Vor dem Fest kommen traditionell die Reden. Bürgermeister Olaf Scholz eröffnete das Festival und sicherte der Branche seine Unterstützung zu. 40.000 Zuschauer werden zum Festival erwartet.
Hamburg. Mit der britischen Komödie „Pride“ und einer zünftigen Party im Hotel Elysée ist am Donnerstag das Filmfest Hamburg eröffnet worden. Unter den Gästen waren „Pride“-Regisseur Matthew Warchus, seine Kollegen Fatih Akin und Mohammad Rasoulof, die Schauspieler Maria Schrader, Catrin Striebeck und Kai Wiesinger. Bis zum Sonnabend, 4. Oktober, können Kinogänger aus dem reichhaltigen Angebot wählen und entscheiden, ob und wie der Film der Welt den Spiegel vorhält.
Vor dem Fest kommen traditionell die Reden. Die waren bei der 22. Auflage des Festivals mit besonderer Spannung erwartet worden, denn im Vorfeld hatte es Unruhen in der Branche gegeben. Die Grünen hatten davor gewarnt, dass der Senat für das Jahr 2017/18 für den Kulturetat Kürzungsabsichten hege, von denen angeblich auch die Filmförderung betroffen sei. Ganz genau lauschte das Publikum im Kino deshalb den Worten von Bürgermeister Olaf Scholz, der die Veranstaltung eröffnete.
Er freue sich, das Filmfest zu eröffnen, zu dem 40.000 Zuschauer erwartet werden, begann Scholz, kam dann aber schnell zu der Passage, auf die viele im Kinosaal gewartet hatten. „Der Film, die Filmwirtschaft, alle ‚Celluloid Heroes‘ und auch die heutigen, digital ins Bild gesetzten Helden spielen jetzt wichtige Rollen und werden es in Zukunft tun – auf den Leinwänden der Welt und im Kulturleben dieser Stadt. Weil das so bleiben muss, wird der Senat den Film auch in den kommenden Jahren unterstützen, auch finanziell unterstützen – und wir reden hier nicht über Zwei-Jahres-Rhythmen. Er wird ihn genauso umfänglich unterstützen, wie wir dies in den bisher letzten Jahren getan haben.“ Das klang wie eine Entwarnung. Das Publikum unterbrach die Rede des Bürgermeisters mit Applaus. Filmfest-Chef Albert Wiederspiel zeigte sich in seiner Replik auf die Rede erleichtert. „Ich denke, die gesamte Filmbranche atmet nach dieser Rede ein bisschen auf. Ich persönlich bin Olaf Scholz dankbar, dass er die Sorgen der Branche gleich zu Beginn des Filmfests aus dem Weg räumen konnte. Wir dürfen also davon ausgehen, dass der Haushaltsposten Film 2017 und 2018 so bleibt wie 2015 und dass alle Missverständnisse in der Haushaltsdebatte korrigiert werden. Über die Zuwendungen ans Filmfest, liebe Frau Senatorin, reden wir später unter vier Augen“, sagte er an Barbara Kisseler gewandt.
Für viele Branchenkenner riefen die angeblichen Sparabsichten des Senats ungute Erinnerungen wach. Vor zehn Jahren hatte die damalige Kultursenatorin Karin von Welck angekündigt, die Finanzmittel der Filmförderung um 3,5 Millionen Euro zu kürzen. Das hatte damals zu Protesten, heftiger Kritik der Branche an der Senatspolitik und an der Kultursenatorin geführt. Später wurden die Kürzungen um 80 Prozent reduziert. Die politische Verantwortung für die Filmförderung wechselte damals von der Kultur- zur Wirtschaftsbehörde.
Nach einer Wiederholung derartiger Turbulenzen sieht es derzeit nicht aus, sodass zur Filmfest-Eröffnung einigermaßen unbeschwert bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden konnte.
Filmfest Hamburg www.filmfesthamburg.de