Hamburg . Star des Abends war Deneuve, die mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet wurde. „Das Brandneue Testament“ eröffnete das Festival.

So einen Auftakt hat das Filmfest Hamburg noch nie erlebt. Gleich am Eröffnungsabend und noch vor dem ersten Film wurde die wichtigste Auszeichnung des Festivals vergeben, der Douglas-Sirk-Preis. Und es war eine besonders anerkannte und charmante Preisträgerin, die ihn entgegennahm. Catherine Deneuve ist zwar eine Kinolegende, aber immer noch ausgesprochen aktiv. Zu sehen war das im Eröffnungsfilm „Das Brandneue Testament“ von Jaco Van Dor­mael. Die Laudatio hielt der Schauspieler David Bennent.

Vor dem Cinemaxx am Dammtor stieg die Schauspielerin ganz undivenhaft pünktlich um halb acht aus der Limousine, begleitet von lauten „Catherine, Catherine“-Rufen. Geduldig posierte die Deneuve in roten High Heels für die Fotografen, beantwortete Fragen am roten Teppich, dabei stets ein Lächeln auf den Lippen.

Hamburgs Filmschaffende wollten sich diese Eröffnung natürlich nicht entgehen lassen, so etwa die Schauspielerinnen Hannelore Hoger, Maria Schrader und Pheline Roggan, ihre Kollegen Peter Lohmeyer und Stephan Schad, NDR-Intendant Lutz Marmor und die Produzenten Katharina und Markus Trebitsch.

Im Kinosaal zündet David Bennent der Deneuve eine Zigarette an. „Damit Sie sich bei meiner Rede auf Deutsch nicht langweilen, Mademoiselle!“ Dann wechselte er in seiner Laudatio vom Französischen ins Deutsche: „Catherine Deneuve überragt die meisten Schauspieler ihrer Generation, weil sie in ihrer Rollenwahl unvorstellbar mutig ist.“ In mehr als 100 Filmen hat sie in den vergangenen 50 Jahren mitgespielt. Ihre Regisseure waren unter anderen François Truffaut, Roman Polanski, Lars von Trier und François Ozon. Bennent, der selbst mit seiner Rolle als Oskar Matzerath in der Verfilmung der „Blechtrommel“ Kinogeschichte schrieb, schwärmte: „Sie ist eine geheimnisvolle Frau, die zwar im Fach der, wie es damals so schön hieß, jugendlichen Liebhaberin begann, aber sich sehr schnell den Thron der Charakterdarstellerin verdiente.“

Die schönsten Bilder vom Filmfest Hamburg

Die französiche Schauspielerin Catherine Deneuve erhielt den Douglas-Sirk-Preis
Die französiche Schauspielerin Catherine Deneuve erhielt den Douglas-Sirk-Preis © dpa | Axel Heimken
David Bennent, Catherine Deneuve, Olaf Scholz und Albert Wiederspiel
David Bennent, Catherine Deneuve, Olaf Scholz und Albert Wiederspiel © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Festivalbesucher warten am Abend auf die Eröffnung
Festivalbesucher warten am Abend auf die Eröffnung © dpa | Axel Heimken
Edgar Selge auf dem Roten Teppich in Hamburg
Edgar Selge auf dem Roten Teppich in Hamburg © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Gustav Peter Wöhler und Albert Wiederspiel waren bei dem Filmfest unter den Gästen
Gustav Peter Wöhler und Albert Wiederspiel waren bei dem Filmfest unter den Gästen © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Claudia Rieschel und Wanda Perdelwitz, beide elegant gekleidet beim Hamburger Filmfest
Claudia Rieschel und Wanda Perdelwitz, beide elegant gekleidet beim Hamburger Filmfest © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Der Intendant des St.-Pauli-Theaters, Ulrich Waller und seine Frau Dania Hohmann  erlebten die Gala gemeinsam
Der Intendant des St.-Pauli-Theaters, Ulrich Waller und seine Frau Dania Hohmann erlebten die Gala gemeinsam © dpa | Georg Wendt
Die französiche Schauspielerin Catherine Deneuve ausnahmsweise allein auf dem Roten Teppich
Die französiche Schauspielerin Catherine Deneuve ausnahmsweise allein auf dem Roten Teppich © dpa | Georg Wendt
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve , Olaf Scholz und die österreichisch-schweizerische Schauspielerin Anna Tenta vor der Eröffnung der Gala
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve , Olaf Scholz und die österreichisch-schweizerische Schauspielerin Anna Tenta vor der Eröffnung der Gala © dpa | Georg Wendt
Schauspielerin Pheline Roggan kam ebenfalls zur Eröffnung des Filmfestes
Schauspielerin Pheline Roggan kam ebenfalls zur Eröffnung des Filmfestes © dpa | Georg Wendt
Der Schauspieler Peter Lohmeyer (rechts) und sein Sohn Louis Klamroth in Hamburg
Der Schauspieler Peter Lohmeyer (rechts) und sein Sohn Louis Klamroth in Hamburg © dpa | Georg Wendt
Tatortkommissar Borowski lässig auf dem roten Teppich
Tatortkommissar Borowski lässig auf dem roten Teppich © picture alliance / rtn - radio t
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Der 49-Jährige lobte den Arbeitseifer und die Vielseitigkeit der Kollegin. „Für einen Preis wie diesen ist es viel zu früh, aber ich freue mich wahnsinnig, heute Abend der Schauspiellegende und Stilikone Catherine Deneuve den Douglas-Sirk-Preis für ihren Beitrag zur Filmkunst überreichen zu können.“ De­neuve bedankte sich bei Bennent für „die wundervolle Laudatio“. Sie freue sich besonders über diesen Preis, da Douglas Sirk einer ihrer Lieblingsregisseure sei.

Zuvor hatte Filmfest-Chef Albert Wiederspiel die Gäste begrüßt und zunächst politische Töne angeschlagen. Nachdem ein Werbespot des Hamburger Regisseurs Lars Becker zur Flüchtlingsproblematik gezeigt wurde, sagte Wiederspiel: „Ich finde es wichtig, dass Becker den abstrakten Zahlen menschliche Gesichter gegeben hat.“ Er selbst sei auch einmal ein Flüchtlingskind gewesen. „Heute hätten diese Kinder die Chance, sich hier eine attraktive Zukunft aufzubauen, und wir haben die Chance, eine neue, aber auch eine herausfordernde Bevölkerungsgruppe Teil unserer Gesellschaft werden zu lassen.“

Aber natürlich ging er auch auf das Thema Kino ein. „Seit Jahren beschäftigen sich viele Institutionen damit, den europäischen Film hier in Europa zu fördern, sichtbarer zu machen. Wir beschweren uns alle darüber, dass der europäische Film schon im Nachbarland nicht mehr wahrgenommen wird. Meine Damen und Herren, wir brauchen einfach mehr Deneuve.“

Esther Ofarim sang vor der Leinwand das Lied „Layla Layla“. Bürgermeister Olaf Scholz würdigte in seiner Ansprache die Filmbranche als „unverzichtbarer Teil des Medienstandortes Hamburg“ und ergänzte: „In meinem Alltag als Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit wird mir immer auch deutlich, dass Filme ein wesentliches Element der Kommunikation zwischen Kulturen und Nationen sind.“ Natürlich lobte auch er die Deneuve und sagte: „Sie spielen Unterschiedlichstes so vollkommen und brillant, dass man sich über nichts wundert und nichts selbstverständlicher findet, als das, was Sie tun.“

Das konnte man kurz darauf überprüfen, als der Eröffnungsfilm „Das Brandneue Testament“ in drei Sälen gleichzeitig anlief. In Jaco Van Dor­maels grotesker Komödie transportiert der Regisseur Gott ins heutige Brüssel. Er ist ein übellauniger Kerl, der die Menschen drangsaliert. Seine Tochter hackt sich in seinen Rechner und schickt den Menschen eine Mail mit ihrem Todesdatum. Die Deneuve spielt einen weiblichen Apostel, der vom Partner verlassen wird und sich daraufhin in einen Zirkusgorilla verliebt. Der Film kommt am 3. Dezember in unsere Kinos.

Im Anschluss feierten die zahlreichen Gäste den Filmfestauftakt bis in die frühen Morgenstunden im Hotel Grand Elysée.