Am 5. November startet der Bond-Film „Spectre“. Er ist teuer wie nie – und Hauptdarsteller Daniel Craig mosert öffentlich.

Alles Spielverderber. Eigentlich könnten sich Barbara Broccoli, die Bond-Produzentin, und der Sony-Verleih doch freuen. Am 5. November startet der 24. James-Bond-Film, Titel „Spectre“. Wieder mit Daniel Craig, den viele schon für den besten 007 aller Zeiten (oder doch seit dem Ur-Bond Sean Connery) halten. Diesmal mit Monica Bellucci als zwar ältestem, aber wohl auch glamourösesten aller Bond-Girls. Dann auch noch Christoph Waltz als Gegenspieler. Die Schurken waren immer am besten, wenn sie aus dem deutschsprachigen Raum kamen. Und die Action muss so hochgeschraubt worden sein, dass Ausstatter Dennis Gassner den Film mit Beethovens Fünfter vergleicht: „Bababa-baaa!“

Nach jahrzehntelangem Justizstreit sind überdies die Filmrechte an den Namen Spectre und ihrem Oberschurken Stavros Blofeld an die Bondproduzenten Broccoli und ihren Stiefbruder Michael Wilson zurückgefallen. Nur deshalb war der einzige Bond außerhalb der offiziellen Reihe, „Sag niemals nie“, überhaupt erst möglich. Jetzt gehört Spectre wieder zur Serie Bond, der neue Film heißt denn auch gleich so. Die Vorbereitungen für die Premiere am 26. Oktober in London und zwei Tage später in Berlin laufen, der Vorverkauf hat begonnen, die Fans fiebern auf die Vorabaufführungen.

Aber irgendwie steckt der Wurm in „Spectre“. Nicht im Film selbst. Aber ständig wird das Erfolgspaket Bond attackiert, und nicht etwa nur von außen, sondern, das ist neu, auch aus dem inneren Kreis. Unvergessen, wie das Hollywoodstudio von Unbekannten gehackt worden ist und durch dieses „Sonyleaks“ einige bekannte Details an die Öffentlichkeit gerieten.

Seither weiß die Welt nicht nur, dass das Budget von ursprünglich 200 Millionen Dollar auf 350 Millionen angeschwollen ist, was den Film zum wohl teuersten Film aller Zeiten macht. Nein, die Welt weiß jetzt auch, was ungefähr der Inhalt des Filmes ist, etwa die Tatsache, dass der von Waltz gespielte Gegenspieler Franz Oberhauser der ältere Bruder von Bonds Stiefvater ist. Und nicht nur das: Schlimmer noch dürfte für die Filmemacher sein, dass einige interne E-Mails von Mitarbeitern bekannt wurden, die die Qualität des Scripts klar bemängelten. Und als der neue Bond-Song von Sam Smith, „Writing on the Wall“, bekannt wurde, gab der Interpret sogleich selbst zu, dass sein Song wohl keine Charts-Qualitäten hat.

Am ärgerlichsten aus Sicht von Sony war sicherlich, als Daniel Craig in einem Interview mit „Time Out“ bekannte, dass er keine Lust auf Bond habe. Lieber würde er „dieses Glas zerbrechen und mir die Pulsadern aufschlitzen“, als noch mal einen Bond zu drehen, wetterte der Star, der zum vierten Mal den Geheimagenten Ihrer Majestät spielt. Er scheint amtsmüde und bereit, die Dienstwaffe an den Nagel zu hängen. Wenn er überhaupt je noch einmal einen Bond-Film drehen würde, „dann nur wegen des Geldes“.

Damit immerhin ist Daniel Craig spätestens jetzt gleichauf mit dem Ur-Bond Sean Connery. Der hatte sich einst heillos zerstritten mit Albert R. Broccoli, dem Produzenten und Vater von Barbara Broccoli. Auch wenn Connery gleich zweimal als Agent wiederkehrte, das letzte Mal in „Sag niemals nie“, aber als Gegen-Bond und klare Kampfansage zur offiziellen Serie.

Daniel Craig soll inzwischen ein Maulkorb verpasst worden sein. Dass ein Star aber einen Blockbuster solch gigantischen Ausmaßes derart attackiert, ist neu im Business. Craig war ja nicht nur ein Bond-Darsteller. Er hat sich auch bei den Drehbüchern eingebracht, hat Sam Mendes bei „Skyfall“ und nun auch bei „Spectre“ durchgesetzt und war bei Letzterem, wie der Schauspieler selbst sagte, „involviert wie nie“. Bond ist also auch sein Baby. Wenn so einer wettert, dann muss wirklich etwas Schlimmes passiert sein. Und es kann nicht nur die Knieverletzung gewesen sein, nach der Craig eigentlich hätte operiert werden müssen, aber weiterdrehte.

Dass es ein „ziemlich schwieriger Dreh“ war, hat kürzlich auch ein Insider der „New York Post“ bestätigt. Von Anfang an soll es Probleme gegeben haben, die Arbeiten zogen sich über acht Monate hin. Und Sam Mendes, so hört man, soll lange gezögert haben, bis er sich dann doch noch mal auf den Regiestuhl setzte.

Buchmacher bieten Wetten an, wer den neuen Bond spielen könnte: Wird Idris Elba der erste Schwarze sein, der die Rolle übernimmt? Oder Damian Lewis der erste Rothaarige? Auch die Namen von Benedict Cumberbatch, Tom Hardy und Michael Fassbender werden munter in die Runde geworfen. Der Noch-Darsteller interessiert sich für solche Spekulationen nicht und findet auch dafür kräftige Worte: „Mir scheißegal. Denen viel Glück.“

Oder sollte Craig doch nur hochpokern, um noch mehr Gage zu kriegen? 20 Millionen soll er für „Spectre“ bekommen haben, plus eine Gewinnbeteiligung an Kino-, TV- und DVD-Auswertung, was ihm insgesamt das Achtfache einbringen könnte. Einen Film müsste er vertraglich noch drehen. Legt er jetzt nur die Latte für die nächsten Verhandlungen hoch? Barbara Broccoli, die ihn einst als Bond besetzt hat, als noch alle über den „blonden Bond“ gelacht hatten, hält tapfer an ihm fest. „Er kann 007 ewig spielen – so lange er will.“ Sie gibt gleichwohl zu verstehen, dass es auch ohne ihn ­weitergehen wird: „Bond ist größer als jeder der Darsteller, die ihn verkörpert haben.“