Von Montag an gibt es 16 neue Folgen der beliebten Serie „Großstadtrevier“, die seit 1986 ausgestrahlt wird. Jan Fedder ist in der 28. Staffel aus gesundheitlichen Gründen nur teilweise dabei.

Hamburg. Das Warten hat ein Ende. Fans des Polizeiserien-Dinos „Großstadtrevier“ können ab dem heutigen Montag neue Folgen sehen. Seit 1986 hält sich diese Sendung schon im Programm. Die 28. Staffel beginnt mit einer Doppelfolge. Nur im ersten Teil der 16 neuen Folgen wird der beliebte Dirk Matthies mit dabei sein. Kultbullen-Darsteller Jan Fedder macht aus gesundheitlichen Gründen eine Pause.

Große Haie, kleine Fische und alle möglichen kriminellen Zwischengrößen versuchen die Ermittler wieder an den Haken zu bekommen, wenn die Titelmelodie von Truck Stop verklungen ist. Wir leben zwar mittlerweile in der Zeit von Profilern und Cyberkriminalität, aber in dem Songtext jagt immer noch ein „Schutzmann“ einem „Ede“ hinterher. Doch dieser Anachronismus ist aus der Reihe nicht wegzudenken.

Am vergangenen Donnerstag drehte Regisseur Lars Jessen („Fraktus“) in der HafenCity die letzte Folge der neuen Staffel. In einer Pause sprachen er und Schauspieler Jens Münchow über ihre Erfahrungen mit der Serie. Drei Folgen inszeniert der Hamburger Regisseur diesmal. Dieser letzte ist bereits sein 34. Fall im „Großstadtrevier“. Seine Begegnung mit Münchow, der den Polizeihauptmeister Dänning spielt, hatte Déjà-vu-Charakter.

Jeder bekommt mal ein größere Rolle

Als Jessen seine erste Folge drehte, war der Schauspieler auch schon dabei, allerdings noch auf der „anderen Seite“. Er spielte damals einen Drogenabhängigen. 1999 war das, und Jessen hatte sich vorher artig dem Erfinder der Serie vorgestellt: Jürgen Roland. Der war damals schon 78 Jahre alt, musterte den Neuen skeptisch und grummelte: „Die Konkurrenz schläft nicht.“

Wir sitzen in einem kleinen Bistro am Brooktorkai. Münchow überlegt, ob er seine warme Jacke ausziehen kann. Darunter trägt er nämlich die Film-Uniform, die man von einer echten natürlich nicht unterscheiden kann, und außerhalb des Sets darf er nicht als Ordnungshüter auftreten.

Was können die Zuschauer von den neuen Folgen erwarten? „Die Drehbücher von Norbert Eberlein haben immer eine starke Handschrift, auch die anderen Autoren haben gut gearbeitet. Es sind die besten Drehbücher seit Jahren“, sagt der Regisseur. Es gebe mehr Folgen-übergreifende Handlungsstränge. Jedes der Ensemblemitglieder bekomme mal eine größere Rolle.

„Hamburg ist wieder einer der Protagonisten. Im Grunde genommen ist das hier ein never ending Heimatfilm“, sagt Jessen. Humoristische Kriminalsendungen mit viel Lokalkolorit hätten mittlerweile viele Nachahmer gefunden, aber das „Großstadtrevier“ habe sich weiterentwickelt.

Das Publikum ist mit der Sendung alt geworden

Für die Folge „Heile Welt“ ist Jessen gerade für den Deutschen Regiepreis nominiert worden. „Das zeigt mir, dass das Ding noch am Leben ist“, freut er sich. Münchow hat gefallen, dass auch tagesaktuelle Themen aufgegriffen werden. So geht es beispielsweise um Lampedusa-Flüchtlinge, die illegal in einem Schlachtbetrieb arbeiten. Es geht um Polizeianwärter, von denen sich einige als Neonazis entpuppen. Und es soll sogar eine Folge geben, die kein Happy End hat.

Nach fast 30 Jahren im Programm fragt man sich, wer heute Zielgruppe ist. Die Quote war zuletzt leicht rückläufig. Im Durchschnitt sahen 2,5 bis 2,7 Millionen Zuschauer die Sendung. Vor fast zehn Jahren kam Jessen mit einer seiner Folgen noch auf 6,2 Millionen. Es gebe ein Publikum, das mit der Sendung alt geworden sei, sagen beide. Hamburg-Fans in aller Welt würden sich über die Serie freuen.

Vor Kurzem kam eine genervte Mutter mit ihrem zwölf Jahre alten Sohn an den Set. Er hatte viel Wissen über die Serie angehäuft und nun ein eigenes „Drehbuch“ geschrieben. Münchow sprach mit ihm und fragte ihn nach seiner Wunschrolle. „Du bist darin doch bestimmt Dirk Matthies, oder?“ „Nein“, habe der Junge ihm geantwortet. „Ich bin du.“ Der Nachwuchs kann also erreicht werden.

Großstadtrevier ist ohne Jan Fedder nicht vorstellbar

Münchow spielt seit 2012 beim „Großstadtrevier“, ist so eine Serienrolle für einen Schauspieler ein Segen oder ein Fluch? „Ein Segen“, sagt er, auch wenn er früher anders darüber gedacht habe. „So viel Berufserfahrung bekommst du nirgendwo anders.“

In der ersten neuen Folge, in der Torsten Wacker Regie führt, meldet sich bei Dirk Matthies ein junger Mann namens Elias, der behauptet, er habe gesehen, wie im Hafen ein junges Mädchen erschossen wurde. Dänning und Nina Sieveking (Wanda Perdelwitz) finden auch eine Tote. Harry (Maria Ketikidou) und Mads (Mads Hjulmand) entdecken auf Bildern einer Überwachungskamera einen jungen Mann, der das Fahrrad der Toten in der Nähe des Tatortes schiebt.

Die Frage, die viele Zuschauer nach den ersten acht Folgen wahrscheinlich bewegen wird, ist natürlich: Wird Dirk Matthies nach seiner Pause irgendwann wieder im Revier auftauchen? Jessen lässt keinen Raum für Spekulationen: „Ich kann mir das ‚Großstadtrevier‘ ohne Jan Fedder nicht vorstellen.“

„Großstadtrevier: Der gute Bulle“ Mo, 18.50 Uhr, ARD