Es sind Schätze der Weltkultur, die in Hamburger Museen bewahrt werden. Teil 8: Historische Museen: Hamburg Museum.
Carl Conrad Fischer: Cembalo, 1716
In der Barockzeit wurden in Hamburg nicht nur hochwertige Orgeln, sondern auch Cembali und Clavichorde hergestellt, von denen allerdings nur wenige Exemplare erhalten geblieben sind. Eines dieser kostbaren Instrumente ist ein Cembalo, das Carl Conrad Fleischer 1716 gefertigt hat. Der hoch geschätzte Instrumentenbauer gehörte zu der renommierten Werkstatt Fleischer-Middelburg-Zell, die von 1670 bis 1750 in Hamburg tätig war. Bemerkenswert ist einerseits die ausgefeilte Mechanik, die völlig unverändert erhalten geblieben ist, wie auch das originale Klangbild des bis heute spielbaren Instruments, bei dem es sich offenbar um die Sonderanfertigung für einen privaten Kunden gehandelt hat. Andererseits bestechen die Verzierungen dieses Instruments, das auch mit prächtigen Malereien geschmückt wurde.
Atelier Mindermann: Abendkleid, um 1893
Das musste man sich erst einmal leisten können: Dieses zweiteilige, ärmellose Abendkleid dürfte Ende des 19. Jahrhunderts wohl nur für Angehörige des gehobenen Bürgertums erschwinglich gewesen sein. Es besteht aus gelbem Seidensatin. Das Oberteil mit asymmetrischem Plastron aus Chiffon und aufwendiger Perlen- und Paillettenstickerei läuft spitz verengend aus. Effektvoll ist die Schulterbetonung durch drei roséfarbene Stoffrosen. Der ausgestellte, in Bahnen geschnittene Rock endet in einer Schleppe mit Chiffonschal. Wer dieses Abendkleid geschneidert hat, wissen wir aufgrund des eingewebten Schriftzugs im Taillenband: „Regine Mindermann, robes et confections“. Erworben wurde das Abendkleid für das Museum für Hamburgische Geschichte im Jahr 1937 aus dem Besitz der Familie Rücker.
Johann Georg Stuhr: Baumhaus mit Nieder- und Binnenhafen, 1685
Insgesamt etwa 2400 Arbeitsstunden haben Chefrestauratorin Silke Beiner-Büth und ihre Kollegen in die „Frischzellenkur“ für ein großartiges Barockgemälde investiert, das nun wieder einen einzigartigen Blick auf den Hafen im späten 17. Jahrhundert eröffnet: Der Maler Johann Georg Stuhr dürfte ungefähr dort gestanden haben, wo sich heute das Körber-Forum befindet, und sich nach Norden gewendet haben, um die Skizzen für diese Stadtansicht zu zeichnen, die neben den Gebäuden auch viel vom Hafenalltag zeigt: Frachtschiffe, Ewer, die das Obst in die Stadt transportieren. Außerdem ist ein Segelschiff zu sehen, dessen Rumpf gerade ausgebessert wird.
Im Mittelpunkt steht mit dem Baumhaus eines der schönsten Hamburger Profangebäude des 17. Jahrhunderts. 1662 hatte der Rat beschlossen, an der Ecke Baumwall und Steinhöft ein Mehrzweckgebäude zu errichten, in dem der Hafenaufseher seine Amtsstube haben sollte. Da er jede Nacht die Zufahrt zum Binnenhafen mit einem Baum verschloss, der über die Fahrrinne geschoben wurde, erhielt das Gebäude den Namen Baumhaus. Den Auftrag übernahm Hans Hamelau, dessen erster Entwurf vom Senat jedoch abgelehnt wurde.
Der sei viel zu schlossartig geraten, sagte man dem Baumeister und schickte ihn auf eine Studienreise in die Niederlande. Nach seiner Rückkehr entwarf er ein dreistöckiges Gebäude mit einem Dachgeschoss. Neben Verwaltungsräumen, Wohnungen und Beherbergungszimmern in den unteren Stockwerken gab es im Hauptgeschoss einen Festsaal, der als Konzerthalle genutzt wurde. In dem an der Decke mit einem Schlachtengemälde verzierten Saal, der etwa 200 Personen Platz bot, gab Telemann von 1722 an öffentliche Konzerte. Am 6. April 1723 fand hier zum Beispiel die Uraufführung seiner „Admiralitätsmusik“ statt. Doch die größte Attraktion war die Aussichtsplattform auf dem Dachgeschoss. In Reiseberichten aus dem 17. und 18. Jahrhundert wird der einzigartige Blick auf Stadt und Hafen gerühmt. Herder und Lessing gehörten zu den prominenten Besuchern des Hauses, das auch auf einer Skizze auftaucht, die der englische Maler William Turner bei seinem Hamburg- Besuch 1835 anfertigte.
Abendblatt-Serie: 50 Meisterwerke
Dirk Ostorp: Isabeenbecher, 1519
Dirk Ostorp war nicht nur ein talentierter Goldschmied, sondern auch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Anfang des 16. Jahrhunderts gehörte der Kunsthandwerker bereits zum wohlhabenden Hamburger Bürgertum. Von 1523 bis zu seinem Tod im Jahr 1534 war Dirk Ostorp Münzmeister der Hansestadt, vermutlich nicht nur ein angesehenes, sondern auch ein einträgliches Amt. Interessant ist die Tatsache, dass der Goldschmied schon früh zu den Anhängern der Reformation gehörte, die 1529 durch Johannes Bugenhagen in Hamburg eingeführt wurde. Im Auftrag des Rats schuf Dirk Ostorp silberne Becher, die in der städtischen Repräsentationskultur eine wichtige Rolle spielten. Der Becher, der sich im Besitz des Hamburg Museums befindet, war offenbar zunächst das Schaustück einer Hamburger Familie. Später erhielt der Deckel als Bekrönung die Figur der heiligen Elisabeth. Lange Zeit diente der Isabeenbecher, der in das Hospital St. Elisabeth gelangte, dem Collegium der Oberalten als Wahlurne.
Werkstatt-Nachfolge von Bertram von Minden: Eichenholz-Kruzifix, um 1420
Meister Bertram, wie Bertram von Minden (um 1340 bis 1414 oder 1415) auch genannt wird, war einer der bedeutendsten Bildkünstler der deutschen Spätgotik. Sein Hauptwerk ist der Altar, den er ursprünglich für die Petrikirche geschaffen hatte und der sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet. Das Kruzifix aus Eichenholz aus dem Bestand des Hamburg Museums wurde oft als Meister-Bertram- Kreuz bezeichnet. Eine dendrochronologische Untersuchung hat jedoch ergeben, dass es aus der Zeit um 1420 stammt, als der berühmte Maler bereits nicht mehr am Leben war. Stilvergleiche legen allerdings den Schluss nahe, dass es sich um ein Werk handelt, das von einer Werkstatt geschaffen wurde, die in Bertrams Nachfolge stand. Der Corpus dieses Kruzifixes ist als leidender Christus in einer Weise dargestellt, wie sie für die abendländische Kunst seit dem 13. Jahrhundert verbindlich war. Die Enden des lateinischen Kleeblattkreuzes zeigen die Evangelistensymbole, wobei der Mensch für Matthäus, der Löwe für Markus, der Stier für Lukas und der Adler für Johannes steht. Ursprünglich befand sich das gotische Kunstwerk als Stiftung der Bruderschaft Unserer Lieben Frauen im Dom, später kam es in das im Jahr 1505 gegründete Hiobs-Hospital.
Historische Museen/Hamburg Museum
Das 1914 bis 1922 von Fritz Schumacher errichtete Gebäude beherbergt eines der größten stadthistorischen Museen Europas. Thema ist die Geschichte Hamburgs von den Anfängen bis heute. Die Sammlung umfasst Objekte aus zwölf Jahrhunderten. Holstenwall 24, Di–Sa 10.00–17.00, So und feiertags bis 18.00