Hamburg. Bandleader James Last kommt auf Abschiedstournee am 26. März nach Hamburg. Einen Auftritt beim Wacken Open Air könne er sich gut vorstellen.
„Non Stop Dancing“ hieß 1965 ein Frühwerk von James Last, und der Tanz sollte nie aufhören. Seitdem sind mehr als 160 Alben vom Erfinder des „Happy Sound“ veröffentlicht worden, er hat Fans in 150 Ländern, Stücke wie „Bolero ‘75“ oder „The Lonely Shepherd“ finden sich auf „Mojo Club“-Liedsammlungen und auf dem „Kill Bill“-Soundtrack. Und so hätte es ewig weitergehen können, aber nach einer lebensbedrohlichen Dickdarm-Entzündung nebst Notoperation im Herbst 2014 hat sich der erfolgreichste deutsche Bandleader entschieden, mit 85 Jahren kürzer zu treten. Auf seiner Abschiedstournee gastiert er an diesem Donnerstag in der O2 World. Eine Begegnung mit „Hansi“ im Café Funk-Eck, unweit des NDR, für dessen Tanzorchester Last in den 50er-Jahren als Bassist erste Schritte auf dem Weg zum Weltruhm machte.
Hamburger Abendblatt: Als wir uns vor zehn Jahren trafen, sagten Sie: „Andere gehen zur Kur, ich gehe auf Tour.“ Aber das hat sich geändert, die aktuelle Konzertreise ist Ihre letzte.
James Last: Ich bin sehr krank gewesen, und da hat sich im Kopf ein Schalter umgelegt. Man macht sich mit 85 doch so langsam Gedanken. Auch meine Frau hat gesagt, dass sie doch mal mehr von mir haben will – und sie hat recht.
Der Graf von Unheilig hat auch gerade seinen Abschied angekündigt, um sich künftig mehr der Familie zu widmen, aber der ist erst halb so alt wie Sie.
Last: Dann ist sein Leben auch nicht die Bühne, die Musik. Meins ist es. Jede Note, die ich aufschreibe, gibt das wieder, was ich fühle. Aufrichtig. Und die Menschen spüren das, das ist ein Teil meines Erfolges.
Haben Sie sich schwer getan mit Ihrem Entschluss?
Last: Absolut.
Was werden Sie vermissen, wenn das Saallicht nach dem letzten Konzert der Abschiedstournee angeht?
Last: Das Publikum. Meine Freunde. Für sie mache ich die Musik. Ich kenne Künstler, die sagen „Lass mich mit den Fans in Ruhe“, aber da frage ich mich, warum die dann überhaupt Musik machen? Sie ist doch da, um geteilt zu werden.
Bekommen Sie denn überhaupt viel vom Publikum mit? Schließlich gilt es ja, den Abend lang ein großes Orchester im Auge zu behalten.
Last: Ich habe hinten und vorne Augen und Ohren. „Hansi sieht alles“, das ist ein geflügeltes Wort.
Das heißt, Ihre Musiker gönnen sich nicht eine kleine Auszeit, wenn Sie auf die Fans blicken?
Last: Das geht nicht! Da muss ich nur einmal streng gucken, dann wissen alle Bescheid. Aber bei mir spielt auch keiner Larifari, Dadada. Mehrere Wochen vorher schreibe ich die Noten, wir üben zwei Tage, und dann sitzt das. Wir vertrauen uns blind, jeder achtet auf den anderen. 20 neue Stücke spielen wir auf der Tour.
Gibt es etwas, bei dem Sie froh sind, sich das nicht mehr antun zu müssen? Die Reiserei zum Beispiel?
Last: Um Gottes Willen, nein.
Von den sicher 10.000 Konzerten, die Sie gegeben haben, ist da eines besonders in Erinnerung geblieben?
Last: In Erinnerung geblieben ist jeder Abend. Jeder Abend ist ein Erlebnis!
Kein Abend, der heraussticht? In New York beispielsweise?
Last: Dort habe ich nie gespielt, auch wenn Zeitungen das geschrieben haben.
Wie bitte? Trotz all der Jahre, in denen Sie fast überall gespielt haben, fehlt New York?
Last: Es war mal ein Konzert geplant, aber die Gewerkschaft des Personals wollte das doppelte Geld. Das Konzert wurde abgesagt, aber am nächsten Tag stand in der Zeitung: „James Last feierte einen Riesenerfolg in der Carnegie Hall, Connie Francis und weitere Stars saßen in der ersten Reihe.“ Alles Unsinn.
Dann sollten Sie das nachholen. Es gibt so viele Fans in Amerika, und New York fehlt noch auf der Liste?
Last: Ganz Amerika fehlt auf der Liste wegen dieser Gewerkschaftssache. Aber nun bin ich 85. Hmmh. Madison Square Garden wäre schon ein Hammer.
Sie haben ja auch immer aktuelle Pop-Titel etwa von Katy Perry oder Pink im Programm. Ist „Happy“ von Pharrell Williams dabei? Stichwort: Happy Sound?
Last: Ja. Kommt. Ist doch klar! Bei den Grammys hat Williams „Happy“ zusammen mit Hans Zimmer gespielt. Das war klasse. Wenn ein Song mir gefällt und mit Orchester machbar ist, dann spiele ich den auch. Zum Beispiel „My Songs Know What You Did In The Dark“ von Fall Out Boy. Richtig harter Rock!
Sie können sich ja auch vorstellen, mal in Wacken aufzutreten.
Last: Ja, weil ich das witzig finde. Die jungen Leute dort leben und lieben Musik aus voller Leidenschaft, sie tanzen sogar zur Feuerwehrkapelle. Aber so hart wie Rammstein oder Motörhead bin ich ja nicht.
Sie wurden im Dezember als gebürtiger Bremer bei einer Veranstaltung zum „Hamburger des Jahres“ gekürt. Schlagen zwei Herzen in Ihrer Brust?
Last: Ich sage immer: Ich bin ein Hamburger, der in Bremen geboren wurde und der gern in Florida lebt.
Wer wird die Lücke füllen, die Sie hinterlassen, wenn Sie nicht mehr da sind?
Last: Das Internet. Da sind eine Menge Sachen von mir drin.
James Last Do 26.3. , 19.30, O2 World Hamburg (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 49,90 bis 87,- unter der Abendblatt-Tickethotline 30 30 98 98; www.jameslast.com