Berlin. Regisseur plant neue Version von „Vier gegen die Bank“ mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Bully Herbig und Jan Josef Liefers.
Zumindest weiß er, was er tut. In Hamburg hat er zwar am Theater begonnen, am Ernst Deutsch Theater, in Berlin aber seine ersten Filme gedreht, er war an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, Theaterwissenschaft hat er auch dort studiert. Nun will Wolfgang Petersen in den drei Monaten drehen, die in Berlin traditionell ziemlich unangenehm werden. Dezember, Januar, Februar. Er wolle das zeigen, das „graue Berlin“, sagt er, er wolle weg „vom sonnigen Berlin-Klischee“.
Nun könnte man einwenden, dass in den Filmen über die Stadt – von „Berlin Alexanderplatz“ bis zum „Himmel über Berlin“ und jüngst „Victoria“ – Berlin zu keiner Zeit der Filmgeschichte als ein besonders heimliger, friedlicher Ort dargestellt wurde (wozu auch, so lange es München gibt?). Aber Wolfgang Petersen lebt seit knapp 30 Jahren in Los Angeles, da geht manches Detail verloren.
Nun kehrt er zurück, ein Kreis würde sich mit seiner Rückkehr schließen, erzählt er bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt. Für seinen kommenden Film hat er die gesamte A-Liga eingekauft: Til Schweiger, Jan Josef Liefers,Matthias Schweighöfer und Michael „Bully“ Herbig. Sie alle sitzen zusammen mit dem Regisseur auf dem Podium, bei den Damen sucht Wolfgang Petersen noch. Alexandra Maria Lara werde mitspielen, die „schönste Deutsche“ (Stand „Bild“ 2005).
Wolfgang Petersen möchte einen eigenen Klassiker aktualisieren, eine neue Version von „Vier gegen die Bank“ für das Kino hat er sich vorgenommen. Der Originalfilm, für das Wolfgang Menge das Drehbuch schrieb, strahlte 1976 die ARD aus. Er war eine nette, unbeschwerte, leicht belanglose Krimikomödie, deren Thematik und Aussagen im Lauf der Jahrzehnte doch deutlich verstaubten. Damals waren in Petersens Spielfilm vier noble Männer zu erleben, die die Rezession beunruhigte und die ihren wirtschaftlichen Status gefährdet sahen. Zudem nervten die Gattinnen, deren Lebensglück mit der Ausgabenhöhe stieg. Die Männer beschlossen, eine Bank zu überfallen.
Das ganze Filmvorhaben passte in eine Zeit, in der „der gute Gangster“ populär wurde und in der Schauspieler wie David Niven und Peter Ustinov sich mit einem Augenzwinkern an anderen bereicherten. Irgendwann konkurrieren dann vier „echte“ Bankräuber mit unseren Feierabendräubern, und dann wird es auch ziemlich klamaukig.
Ein Remake von „Vier gegen die Bank“ schließt sich daher aus, bestimmte Sachen könne man heute gar nicht mehr machen, sagt Wolfgang Petersen selbst, zum Beispiel, dass wir, also die Zuschauer, den Bankräuber die Daumen drücken und hofften, dass die Reichen wieder reich werden. Genau das war das Leitmotiv des Films von 1976. 2015 braucht es andere Helden.
Ein Boxer, ein Schauspieler, ein Werber, ein Anlageberater sind heute die Protagonisten, allesamt ökonomisch Mittelschicht. Die Bank ist heute nicht mehr das Opfer, sondern der Feind. Denn ein Bankdirektor lässt die Investmentkonten von Boxer, Schauspieler und Werber „böswillig in den Totalverlust“ rasseln. Wirtschaftlich geht es also um alles, nicht um ein paar unfeine Dellen in der Bilanz. Und natürlich sind sie nicht mehr die gutherzigen Kerle, die auf den falschen Weg geraten, sondern vier Typen, die ohnehin recht kaputt sind. Nicht gebrochen, aber beträchtlich angeknackst, wie sich aus der Pressemitteilung – mit sechs Zeilen mutmaßlich die kürzeste Inhaltsangabe in der Geschichte der Filmindustrie – herauslesen lässt.
Den Boxer, der seine Karriere hinter sich hat, spielt Til Schweiger. Die Rolle des „abgehalfterten Schauspielers“ übernimmt Jan Josef Liefers, und Til Schweiger kann sich die Anmerkung nicht verkneifen, dass sich Liefers also selber spiele. Matthias Schweighöfer ist ein Marketingmann, der sich aus dem Schatten des reichen Vaters befreien wolle, „cholerisch“ sei er, sagt Matthias Schweighöfer, also „sehr cholerisch. Eigentlich wahnsinnig.“ Michael „Bully“ Herbig ist ein „neurotischer Anlageberater“, er sei das Opfer, das sei „seine liebste Rolle“.
Wie üblich bei solchen Pressekonferenzen versichert jeder auf der Bühne, was für eine wahnsinnige Ehre es doch sei, mit den anderen zu drehen, aber in dem Fall lässt sich tatsächlich konstatieren, dass Wolfgang Petersen ein kaum zu überbietendes deutsches Starensemble vereint hat, Michael „Bully“ Herbig und Til Schweiger sind zudem die erfolgreichsten Kinofilmregisseure des Landes. Der Einzige, dessen großer Erfolg länger zurückliegt, ist ausgerechnet Wolfgang Petersen. 2006 erschien sein letzter Film, „Poseidon“ hieß der Katastrophenfilm, ein komplett sinnloses Spektakel. „The Perfect Storm“ im Jahr 2000 funktionierte vor allem, weil George Clooney und Mark Wahlberg so großartig spielten, sein bester Film, den er in Hollywood drehte – von dem auch alle auf der Bühne schwärmten – war „In the Line of Fire“ mit Clint Eastwood. Das war 1993.
62 Motive in Berlin habe er ausgewählt, sagt Petersen, vor allem am früheren Flughafen Tempelhof werde gedreht, keine Studiotermine, er wolle „Dinge zeigen, die man nicht kennt“. Eine „Komödie mit hohem Standard“ wolle er drehen, sagt er. Weihnachten 2016 wird abgerechnet. Dann soll der Film in die Kinos kommen.