findet.

Das musikalische Hörspiel „Eule findet den Beat“ von Charlotte Simon, Christina Raack und Nina Grätz ist eine hinreißende Entdeckungsreise durch die Welt der Musikgenres. Im Schmidtchen feierte die Bühnenfassung von Christina Raack und Co-Regisseurin Christiana Garba ihre Uraufführung.

Erste Attraktion, noch bevor sie überhaupt in Aktion tritt: „Eine echte Discokugel!“ flüstert ein Mädchen in Reihe zwei ergriffen und deutet auf den glänzenden Silberball unter der Schmidtchen-Decke. Bereits am Eingang gibt es – bloß nicht unterzuckern! - Capri-Sonnen für alle (Elternseufzer: „Na gut, aber nur eine!“). Die wissbegierige Eule (Nikola Lenk) wäre als solche womöglich nicht ohne weitere sachdienliche Hinweise zu erkennen gewesen, aber niedlich ist sie in ihrem Jumpsuit und den gelben Puschelfedern allemal. Kinder im Vorschulalter buchstabieren ihr vor der Bühne souverän R-O-C-K, das unvermeidliche „Mama, ich muss mal“ wird zurückgestellt für den „Rockergruß“, es groovt und flittert und glitzert, wenn die fröhliche Fliege ihren Pop-Song singt oder die Kellerassel lässig erklärt, was Jazz ist.

Das tolle fünfköpfige Ensemble (neben Lenk sind das Jonas Anders, Kristin Riegelsberger, Manuel Klein und Emre Akca) schafft den Talent-Spagat zwischen kindgerechtem Spiel, vielseitigem Gesangstalent und Können an den Instrumenten – quer durch alle Stile. Dass jemand spielerisch und musikalisch ebenso überzeugend eine Opern-Motte, eine Hip-Hop-Ratte und einen Reggae-Papagei verkörpern kann wie Jonas Anders, ist tatsächlich bemerkenswert.

Eltern zum Mittanzen und -singen zu animieren, scheint dagegen nicht ganz so einfach, erst bei einer lustigen „Dirty Dancing“-Persiflage werden auch die Erwachsenen lockerer. Vielleicht hätten sie auch die eine oder andere Capri-Sonne vertragen.

„Eule findet den Beat“ wieder am 16./17.4., 11.00 und 14.30, Schmidtchen, Karten zu 19,80 (Erwachsene) und 13,20 (Kinder) unter T. 31 77 88 99