Hamburg. Eine Vertragsverlängerung mit der ARD lehnte der beliebte Moderator am Freitag ab. Ende 2015 ist Schluss. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt
Das Aus kam urplötzlich: Am späten Freitagnachmittag gab der NDR bekannt, dass Günther Jauch seinen Vertrag für die sonntägliche Talkrunde in der ARD, die seinen Namen trägt, nicht verlängern wird. Bis Ende 2015 läuft die Show noch, die live aus dem Berliner Gasometer gesendet und von Jauchs Firma i&u TV produziert wird, bis dahin muss das Erste ein neues, quotenträchtiges Gesicht für den Premiumsendeplatz im Anschluss an den „Tatort“ präsentieren können.
Über die genauen Beweggründe für das Ende der Zusammenarbeit machten beide Parteien keine genauen Angaben. Laut Sendermitteilung habe sich Jauch zwar „sehr gefreut“ über das Angebot der ARD, die seit September 2011 laufende Show weiter zu moderieren. Trotzdem habe er abgelehnt, „sowohl aus beruflichen als auch aus privaten Gründen“, zitiert der NDR, der auf ARD-Seite für das Format verantwortlich ist, den Moderator weiter.
ARD-Programmdirektor Volker Herres gab sich optimistisch: Man werde an den Erfolg „2016 anknüpfen können und unseren Premium-Anspruch in diesem Genre aufrechterhalten – dann leider ohne Günther Jauch“. Trotzdem dürfte man bei der ARD nicht ausschließlich unglücklich über den prominenten Abgang sein – allein aus finanziellen Gründen. Summen von mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr für Honorar und Produktion wurden schon kurz nach Vertragsabschluss 2010 kolportiert, ein Dementi dieser Summe gab es nie. Damit ist „Günther Jauch“ zwar die mit einem Zuschauerschnitt von 4,62 Millionen über alle Ausgaben hinweg erfolgreichste, aber wohl auch teuerste Show ihres Genres im deutschen Fernsehen.
Auf Widerstand innerhalb der ARD stieß darüber hinaus, dass der 58-Jährige durchsetzen konnte, sich nicht exklusiv ans Erste zu binden. Für den Privatsender RTL macht er weiterhin Unterhaltungssendungen wie das Quiz „Wer wird Millionär?“. Die guten Quoten der Talkshow sind zudem nur teilweise mit der bei den Zuschauern beliebten Moderatorenpersönlichkeit verbunden. Der Sendeplatz im direkten Anschluss an den „Tatort“ trägt das Seine dazu bei, dass Jauch über vier Jahre hinweg so erfolgreich war.
Wie es sich für einen Abschied gehört, fand der NDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Lutz Marmor nichts als lobende Worte für die Leistungen des Mannes, der 2007 zum ersten Mal zur ARD gelockt werden sollte, das aber unter Verweis auf die „Gremlins in den Gremien“ seinerzeit ablehnte: „Er hat mit seiner Sendung oft die politische Agenda geprägt und für das Erste neue Zuschauer gewonnen. Sein Talkformat ist pointiert, hintergründig, emotional und auch mal unterhaltsam aufbereitet – passend für den Sonntagabend.“ Den übernahm Jauch 2011 von Anne Will, die seitdem mit dem deutlich weniger prominenten Sendeplatz am späten Mittwochabend vorlieb nehmen muss.
Und auch wenn Jauch von den Zuschauern stets gern gesehen wird, gibt es von anderer Seite immer wieder Kritik an seinem Moderationsstil, am Umgang mit Gästen und Inhalten: Zuletzt stand die Sendung im März dieses Jahres im medialen Kreuzfeuer. Jauch baute einen aus dem Zusammenhang gerissenen Videoausschnitt in seine Talkshow ein, in dem der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis den Deutschen vermeintlich unter Verweis auf die aktuelle finanzielle Situation des Landes den Stinkefinger zeigt.
Wer auch immer die Talkshow-Nachfolge am Sonntagabend im kommenden Jahr antreten wird – die ARD tut gut daran, sich des Ausspruchs zu erinnern, mit dem Peter Voß, der damalige Intendant des SWR, die gescheiterten Verhandlungen mit Günther Jauch im Jahr 2007 lakonisch kommentierte: „Ohne Jauch geht’s auch.“
„Günther Jauch“, So, 21.45 Uhr, ARD