hamburg. Die ZDF-Serie „Ku’damm 56“ wurde in Hamburg vorgestellt

Diese Zeit ist im Fernsehen bislang zu kurz gekommen. Dem Zweiten Weltkrieg und dem Mauerfall haben sich die deutschen Fernsehmacher ausführlich gewidmet. Den 50er-Jahren indes blieb die Tür zum historischen Mehrteiler bislang verschlossen. Das ändert sich nun. Nico Hofmanns Firma teamworx hat zusammen mit dem ZDF die dreiteilige Serie „Ku’damm 56“ produziert, die ab 20. März ausgestrahlt wird. Am gestrigen Mittwoch wurde sie erstmals der Presse vorgestellt – in Anwesenheit der Macher sowie aller Hauptdarsteller.

„Ku’damm 56“ erzählt von drei jungen Frauen und ihrem Aufbegehren gegen das biedere Frauenbild. Sie sind auf der Suche nach ihrer Identität – und scheitern dabei an familiären und gesellschaftlichen Umständen. Es ist ein Leben zwischen Heiratsmarkt, Heimatfilm und Hauswirtschaftskurs, dem die jungen Frauen ausgeliefert sind.

Claudia Michelsen spielt die Tanzschulbesitzerin Caterina Schöllack, die alles daransetzt, ihre drei Töchter anständig (also: an wohlhabende, gut situierte Männer) zu verheiraten. Die größte Sorge bereitet ihr dabei Monika (Sonja Gerhardt), die sich so gar nicht in die Rolle der braven Hausfrau fügen mag. Helga (Maria Ehrich) dagegen hat eine scheinbar glänzende Partie gemacht und wird einen angehenden Staatsanwalt heiraten. Eva arbeitet als Krankenschwester und würde gern „Frau Professor“ sein – weshalb sie ihren deutlich älteren Chef (Heino Ferch) heftig umschwärmt. „Ku’damm 56“ erzählt von heimlichen Träumen und von Rissen, die sich hinter der mühsam aufrechterhaltenen bürgerlichen Fassade auftun.

Regisseur Sven Bohse und Drehbuchautorin Annette Hess erschaffen eine heile Welt, um sie im Lauf der drei 90-Minüter umso heftiger in Scherben zu legen. Es gibt einen vermissten Vater und eine ungewollte Schwangerschaft, unglückliche Ehen und Beziehungen, die nicht sein dürfen. „Die 50er-Jahre haben mich schon immer fasziniert“, erzählt Annette Hess beim Pressetermin. „Einmal ist es die Zeit, in der meine Eltern jung waren. Zum Zweiten sind diese Jahre geprägt von einer ungeheuren Gegensätzlichkeit. Der gewaltige Aufbruch kämpft mit einer ebenso gewaltigen Geschichte.“

Hess übrigens fungiert bei „Ku’damm 56“ als sogenannter Writer/Producer, wie es im Englischen heißt. Als eine Autorin, die bei der Produktion ein Mitspracherecht hat und nicht bloß fertige Drehbücher abliefert. Auf ein ähnliches Prinzip setzten zuletzt die Macher der RTL-Serie „Deutschland 83“. Ein Schritt also zur Aufwertung des Autorenjobs im TV? Bei „Ku’damm 56“ jedenfalls scheint die neue Arbeitsteilung gelungen zu sein.