Hamburg. Die wunderbare Schauspielerin Ursula Hinrichs wird am Montag 80 Jahre alt

„So geht das“, sagt Ursula Hinrichs mit ihrer leicht kratzigen, dennoch festen Stimme und umschreibt damit die Bewältigung ihres Lebens schlechthin. „So geht das“, mit Disziplin, privat wie in ihrem Beruf. „Disziplin muss man planen“, sagt sie und ist doch beileibe keine schnurgerade und stur den Prinzipien verpflichtete Frau. Bei der Erziehung ihrer vier Kinder, räumt sie ein, sei sie nicht so streng gewesen. Allein die kecken Grübchen in ihren Wangen zeugen von ihrem Witz und ihrer Warmherzigkeit, die auch Ausnahmen zulassen. Nicht aber, wenn es um Verabredungen geht, im Theater oder außerhalb der Bühne. „Das mache ich mein Leben lang“, bekräftigt sie. Sogar jetzt, wo Hinrichs, die große alte Dame des Ohnsorg Theaters am 27. April 80 Jahre alt wird.

„Die Hinrichs“, so muss man sie bewundernd nennen, verkörpert jene selten gewordene Schauspieler-Spezies, die Professionalität mit bodenständigem Pragmatismus, enormer Bühnenpräsenz, Charme, Komödiantik und einer von innen kommenden Leuchtkraft so bezwingend versieht, dass das Publikum gar nicht anders kann, als ihr zu applaudieren.

Diese Auftritte sind am Ohnsorg leider seltener geworden, dem Alter geschuldet. Eine Rolle je Spielzeit, das mutet sie sich noch zu, obwohl sie, wie sie selber sagte, „eigentlich sehr jung geblieben“ ist und viele Jahre als „resolutes Mädchen vom Ohnsorg“ galt. Dabei hat dieses „resolute Mädchen“ eine zarte Seele, die selbst in den deftigsten Rollen durchscheint. Sie kann auf den Putz hauen als kodderschnäuzige Alte, kann noch so ausgeflippte Seniorinnen spielen, immer ist da diese Noblesse, die selbst Rollen auf ein Niveau hebt, die das eigentlich nicht verdienen.

Ursula Hinrichs hat die Zeiten an der Niederdeutschen Bühne erlebt, in denen das Odium des hemmungslosen Lach-Vergnügens wie Pech am Ruf des Hauses klebte. Und sie hat die Jahre genossen, in denen das Haus sich zunehmend Stücken in plattdeutscher Übersetzung zuwandte und noch heute widmet, die das Volkstheater ebenso beinhalten wie Klassiker und klassische Lustspiele.

Sie ist eine geborene Plattdeutsche aus dem Oldenburger Land, ihre Eltern stammen von Bauernhöfen, sie ist keine gelernte Schauspielerin. Sie hatte einfach Lust zu spielen und gab mit 17 Jahren ihren Einstand an der Oldenburger August-Hinrichs-Bühne. Der niederdeutsche Schriftsteller August Hinrichs war ein Großvater ihres Mannes. Es war beinahe Ehrensache für ein plattdeutsch sprechendes Mädchen in Oldenburg, ans plattdeutsche Theater zu gehen. Schon 1972 spielte sie am Ohnsorg Theater, bevor sie 1982 ins Ensemble aufgenommen wurde. Dass ein Regisseur wie Dieter Wedel auf sie im „Großen Bellheim“ nicht verzichten wollte, dass Peter Zadek um sie vergebens buhlte, weil sie einfach keine Zeit für andere Bühnenabstecher hatte, das sind schöne Marginalien in der großen Wertschätzung dieser Schauspielerin.