Auf dem Album „Duets“ singt der ewige Grantler u. a. mit Joss Stone und Mark Knopfler
Lachen hört man Van Morrison eigentlich nie. Der Nordire ist ein meist schlecht gelaunter Geselle und Choleriker, der mitten im Konzert auch schon mal seine ganze Band feuerte, nachdem sie zweimal den Einsatz verpatzt hatte. Als er in einem Hotel in Newcastle zusammen mit der amerikanischen Blues-Legende Taj Mahal seinen Song „How Can A Poor Boy?“ aufnahm, war seine Stimmung jedoch großartig. Die Aufnahme klappte auf Anhieb und gemeinsam lachen sich Morrison und Mahal schlapp. Dieser ungewohnte Gefühlsausbruch beschließt „Duets – Reworking The Catalogue“, das aktuelle Album des 69-Jährigen.
Morrison hat bei der Songauswahl tief in seinen Archiven gegraben und auf Klassiker wie „Brown Eyed Girl“, „Astral Weeks“ und „Moondance“ verzichtet. Stattdessen holt er 16 eher unbekannte Songs hervor und veredelt sie im Duett mit 16 verschiedenen Vokalisten. Gregory Porter ist bei diesen Duetten ebenso dabei wie Mick Hucknell, Michael Bublé, Mark Knopfler, Joss Stone, Steve Winwood, George Benson und der im Juni vergangenen Jahres gestorbene Bobby Womack. Mit ihm singt Morrison „Some Peace Of Mind“.
Mit Streichern und Bläsern unterlegte Soul-Nummern sind erwartbar, wenn Morrison mit Joss Stone „Wild Honey“ oder mit Natalie Cole „These Are The Days“ anstimmt, aber „Duets“ enthält auch einige Überraschungen. So holte er P.J. Proby ins Studio, über den er 2002 das Lied „Whatever Happened To P.J. Proby?“ geschrieben hat. Proby war Mitte der 60er-Jahre mit seinen knallengen Hosen und seinen zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren ein Sexsymbol im Swinging London. Der Song wird auf „Duets“ zu einer nostalgischen Jazznummer. Auch „Born To Sing“, eine Bluesnummer mit Chris Farlowe, und „Get On With The Show“, hier mit Morrisons langjährigem Mitstreiter Georgie Fame gesungen, zählen zu den Höhepunkten dieser Werkschau. Mit „Duets“ fügt Van Morrison seiner Diskographie einen weiteren Edelstein hinzu.
Van Morrison: „Duets“ (RCA/Sony)