Hamburg. Mit dem Bambi Galore hat sich in Hamburgs Osten ein Club etabliert, in dem es für kleines Geld ordentlich was auf die Ohren gibt.

Oozing Wound (Nässende Wunde), Internal Bleeding (Innere Blutung) und Bonehunter (Knochenjäger) heißen einige der Bands, für deren Konzerte mit schrill-bunten Plakaten am Eingang zum Bambi Galore geworben wird. Hier, nahe der U-Bahn-Station Billstedt, hat sich in den vergangenen acht Jahren ein Heavy-Metal-Club etabliert, der immer mehr Fans harter Klänge in Hamburgs Osten lockt. Das freundliche Gesicht hinter dem finster-martialischen Programm ist Florian Holzapfel, 39, der im Kulturpalast Billstedt eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann machte und als Azubi-Projekt im Mai 2007 die Metal-Reihe „Revolt!“ ins Leben rief. „Am Anfang war es schwer, die Leute nach Billstedt zu kriegen“, erinnert er sich. Den Negativrekord gab’s 2008, als sich ganze sieben Gäste im etwa 150 Besucher fassenden Kellergewölbe mit den zugemauerten Fenstern verloren.

Doch seitdem ging es beständig bergauf. Heute lösen durchschnittlich 100 Metalfans an Konzertabenden ein Ticket zum Dumpingpreis von (meist) unter zehn Euro, auch Kiel, Lübeck, Bremen und Rostock gehören inzwischen zum Einzugsgebiet. 50 bis 80 Bands bewerben sich pro Woche um einen Auftritt, davon viele aus dem europäischen Ausland und sogar aus Südamerika. 450 von ihnen haben mittlerweile im Bambi gespielt, manche schon vier- oder fünfmal. Die sind mit dem Club, dessen meterdicke Mauern den Schall von der nahen Nachbarschaft fernhalten, groß geworden – und empfinden das Bambi Galore als Heimat. „Ich buche gerne Bands aus der Umgebung dazu, wenn ein größerer Act kommt“, sagt Holzapfel. „Später bringen die dann vielleicht ihr erstes Album raus und feiern bei uns eine Release-Party.“ Und die garantiert in der Regel ein volles Haus.

Konzerttickets können per E-Mail oder Facebook-Nachricht reserviert werden

1999 zog Holzapfel aus seiner Freiburger Heimat nach Hamburg. „Der Stadt wegen“, wie er sagt. Musikalisch sozialisiert war er da längst. Metallica, Slayer und Helloween gehörten ab dem zwölften Lebensjahr zu seinen Lieblingen, später erweitere sich das Spektrum um noch eine ordentliche Portion härteren Death Metal. Seine erste selbstgekaufte Platte, „Kann denn Schwachsinn Sünde sein...?“ von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, war da längst weit hinten im Plattenregal einsortiert.

Heute spielt der verheiratete Vater eines zweijährigen Jungen in zwei eigenen Bands, macht mit Restmensch traditionellen Punkrock und mit Thrash-ing Pumpguns – wie der Name schon verrät – knüppelharten Thrash Metal. Mit „Die Erde ist eine Scheiße“ und „The Lord Is Back“ ist aktuell von jeder Band ein Album zu haben. Geld wird damit nicht verdient, dafür gibt’s anderen Lohn – etwa die überraschende Einladung, auf einem isländischen Metalfestival zu spielen.

Bei den Konzerten, die er für’s Bambi Galore organisiert, achtet Holzapfel darauf, dass neben dem Spaß für alle Bands zumindest noch das Spritgeld drin ist. Angesichts äußerst moderater Eintritts- und Getränkepreise ist das nicht immer einfach. Bei Auftritten von Szenegrößen wie Acid Witch (30.4.) oder Skull Fist (13.6.) sind die Finanzen indes kein Problem. Hier gilt es eher, dem Andrang Herr zu werden, wobei das etwas unkonventionelle Ticket-Reservierungssystem per E-Mail oder Facebook-Nachricht bislang gute Dienste leistet.

„Bambi Galore“ steht auf einem Zucker-Lebkuchenherz, das über dem kleinen Tresen hängt. Eine süße Liebeserklärung, die gut zu einem mit Herzblut geführten Club abseits der Szeneviertel passt.

Programm: www.bambigalore.de