Neustadt/Altstadt. Am Freitag wurde die letzte Ausgabe im Springer-Haus produziert. Danach ging es in die neue Zentrale am Rathaus

Die Zeit vor dem Umzug und die Zeit danach, die sind schön. Denn ein Umzug bedeutet immer Aufbruch, einen Neuanfang. Vor allem, wenn man noch näher ans Herz der Stadt zieht, ins unmittelbare Umfeld des Rathauses. Bis es allerdings so weit ist, dass man angekommen ist, kann es anstrengend werden. Schließlich merkt man immer erst dann, wie viele Dinge man hat, wenn man jedes einzelne einpacken muss. Das gilt schon für den privaten Wohnungswechsel. Und erst recht für den Umzug einer ganzen Zeitungsredaktion. Das Hamburger Abendblatt, das sind nicht nur Redakteure und freie Mitarbeiter, Layouter, Grafiker, Sekretärinnen, Boten und alle anderen, die jeden Tag aufs Neue dazu beitragen, dass diese Zeitung erscheint. Das sind auch ihre sprichwörtlichen Siebensachen.

Und wie das meistens so ist mit Redensarten, kommen sie der Wahrheit zwar nahe, bilden sie aber nicht vollständig ab. Mit nur sieben Gegenständen zieht niemand um: Für die insgesamt gut 350 Arbeitsplätze der Zeitungsgruppe Hamburg, die in der Nacht vom Freitag auf den Sonnabend vom Axel-Springer-Platz an den Großen Burstah ziehen, stehen 3000 Umzugskartons zur Verfügung, dazu 12.000 Aufkleber, mit denen alles vom Computer-Monitor über die Grünpflanze bis zum Lieblingsbürostuhl beklebt wird, damit es auch im neuen Büro am richtigen Platz landet.
Schon Tage vorher begann das Großreinemachen, wurden Bücher, CDs und DVDs für den Flohmarkt zugunsten von Kinder helfen Kindern freigegeben, lieb gewonnene Erinnerungsstücke noch einmal kritisch beäugt und auch die dunkelsten Winkel der Schreibtische durchforstet. Die Gelegenheit, sich vom einen oder anderen – lange vergessenen Leseexemplarem, Jahrzehnte alten Wörterbüchern, Pressemappen zu längst gesendeten Spielfilmen und tausenderlei anderen Dingen – zu trennen, die Redakteure des Abendblatts haben sie mit Freude genutzt.

Und während am Freitag zwischen Kartons und halb leer geräumten Schreibtischen noch die Sonnabend-Ausgabe des Abendblatts entsteht, sind bis zu 250 Handwerker einige hundert Meter weiter mit dem Schlussspurt beschäftigt. 12.000 Quadratmeter Bürofläche – die Hälfte davon für die Abendblatt-Redaktion – warten auf den Erstbezug. Und auch der geht mit etwas größerem Tempo vonstatten, als man das aus dem privaten Rahmen gewohnt ist, besonders für die Online-Redakteure: Bis Freitag um Mitternacht wird in den alten Räumen noch gearbeitet. Schon sechs Stunden später beginnt für die Kollegen die erste Abendblatt.de-Schicht am neuen Arbeitsplatz.

Nur wenig mehr Zeit bleibt für den Umzug der Print-Redaktion: Am Sonntag wird die erste Ausgabe des Hamburger Abendblatts am Großen Burstah geplant und geschrieben, kaum 36 Stunden nach dem Auszug. Zumindest das Nötigste – Computer, Telefon, Drucker – muss dann funktionieren, damit der Übergang von alt zu neu mit möglichst wenig Schwierigkeiten verbunden ist. Eine kleine Meisterleistung nicht nur für die 25 Logistiker, die den physischen Umzug bewältigen, sondern auch für die Techniker im Hintergrund, die dafür Sorge tragen, dass E-Mails nicht im digitalen Nirwana landen, dass die Seiten des Abendblatts zur Druckerei geschickt werden können und die Telefonleitungen freigeschaltet sind.

Bis alle 418 Schränke eingeräumt sind und auf allen Schreibtischen alles am gewohnten Platz zu finden ist, wird es zwar noch ein wenig länger dauern. Aber auch das kennt man vom privaten Umzug: Eingezogen ist man binnen weniger Tage, die allerletzte Kiste aber, die bleibt meist länger verschlossen. Doch schon beim ersten Gegenstand, den man in der neuen Heimat auf seinen Platz stellt, tut man dies im guten Gefühl, dass man das Schwierigste bewältigt hat.