Hamburg. Miteigentümer Rocko Schamoni will Schäden am Gebäude in wenigen Wochen reparieren lassen. Zwangsversteigerung soll wie geplant stattfinden

Der „Pudel Verein für Gegenkultur“ will den legendären Golden Pudel Club am Hafen nach dem schweren Brand am vergangenen Wochenende bereits in Kürze wiedereröffnen. „Der beschädigte Dachstuhl wird abgetragen und das Gebäude abgedichtet – dann kann der Golden Pudel Club im besten Fall in zwei bis vier Wochen wieder genutzt werden. Darauf hoffen wir“, sagte der Gründer und Eigentümer des Nachtclubs, Rocko Schamoni, dem Hamburger Abendblatt.

Somit soll der Golden Pudel Club bereits vor der Zwangsversteigerung am 20. April erneut öffnen. Die Versicherung habe den durch das Feuer entstandenen Schaden vor Ort besichtigt und sich bereit erklärt, die Kosten für die Notmaßnahmen zu tragen. „Natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Brandursache noch nicht geklärt ist“, sagte Schamoni. Die Polizei hat weiterhin keine heiße Spur: „Auch wir bekommen von den Ermittlern derzeit keinen Zwischenstand“, sagte Scha­moni. Solange verbiete es sich aber, über ein Motiv der vermuteten schweren Brandstiftung zu spekulieren.

Für den Freitagabend rief die Initiative „Leerstand zu Wohnraum“ auf St. Pauli zu einer Solidaritätsdemon­stration für den Golden Pudel Club mit dem Titel „Unsere Ruine kriegt ihr nicht“ auf. Dabei sollte auch gegen die drohende Abschiebung des 32 Jahre alten Ghanaers Kofi P. demonstriert werden. Der Mann hatte vor dem Brand auf der Terrasse gelebt und wurde nach dem Brand zunächst als Zeuge vernommen. Kofi P. befindet sich inzwischen in Abschiebehaft in Eisenhüttenstadt.

Nach dem Brand wird inzwischen auch das Gutachten überarbeitet, das den Verkehrswert des Golden Pudel Clubs zuvor auf 510.000 Euro festgesetzt hatte. Laut dem Gründer des Nachtclubs ist eine schnelle Wiedereröffnung auch deshalb nötig, um die ausstehenden Gehälter und Löhne zahlen zu können.

Der Bezirk Altona hatte zuletzt jede mögliche politische Unterstützung für den Kult-Club nahe dem Fischmarkt angekündigt. Man wünsche sich, dass auf der Fläche ein Treffpunkt der Off-Szene erhalten bleibe, sagte Bezirkssprecher Martin Roehl. Ein Sprecher der Finanzbehörde schloss jedoch aus, dass die Stadt selbst das Grundstück bei der Zwangsversteigerung erwerben wird.

Die bisherigen Eigentümer Scha­moni und der Unternehmer Wolf Richter können ebenfalls auf den Erwerb der Immobilie mitbieten. „Es ist noch nicht absehbar, ob das Kollektiv sich dort beteiligen kann oder wird“, sagte Schamoni. Richter hat sich zum Verfahren bislang nicht geäußert, zuvor jedoch den Betrieb des Cafés Oberstübchen im Obergeschoss des Gebäudes eingestellt, was später zur Zwangsversteigerung führte.

Der Golden Pudel Club wurde bereits 1988 auf St. Pauli gegründet und gilt als Keimzelle der Hamburger Subkultur. Seit 1994 befindet sich der Club in dem derzeitigen Standort, einem ehemaligen Schmugglergefängnis aus dem Jahr 1872. Schamoni und Richter hatten das Gebäude im Jahr 2008 gemeinschaftlich gekauft, sich später aber über die Nutzung des Gebäudes zerstritten.