Hamburg. Bei strömenden Regen begrüßte Joan Baez ihre 3000 Fans, die ihre Regenschirme abgeben mussten, mit den Worten „Scheißen Wetter“.

„Sex on the beach“ wollte keiner. Glühwein und Grog hätten an der Cocktail-Bude im Stadtpark sicher Absatz gefunden, denn es war kalt und nass an diesem Abend. Joan Baez brachte es bei ihrer Begrüßung gleich auf den Punkt: „Scheißen Wetter“.

Kurz nach 20 Uhr war die Folksängerin auf die Bühne gekommen, Minuten vorher hatte es angefangen zu regnen. Da waren noch gar nicht alle ihre Fans auf dem Gelände, es staute sich vor den Einlasstoren, weil die Zuschauer ihre Regenschirme abgeben mussten. Im strömenden Regen.

Baez reagierte ebenfalls auf das Wetter und sang als zweite Nummer „A Hard Rain’s Gonna Fall“ von ihrem alten Weggefährten Bob Dylan. Mit „Forever Young“ und „It’s All Over Now“ hatte sie noch weitere Dylan-Klassiker im Repertoire.

Mit ihrer klaren und hellen Stimme sang die Ikone des politischen Liedes gegen das Unwetter an, bedankte sich immer wieder dafür, dass die etwa 3000 Fans sich in die Open-Air-Arena aufgemacht hatten und unverdrossen ausharrten. Baez’ Sohn Gabriel Harris, Perkussionist in ihrem Trio, trommelte gegen Ende des Konzertes auf den Congas gegen den Regen an, wie seine Mutter es vor Urzeiten in Woodstock erlebt hat, doch es schüttete weiter wie aus Eimern.

Dabei hätte man sich für diese sanften und bedeutsamen Lieder einen lauen Sommerabend gewünscht. „That’s nature“ kommentierte die 74-jährige an einer Stelle trocken. Immerhin ersparte sie ihrem Publikum das Ritual des Von-der-Bühne-Gehens, um dann für die Zugabe zurückzukehren.

John Lennons „Imagine“ und das bekannte Volkslied „Donna Donna“ beendeten einen Konzertabend, der dem Publikum einiges abverlangte. Eineinhalb Stunden lang Folksongs im Regen zu lauschen, kann eine Herausforderung sein. Vielleicht ist dem einen oder anderen auch klar geworden, warum Bob Dylan Mitte der 60er-Jahre die akustische durch eine elektrische Gitarre ersetzte.