Hamburg. Beim Branchenfest des Hamburger Presseclubs auf dem Süllberg ist die aktuelle Politik das beherrschende Thema – Verleger wollen geeigneten Neuankömmlingen Stipendien anbieten

Alexander Josefowicz

Das Thema Flüchtlinge bewegt dieser Tage die Medien und ihre Macher wie kein anderes. Nicht nur von Berufs wegen und nicht nur während der Arbeitszeit beschäftigt die Menschen hinter den Artikeln, den Beiträgen in Fernsehen, Radio und Internet, wie Deutschland mit den Hilfesuchenden umgeht. Auch auf dem feinen Süllberg in Blankenese. Dort trafen sich am Freitagabend mehr als 1100 Gäste zur Nacht der Medien, die zum zwölften Mal vom Hamburger Presseclub ausgerichtet wurde.

Zwischen Gin-Aperitifs und Food-Stationen auf der Terrasse von Sternekoch Karlheinz Hauser, neben Small Talk und einem durchweg optimistischen Ausblick hinsichtlich der Bewerbung Hamburgs um die Olympischen Sommerspiele 2024 kam immer wieder die große politische und gesellschaftliche Herausforderung zur Sprache, vor der Hamburg, Deutschland und ganz Europa stehen.

Selbstredend wurde über die Macht der Bilder, journalistisches Selbstverständnis und den Umgang mit der Unterbringung gesprochen – wo, wenn nicht hier, wo Entscheider und Chefredakteure, Redaktionsleiter und Autoren zusammenkommen? Der gastgebende Hamburger Presseclub setzt in diesem Zusammenhang ein eigenes Zeichen, wie Präsident Klaus Ebert erläutert: „Kurzfristig ermöglichen wir geeigneten Flüchtlingen aus Hamburg journalistische Stipendien an der Akademie für Publizistik.“ Die großen Hamburger Medienhäuser werden in diesem Rahmen unterstützen und Praktikumsplätze vergeben. Die Kandidaten kommen auf Empfehlung der jeweiligen Flüchtlingseinrichtungen. „Wie viele Personen schlussendlich gefördert werden, hängt von ihrer Qualifikation und Vorbildung für dieses Einstiegsprogramm ab“, so Ebert weiter.

Eine Idee aus dem Kreise des Vorstands, die auch Carsten Brosda gefällt. Der Medienbevollmächtigte des Senats lobte den Umgang der Medien mit der aktuellen Lage ausdrücklich: „Die besonnene Berichterstattung kann dabei helfen, eine Willkommenskultur in Deutschland zu etablieren.“ Mit Reportagen über das Ankommen der Flüchtlinge, ihr Wohnen und ihre Perspektiven – seien sie auch noch so verbesserungswürdig – werde ein authentisches Bild gezeichnet.

In den sozialen Netzwerken scheint aber zusehends jegliche Scheu verloren zu gehen, noch die schlimmsten Tiraden unter dem eigenen Namen um die digitale Welt zu schicken. Auch hier würden die Medien ihrer Verantwortung gerecht, so Brosda. „Es ist stets klar, dass es sich um die Ansichten einer radikalen Minderheit handelt.“ Statt der Versuchung zu erliegen, die reißerischen Äußerungen als gleichwertig darzustellen, gelänge den Medien die Einordnung.

Auch wenn die Nacht der Medien einmal mehr ihrem Namen alle Ehre machte, planten viele Gäste, am Sonnabend früher als sonst aufzustehen: Bei „Hamburg bekennt Farbe“ und anderen Demonstrationen gegen den geplanten Aufmarsch von Rechtsextremen in Hamburg wollen auch Medienmacher und Politiker ein klares Zeichen setzen, dass in Hamburg kein Platz für Fremdenhass ist.