Hamburg. Beim Comeback-Konzert in Hamburg spielten die Kaulitz-Brüder alte und neue Hits. Das ganz große Ding sind sie nicht mehr, gefeiert werden sie trotzdem.

Ganz zum Schluss wirbelte ein Konfettiregen durch die Altonaer Kulturkirche an der Max-Brauer-Allee: Lobpreiset Tokio Hotel! Die können auch in einem sakralen Bau eine schöne Schau abziehen. Anderthalb Stunden, 20 Songs, viel Gekreisch: So war das beim Comeback-Konzert fünf Jahre nach dem letzten Hamburg-Konzert. Aber dran gewöhnen musste man sich schon, denn statt Tausende Fans in der Colorline-Arena waren jetzt nur ein paar Hundert da – als „Club-Konzert“-Tour bezeichnet die Band ihre aktuelle Reise durch Europas Großstädte.

Karten kosten 85 Euro. Dafür wollte der gemeinhin weibliche Fan etwas geboten haben – zum Beispiel die Kostümparade des modisch unverändert auffälligen Frontmanns Bill Kaulitz, der Glitzerfummel, Neon-Pulli und einen roten Mantel auftrug. Unter anderem.

Außerdem erinnerte er sich unter dem Jubel der Kreisch-Mädchen an die Zeit in der „alten Heimat Hamburg“, vor allem aber spielte Kaulitz mit seiner Band die Hits der bisherigen vier Alben, also auch die des eher mäßig aufgenommenen „Kings of Suburbia“, mit dem Tokio Hotel, die einmal die größte deutsche Popsensation waren, im vorigen Jahr zurückkehrten.

Die Fans von früher sind nun keine Teenager mehr, sondern in ihren Zwanzigern, aber den Text von „Durch den Monsun“ verlernt man nicht so leicht. Und wenn manche von ihnen verwundert gewesen sein sollten über die seltsame Location, dann zeigten sie das nicht wirklich. Warum auch – Kirche hin oder her, die Lasershow ließ nichts zu wünschen übrig. Fragt sich nur, wie Kaulitz, sein Bruder Tom sowie Georg Listing und Gustav Schäfer die eigene Schrumpfung wirklich finden: Ihr Songs spielten sie routiniert runter – wobei sie das musikalische Wunderwerkzeug Computer sie dabei vortrefflich unterstützte.

Es gibt ja Menschen, die behaupten, dass die Karriere von Tokio Hotel im Grunde vorbei sei. Das kann schon sein. Aber ein paar Hundert Unentwegte in Hamburg und anderswo lassen für einen Abend gerne noch einmal alte Zeiten aufleben. In Altona endete er mit dem Song „Great Day“ – und besagtem Konfettiregen.