Berlin. Nach Einschätzung des französischen Autors Michel Houellebecq gibt es weltweit „ein echtes Bedürfnis nach Gott“. Die Rückkehr des Religiösen sei „kein Slogan, sondern eine Realität, die uns gerade mit erhöhter Geschwindigkeit einholt“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Nach Ansicht des Schriftstellers, der sich selbst als Agnostiker bezeichnet, kann sich eine Gesellschaft ohne Religion nicht halten.
In Houellebecqs neuem Roman „Die Unterwerfung“, der in Deutschland am 16. Januar erscheint, regiert im Frankreich des Jahres 2022 ein muslimischer Präsident. Eine islamische Partei sei, so der Autor, „eigentlich eine zwingende Idee“. Muslime lebten in Frankreich in einer „schizophrenen Wirklichkeit“: Sie seien bei Fragen wie der Homo-Ehe weit von Linken und Grünen entfernt, hätten aber auch keine Gründe, rechte oder gar rechtsextreme Parteien zu wählen.
Die Muslime aus Frankreich oder Deutschland, die sich heute etwa der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) anschließen, seien „stark durch Gewalt motiviert“, so Houellebecq weiter. Sie bildeten zwangsläufig eine Minderheit: „Das ist ja kein Vergnügen, der Dschihad in Syrien.“
Houellebecq, der in Frankreich als meistgelesener Autor seiner Generation gilt, hat sich bereits häufiger kontrovers zum Islam geäußert.