Am Donnerstagabend feierten rund 1000 Gäste im Thalia Theater die Verleihung der Studio Hamburg Nachwuchspreise an junge Talente. Zugleich präsentiert sich der zukünftige Chef Johannes Züll.

Hamburg. Es ist ein geschickter Schachzug. Den designierten Chef von Studio Hamburg hätte man schließlich auch auf einem spröden Pressetermin erstmals quasi in Funktion vorstellen können. Stattdessen überlässt Kurt Bellmann die Bühne am Donnerstag im Thalia Theater schnell seinem und Andrea Bruns’ Nachfolger Johannes Züll, der ab 1. Juli die Geschäfte übernimmt.

In seiner Begrüßungsrede zur Verleihung der Studio Hamburg Nachwuchspreise betont Züll wie auch Bellmann vor ihm die Wichtigkeit der talentierten Jugend: „Wir brauchen Nachwuchs und wir nutzen ihn.“ Und auch für diejenigen, die sich in den folgenden Minuten nicht erheben dürfen, um die schwarze Trophäe überreicht zu bekommen, findet er aufmunternde Worte: Schon die Nominierung sei „ein großer Erfolg“.

Als Moderator bietet Alexander Bommes seine so bewährten wie beliebten Dienste feil. Und vor der Bühne reiht sich bekannt an bekannter: Stefan Aust, neuerdings Herausgeber der „Welt“, Schauspieler Antoine Monot Jr. und Modedesigner Guido Maria Kretschmer lächeln mit Schauspielerin Pheline Roggan, Kultursenatorin Barbara Kisseler und dem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz um die Wette. Unter den mehr als 1000 Gästen, die das Theater füllen, meint man einmal mehr, zumindest die Hälfte zu kennen – zumindest von der Leinwand oder dem Fernsehschirm.

Preisverdächtig: Die Moderation von Alexander Bommes

Allen illustren Gästen zum Trotz stehen natürlich diejenigen am Donnerstag im Mittelpunkt, die erst noch berühmt werden wollen, die Preisträger. Als beste Produktion des vergangenen Jahres wurde „Killing all the flies“ von Alena Jelinek und Judith Schöll (Filmakademie Baden-Württemberg) ausgezeichnet. Die dritte Episode einer geplanten Science-Fiction-Serie zeigt die düstere Seite des medizinischen Fortschritts als Selbstjustiz-Thriller.

Ebenfalls an die Filmakademie Baden-Württemberg geht der Preis für das beste Drehbuch: Barbara Ott schrieb das Skript zu „Sunny“, die Geschichte des 19-jährigen Hajo, der seit einigen Monaten Vater ist und mit sich widersprechenden Rollenbildern zwischen Junge und Mann, Eigenständigkeit und Verantwortung umgehen muss.

Für ihre Arbeit an „Anderswo“ wurde Ester Amrami mit dem Preis für die beste Regie geehrt. Der Pate und dekorierte Regie-Kollege Chris Kraus hob bei der Verlesung der Jurybegründung die „Poesie“ hervor, die Amramis Werk verströme, der Film „ermögliche einen anderen Blick auf Deutschland“.

Den Publikumspreis für den besten Kurzfilm erhielt in diesem Jahr Hendrik M. Schmitt (Kunsthochschule Kassel) für „Tschüss Papa“, einen Abenteuerkinderfilm, der den jungen Benedikt beim Abschiednehmen von seinem gestorbenen Vater begleitet und beweist, dass man, um ein tapferer Ritter zu sein, manchmal gar keine Rüstung braucht.

Ebenfalls preisverdächtig war einmal mehr die Moderation von Alexander Bommes. Launig, lustig und süffisant, aber niemals verletzend führte der Hamburger durch den Gala-Abend.

Die Günter-Strack-Fernsehpreise für die besten Nachwuchsdarsteller wurden Ruby O. Fee für ihre Rolle im „Tatort: Happy Birthday, Sarah“ und Max Hegewald für seine Rolle in der NDR-Produktion „Arnes Nachlass“ überreicht.

Fee wurde für ihre Rolle der Sarah Baumbach bereits mit einem Jupiter ausgezeichnet, auch für Hegewald ist es nicht der erste renommierte Preis: Bereits 2011 wurde er mit der Goldenen Kamera als bester Nachwuchsschauspieler geehrt.

Der Hamburger Krimipreis, den die Stadt Hamburg zu Ehren Jürgen Rolands vergibt, ging schließlich an Jan Bonny, den Regisseur des „Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen“. Der fünfte Fall des Kommissars Hanns von Meuffels, bei dem der Ermittler den Tod eines Transsexuellen mit Nachforschungen in den eigenen Reihen aufklären muss, wurde bereits bei seiner Premiere auf dem Filmfest München im vergangenen Sommer von der Kritik einhellig gelobt.