Hamburg. Voller Dom, volles Stadion, voller Kiez: Und am Ende sind auch die Gäste der Live-Talkshow des Nischensenders alles andere als nüchtern.
Der Dom ist voll, das Millerntorstadion ist voll, das Zwick auf dem Kiez ist voll, und die Gäste der neuen Talkshow „Der Klügere kippt nach“ – sie sind zumindest angeheitert am Montagabend. Aber das gehört ja zum Konzept. So weit man beim televisionären Stammtisch, den Tele 5 in zunächst sechs Folgen live aus der Kneipe in die Welt sendet, von einem Konzept sprechen kann. Moderator Wigald Boning scheint den Plan zu verfolgen, in die gut 75 Minuten Sendezeit mindestens 27 Themenkreise zu pressen, die als Dauergast angekündigte Hella von Sinnen schwankt zwischen FSK-18-Blödeleien und ernsthaften Statements und Show-Erfinder Hugo Egon Balder hält sich in der Rolle des Wirts nahezu durchgängig vornehm zurück.
Die nicht zum festen Personal gehörenden Gäste, sie fallen in dieser Premierensendung nicht weiter auf: Schlagersänger Bernhard Brink, die als „(S)expertin“ angekündigte Paula Lambert und der Nachwuchs-Comedian Ingmar Stadelmann, sie sind nicht viel mehr als Stichwortgeber für die große Von-Sinnen-Show. Ob „50 Shades of Grey“ oder Pegida, Karfreitag oder Helmut Kohl, bärtige Männer oder das Problem der Angestelltenbezahlung auf Schloss Windsor: Hella fällt zu allem etwas ein, oftmals sogar etwas ansatzweise Vernünftiges – gerade in Anbetracht des fortgeschrittenen Alkoholkonsums im Rund keine ganz kleine Leistung.
Dem Publikum im Zwick gefällt, was es sieht und hört, zumal die Protagonisten sich bereitwillig für Fotos, Selfies und andere Sperenzchen zur Verfügung stellen. Und die Neugier des TV-Publikums scheint ebenfalls geweckt: 240.000 Zuschauer ist für den Nischensender Tele 5 ein mehr als achtbares Ergebnis. Für die nächsten Ausgaben wünschte man sich primär zweierlei: Zum einen, dass man auch als Zuschauer nicht ganz abstinent bleibt. Denn wie jeder weiß, ist den Ausführungen von Angetrunkenen deutlich einfacher zu folgen, wenn man selbst nicht ganz nüchtern ist.
Zum anderen braucht Laut- und Vielsprecherin Hella stärkere Counterparts. Mal sehen, wie sich Micky Beisenherz, Esther Schweins und Kay Ray kommenden Montag schlagen. Hella jedenfalls gab sich nach Ende der ersten Ausgabe von „Der Klügere kippt nach“ zufrieden: „Das war ein veritabler Anfang.“