Hamburg . Das Art-Directors-Festival in Hamburg zeichnet die Titelseite mit Piktogrammen aus. Der Hauptpreis geht an eine Lichtinstallation.

Wenn der Art Directors Club Deutschland (ADC) seine Auszeichnungen – die Nägel in Gold, Silber und Bronze – vergibt, freuen sich zumeist Werbe-, Kommunikations- und Designagenturen. Dass eine Tageszeitung ausgezeichnet wird, ist ungewöhnlich, handelt es sich bei den Preisen des größten deutschen Wettbewerbs der Kreativwirtschaft doch um Ehrungen, die besonders gelungene Arbeiten aus der eigenen Branche herausstellen. Umso größer war die Freude beim Hamburger Abendblatt, dass eine der Titelseiten mit einem Goldenen Nagel prämiert wurde.

Die Idee, die erste Seite der Ausgabe vom 30. August 2014 statt mit Texten mit Piktogrammen zu füllen, entstand in Zusammenarbeit mit der Agentur Mutabor im Rahmen ihres Projekts lingua365, das zusätzlich zum Goldenen vier weitere Nägel in Silber und Bronze erhielt. Heinrich Paravicini, Mitgründer und Chief Creative Officer von Mutabor: „Kreatives piktografisches Design und Publizieren zusammenzubringen – das war unser Selbstversuch. Gestartet als Blog für Design-Insider ist lingua365 schließlich in der Mitte der Gesellschaft gelandet: auf dem Titel des Abendblattes. Eine großartige Partnerschaft zwischen Digital und Print. Vielen Dank an die Chefredaktion für den Mut und an den ADC für die Nägel.“

Berndt Röttger, Mitglied der Chefredaktion, der am Donnerstag mit Paravicini die Auszeichnung im Stage Operettenhaus entgegennahm, ergänzt: „Was für ein Experiment, was für ein Spaß – und was für eine Auszeichnung! Der Goldene Nagel für die wohl ungewöhnlichste Titelseite in der Geschichte des Abendblatts – das ist eine Riesenfreude für die ganze Redaktion. Und die ausgezeichnete Titelseite zeigt: Die Tageszeitung ist auch im 21. Jahrhundert innovativ und kann die Nachrichtenpräsentation neu erfinden.“

Zwei große Gewinner hat der Wettbewerb: Zum einen die Aktion „Rechts gegen Rechts – Der unfreiwilligste Spendenlauf Deutschlands“. Die von GGH Lowe und Grabarz & Partner entwickelte Aktion, bei der ein Aufmarsch von Rechtsextremen in einen Spendenlauf zugunsten der Neonazi-Aussteigerorganisation Exit umfunktioniert wurde, gewann zwölf Goldene, einen Silbernen und zwei Bronzene Nägel. Die Installation Lichtgrenze – entwickelt von WhiteVoid im Auftrag Berlins – überzeugte die Jury unter Vorsitz von Andreas Grabarz jedoch so vollständig, dass sie dem Projekt den Grand Prix des Festivals verlieh, in noch nie da gewesener Einigkeit, wie ADC-Präsident Stephan Vogel betonte.

„Zum ersten Mal in der Geschichte des ADC wurde ein Grand Prix im ersten Wahlgang und absolut einstimmig gewählt.“ Die 15 Kilometer lange Installation aus 8000 Ballons, die anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls die ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westberlin sichtbar machte, habe „Menschen zueinander und ins Gespräch gebracht“, so Vogel. Grabarz ergänzte, dass die Entscheidung ganz bewusst nicht gegen den Spendenlauf, sondern für die Lichtgrenze gefallen sei. Auch sonst sei das Niveau der Arbeiten in diesem Jahr „auf allen Ebenen sehr gut“ gewesen.

Das spiegelt sich auch in der Zahl der vergebenen Preise wider: Insgesamt 37 Goldene, 92 Silberne und 156 Bronzene Nägel wurden 2015 von den 378 Juroren vergeben. Und 248 weitere Auszeichnungen, zwei davon ebenfalls für das Abendblatt. Oder vielmehr für die von der Agentur Oliver Voss für das Abendblatt entwickelte Plakat-Kampagne „Echte Hamburger“. „Kreative Ideen treiben uns an. Für eine starke regionale Zeitungsmarke wie das Hamburger Abendblatt wollen wir mit Design und Kampagnen überraschen. Wir danken unseren Partnern Oliver Voss und Mutabor Design“, sagte Abendblatt-Marketingchefin Vivian Hecker.

ADC Ausstellung mit allen Preisträgern Fr, Sa, 10-19 Uhr, Millerntor-Stadion (U St. Pauli), Harald-Stender-Platz 1, Karten ab 10,-; www.adc.de