Hamburg. Verhaltene Publikumsreaktionen bei Paradise Lost und Lucifer im Gruenspan. Zuschauer freuten sich offenbar mehr nach innen.
„Ich trage so lange Schwarz, bis es etwas Dunkleres gibt“ steht auf einem T-Shirt. Das hängt im Schaufenster eines Ladens auf dem Weg zum Gruenspan, ist natürlich lustig gemeint, dürfte der Band Paradise Lost aber aus der dunklen Seele sprechen. Schließlich tragen alle fünf Musiker beim Konzert im mit etwa 600 Besuchern sehr gut gefüllten Club an der Großen Freiheit vom Bandana bis zu den Schuhen Schwarz – nicht mal ein kleiner Aufdruck, bei Metalbands sonst Usus, sorgt für einen Lichtstrahl in all der Finsternis. Bei einer Band, die Paradise Lost (Verlorenes Paradies) heißt und ihr aktuelles Album „The Plague Within“ (Die Seuche im Innern) nennt, natürlich nur konsequent. Man freut sich halt mehr nach innen.
Und ist erstaunt ob der eher lahmen Publikumsreaktionen. „Ihr seid ja ein ganz schön ruhiger Haufen“, stellt Sänger Nick Holmes gegen Mitte des Auftritts fest. Naja, wer ein Konzert mit „No Hope In Sight“ beginnt und ein anderes Stück mit der Geste des sich Erhängens illustriert, darf sich vielleicht nicht wundern, wenn sein Gothic Metal eher kontemplativ bewundert als aktiv gefeiert wird. Eine starke Band mit vielen starken Songs aus einer inzwischen auch schon 25 Jahre währenden Karriere bleibt das britische Quintett natürlich, und bei Gassenhauern wie „As I Die“ oder „Say Just Words“ kommt dann auch ordentlich Bewegung in die träge Menge. Immerhin.
Auf die musste Vorband Lucifer leider fast völlig verzichten. Sehr ungerecht, denn nach kurzer Warmspielphase lieferte die Band mit Wurzeln in Berlin schön hypnotische Psychedelic-Nummern ab, die hörbar aus der Hardrock-Vergangenheit schöpfen. Sängerin Johanna Sedonis ließ die langen blonden Haare fliegen wie eine Hohepriesterin des Doom Metal und sorgte mit tiefroter, weit wallender Hippie-Bluse für den Farbtupfer an diesem düsteren Abend. Es muss ja nicht immer Schwarz sein.