Er hat in 25 Jahren in mehr als 50 Filmen mitgewirkt: Schauspieler Jan Josef Liefers hat schon einiges auf dem Buckel. Jetzt wird die populäre Nervensäge aus dem „Tatort“ Münster 50 Jahre alt.

Berlin. Eigentlich mag er Krimis nicht besonders. Trotzdem hat es Jan Josef Liefers zu einem der beliebtesten TV-Ermittler Deutschlands gebracht. Im „Tatort“ Münster geht er seit 2002 als schnöseliger Gerichtsmediziner Boerne auf Verbrecherjagd und fährt gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Prahl alias Kommissar Thiel regelmäßig Traumquoten ein.

Daneben ist der gebürtige Dresdner in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen präsent und steht als Musiker auf der Bühne. Die Klatschspalten stellen ihn und seine ebenfalls aus der DDR stammende Frau Anna Loos (43) gern als Traumpaar vor – was beide bestreiten. Am Freitag (8. August) feiert Liefers 50. Geburtstag.

In seiner „Tatort“-Rolle als Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne tritt der Schauspieler mit viel Sinn für Witz und Situationskomik als arroganter Rechthaber auf, der allenfalls durch die Überzeichnung liebenswerte Seiten gewinnt. Allein mit der Folge „Summ, summ, summ“ erreichte das Ermittler-Duo in Münster vergangenes Jahr fast 13 Millionen Zuschauer – der erfolgreichste „Tatort“ seit 20 Jahren.

„Hier kann man Geschichten machen, die schrulliger und vielleicht auch ein bisschen popeliger sind als in Berlin oder New York, die aber dafür auch viel mehr berühren“, sagte Liefers einmal. Absichtlich hat er seinem Wagner-liebenden Professor Bart und Brille verpasst. „Boerne sollte anders aussehen als ich, damit ich problemlos andere Rollen spielen kann.“

Und davon hat Liefers reichlich. Zu den Highlights gehörte etwa die Hauptrolle als Chirurg Richard Hoffmann in der vielgelobten Bestsellerverfilmung von Uwe Tellkamps Wenderoman „Der Turm“ (2012). Für den SAT.1-Quotenhit „Das Wunder von Lengede“ erhielt er 2004 den Adolf-Grimme-Preis. Und seinen Durchbruch schaffte er 1997 mit gleich zwei Kassenschlagern – mit Helmut Dietls Gesellschaftssatire „Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ und dem Roadmovie „Knockin' on Heaven's Door“.

In die Schauspielerei wurde Liefers, wie er sagt, „reingeboren“. Seine Eltern arbeiteten in Dresden am Theater, auch sein Großvater war Schauspieler, er wuchs praktisch im Theater auf. Weil er als Künstlerkind im „Arbeiter- und Bauernstaat“ kein Abitur machen durfte, lernte er zunächst Tischler an der Semperoper in Dresden und absolvierte dann die renommierte Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin.

Mit gerade mal 25 trat er am 4. November 1989 – kurz vor dem Fall der Mauer – als Redner bei der legendären Alexanderplatz-Demonstration auf, bei der Hunderttausende gegen Gewalt und Unterdrückung im Stasi-System protestierten. „Ich habe keine wehmütigen Gefühle, wenn ich an die DDR denke. Ich war kein Fan dieses Staates und weine ihm keine Träne nach“, sagte er dem Magazin „Stern“, betont aber auch: „Du wirst nicht plötzlich Wessi, nur weil die Grenze offen ist.“

Seine Frau Anna Loos, Schauspielerin aus Brandenburg und seit 2006 Frontfrau der Rock-Band Silly, hat Liefers bei den Dreharbeiten zum Roadmovie „Halt mich fest“ kennengelernt. Das Paar ist seit zehn Jahren verheiratet und lebt mit zwei Töchtern, Hund und Katze im bürgerlichen Berliner Stadtteil Steglitz. Zudem hat Liefers zwei Kinder aus früheren Beziehungen. Mit Loos war er mehrfach auch gemeinsam auf dem Bildschirm zu sehen – etwa 2013 in dem ARD-Film „Nacht über Berlin“ als Liebespaar in der beginnenden NS-Zeit.

Trotz seiner Popularität als Schauspieler wollte sich Liefers nie allein darauf festlegen lassen – er arbeitet auch als Regisseur, Drehbuchautor und Filmkomponist. 2002 veröffentlichte er sein Popmusik-Debüt „J.J.@Oblivion“, das an intelligente Pop-Bands wie Blur oder die Flaming Lips erinnerte. Im September soll ein neues Album erscheinen. Für sein soziales Engagement, unter anderem für ein Kinderhospiz, erhielt er 2011 den deutschen Verdienstorden.

Wie lange Liefers den Fans bei all diesen Aktivitäten als Prof. Boerne erhalten bleibt, ist offen. „Auch eine lustige und interessante Konstellation wie unsere hat wahrscheinlich eine Halbwertszeit“, sagte er Anfang des Jahres. „Irgendwann wird es genug sein, und dann werden wir aufhören.“