Der Roman „Samba für Frankreich“ ist stilistisch etwas hölzern, aber von großer emotionaler Kraft. In Deutschland kommt die Verfilmung von den Machern von „Ziemlich beste Freunde“ am 6. Februar in die Kinos.

An den Megaerfolg von „Ziemlich beste Freunde“ mit mehr als 19 Millionen Kinobesuchern in Frankreich reichte Eric Toledanos und Olivier Nakaches Nachfolger „Samba“ nicht heran. Aber immerhin lockten die Regisseure mit der Verfilmung des Flüchtlingsromans „Samba für Frankreich“ seit Oktober drei Millionen Franzosen in die Kinos. In Deutschland kommt der Film unter dem Titel „Heute bin ich Samba“ am 6. Februar in die Kinos.

Den Roman von Delphine Coulin gibt es bereits als deutsche Ausgabe. Er unterscheidet sich deutlich von der Verfilmung, die aus einem bitteren Flüchtlingsdrama eine ziemlich leichte Komödie gemacht hat, die der Vorlage nicht gerecht wird. Die Autorin und Filmemacherin Coulin hat ehrenamtlich für das Flüchtlingshilfswerk La Cimade gearbeitet. Auf diesen Erfahrungen der 42 Jahre alten Pariserin basiert ihr vierter Roman „Samba für Frankreich“.

Im Zentrum der Geschichte steht ein 29 Jahre alter Mann aus dem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Mali, der eine Wüste durchquert und ein Meer überwunden hat, um nach Frankreich zu kommen. Samba Cissé lebt schon seit zehn Jahren in Paris. Er hat nach langen Jahren in der Illegalität einen Antrag für eine Aufenthaltserlaubnis gestellt. Als er nichtsahnend zur Präfektur geht, um zu erfahren, ob sein Antrag genehmigt worden ist, wird er festgenommen und nach Vincennes gebracht, einem Abschiebungslager. Zwei Frauen von La Cimade setzen sich für ihn ein, und wegen eines Formfehlers wird er nach einigen Wochen wieder entlassen. Doch in Frankreich darf Samba nicht bleiben. Ein Papier fordert ihn zum Verlassen des Landes auf. Wieder muss er untertauchen und sich in der Illegalität durchschlagen, um zu überleben.

Coulins Position ist klar. Sie stellt sich auf die Seite der Flüchtlinge und erzählt von den Grausamkeiten und den Todesängsten, die diese armen Menschen auf ihrer Flucht erlebt haben. Und sie beschreibt sehr genau, welche miesen Jobs sie übernehmen müssen. Als schlecht bezahlte Hilfsarbeiter auf dem Bau, als Abwäscher oder Müllsortierer. Wie diese Traumatisierten und Gestrandeten an den Containern von Warenhäusern herumlungern, an denen Paletten mit abgelaufenen Lebensmitteln aus unserer Überflussgesellschaft weggeschmissen werden. Und in welchen üblen Behausungen sie leben.

Samba wohnt mit seinem Onkel in einer feuchten Kellerwohnung, für die sie 900 Euro Miete zahlen müssen. Als besonders schlimm empfindet er es, dass er sich immer wieder gefälschte Papiere besorgen und eine neue Identität annehmen muss. Aus Samba Cissé wird Lamouna Sow, Modibo Diallo und Jonas Bilombo. Dabei ist er sehr stolz auf seinen wohlklingenden Namen.

Coulins Roman wirkt sprachlich etwas hölzern, manchmal sogar kitschig, und auch der Wechsel zwischen Sambas Beschreibungen und denen der Ich-Erzählerin ist nicht immer gelungen. Doch diese stilistischen Unzulänglichkeiten werden von der emotionalen Kraft des Beschriebenen aufgewogen. Coulin klagt an und führt vor, wie unempathisch und roh die weiße Gesellschaft mit diesen Menschen umgeht. Dabei werden sie für diese niederen Tätigkeiten gebraucht, für die sich Einheimische zu schade sind. Doch selbst am unteren Ende der sozialen Kette werden die meisten nicht geduldet, sondern in alles andere als sichere Herkunftsländer zurückverfrachtet.

Delphine Coulin: „Samba für Frankreich“. Deutsch von Waltraud Schwarze, Aufbau Verlag, 268 Seiten, 16,95 Euro