Die Hamburger Band Rhonda spielt Soul, der an Dusty Springfield und Amy Winehouse erinnert. Am 4. Oktober gastiert das Quintett in Hamburg. Erste Headliner-Tour durch Deutschland.

Hamburg. „Den Namen Rhonda fand ich schon immer toll. Klingt gut und polarisiert nicht“, sagt Milo Milone. „Wenn das nicht der Bandname geworden wäre, hätte ich meinen Hund so getauft.“ Milo, lange blonde Haare und zahlreiche Tattoos an Armen und Beinen, ist die Sängerin von Rhonda. Dass es die Soulformation überhaupt gibt, beruht nicht auf den Überlegungen eines klugen Managers oder eines Plattenlabels, sondern auf einem Zufall. Denn Rhonda hat eine bekannte Vorgängergruppe, die Trashmonkeys. Die Combo aus Bremen existierte ein paar Jahre lang und spielte Garage Rock. Milo war ab 2010 Bassistin der Trashmonkeys. „Nach Konzerten haben wir uns viel über Musik unterhalten und festgestellt, dass wir alle Soul lieben. Dann haben wir im Übungsraum mal ein paar Soulnummern gespielt und das hat gepasst“, erzählt sie. Aus den Trashmonkeys wurde so Rhonda.

Allerdings mit ein paar Besetzungsänderungen und mit dem Umzug von Bremen nach Hamburg. Milo wechselte vom Bass ans Mikro, Jan Fabricius kam als neuer Bassist hinzu. Offer Stock (Orgel, Klavier) und Gunnar Riedel (Schlagzeug) waren Gründungsmitglieder der Trashmonkeys und zusammen mit Milo Milone die Motoren hinter Rhonda. Als jüngster Neuzugang stieß Ben Schadow Anfang des Jahres als Gitarrist zur Band. Schadow ist in Hamburg unter anderem als Bassist von Bernd Begemann und in eigenen Projekten bekannt.

Die fünf Musiker arbeiten im Kollektiv, doch Milo Milone ist zum Mittelpunkt der Band geworden. Als Sängerin steht die 27-Jährige etwas mehr im Rampenlicht als ihre älteren und erfahrenen Mitstreiter, sie ist auch diejenige, die alle Texte schreibt. In Bremen hat sie in diversen Punkbands gesungen, war als Singer-Songwriterin unterwegs und Mitglied in einem Gospelchor. „Die Hälfte des Chores waren Afrikaner. Wenn die angefangen haben, war das eine Macht, ein totaler Vibe“, erzählt sie begeistert. „Durch den Gospel habe ich erfahren, wie man mit Seele singt und Gefühle wirklich herauslässt.“ Etta James und Otis Redding nennt sie als wesentliche Einflüsse, aber auch Punkbands wie MC 5, die Vipers und die Detroit Cobras zählen zu ihren Lieblingen.

„Raw Love“ heißt das Debütalbum der Band, das auf dem PIAS-Label erschienen ist. Für die Aufnahmen kehrte die Band nach Bremen zurück und spielte es im dortigen Studio Nord ein. „Das ist ein wunderbarer Ort mit ganz viel altem Equipment. Ein bisschen erinnerte es an ,Twin Peaks‘“, beschreibt Milo den von einem Gasthof in ein Studio umgewandelten Ort im Stadtteil Oberneuland. Mit dem warmen Klang des Albums beleben Rhonda einen Sound wieder, der viel mit Hamburger Musikgeschichte zu tun hat. Man könnte das Quintett mühelos in all die Clubs und Kaschemmen stecken, in denen in den 60er-Jahren Beatmusik und Soul gespielt wurde. Indra, Top Ten, Kaiserkeller und später der Star Club waren die bekanntesten Orte, an denen die hiesige Jugend den musikalischen Aufbruch in eine neue Zeit feierte.

Heute heißt diese Rückbesinnung Retro, doch angestaubt klingen die Songs nicht, die Rhonda auf „Raw Love“ veröffentlicht hat. Sie covern nicht, sondern haben eigene lässig groovende Beat- und Soulnummern geschrieben, die aber an den „blue eyed soul“ von Sängerinnen wie Dusty Springfield erinnern. „Sound Of Soda“ mit dem wummernden Orgel-Intro, das lässige „Terrible Lie“ oder das mit einem Ska-Rhythmus unterlegte „Bruno“ sind solche Songs, die sehr leicht ins Ohr gehen und deren Refrains leicht mitsingbar sind. Auch Vergleiche mit britischen Retro-Sängerinnen wie Amy Winehouse oder Duffy kommen angesichts von Milos angerauter Stimme und ihrer Art zu phrasieren schnell. Kein Wunder, dass die Band bei Konzerten in Großbritannien gefeiert wurde. Die britischen Musikjournalisten zogen die Winehouse-Vergleiche nach Rhondas Auftritt beim Great-Escape-Festival in Brighton, dem britischen Pendant zum Reeperbahn Festival.

Doch das Quintett hat mehr zu bieten als einen gut halbstündigen Showcase-Auftritt wie bei diesen Festivals. Milo Milone und ihre coole Band haben gerade ihre erste Headliner-Tour durch Deutschland hinter sich. Wie viele Hamburger Bands setzen sie den Auftritt in ihrer Heimatstadt an den Schluss. Heimspiel eben. Der Ort passt ebenfalls gut, weil er etwas von einer Kaschemme hat. Rhonda spielen am 4. Oktober ab 21.30 Uhr im Hafenklang.