Das Kaltstart-Festival präsentiert Theaternachwuchs aus dem Rest der Republik. Zum Auftakt gab es zwei sehr unterschiedliche Inszenierungen: „Kevin allein im Universum“ und „Die Hamletmaschine“ .

Hamburg. Das Kaltstart-Festival bringt in diesem Jahr zum neunten Mal den Stadttheaternachwuchs nach Hamburg. Zum Auftakt gab es zwei sehr unterschiedliche Inszenierungen.

„Kevin allein im Universum“ von der Volksbühne Berlin/ZHK Zürich legt zum Start ein schnelles Tempo vor. Max Hegewald ist Kevin, mit dem Rücken zum Publikum bearbeitet er virtuos sein Piano, zwei junge Frauen in Hipsterklamotten, Sarah Gailer und Judith Erhardt, flankieren ihn. Sie sprechen, ja brüllen geradezu von Dingen, die sie deprimieren. Neubausiedlungen zum Beispiel. Kevin wiederum kostet alles aus, jettet um die Welt, liebt Männer und Frauen zwischen Delhi und Braunschweig, Und doch wünscht er immer wieder, dass alle um ihn herum tot seien. Man realisiert: Kevin hat die Verbindung zum Universum verloren. Da schneien ihm die Frauen als Banditinnen ins Haus. Die drei Jungdarsteller bemühen sich um Tempo und Verve, allerdings ermüden der dauererregte Ton und die künstliche Emphase. Dass sich die Gaunerinnen – umgekehrtes Stockholm-Syndrom – in ihr Opfer verlieben, kauft man ihnen nicht ab. Den Text haben die drei selbst verfasst. Alle Achtung. Aber stärkere Unterschiede im Ton hätten dem Abend gutgetan. Manches an Kevin bleibt nebulös.

Großes Gedränge bei der zweiten Inszenierung des Abends: „Die Hamletmaschine“ von Heiner Müller. Der Andrang ist wohl als Zeichen eines Bedürfnisses nach Text, nach Sprachexperiment und geschärftem Denken lesbar, allein, der Abend liefert all das nicht.

Regisseur und Mitspieler Florian Hein bringt mit vier weiteren Darstellern vom BAT-Studientheater HFS Berlin den Text nur ausschnittweise zu Gehör. Stattdessen bewegen sich die Akteure in Zeitlupe, in einer Art Zelle samt Kloschüssel und -rolle auf einem Feld aus Kork. Es kommt zur Schlacht. Ophelia tritt als Tänzer im Faltenrock auf. Schließlich geht es um den Umsturz der Verhältnisse. Der hämmernde Elektrosound aus einem Laptop im Hintergrund wird immer lauter. Längen schleichen sich ein. Die Sprache kommt manieriert über die Rampe und wirkt hohl und aufgeblasen, „Mein Drama findet hier nicht mehr statt“, heißt es da. Auf Heiner Müller bezogen muss man sagen: Stimmt.

Kaltstart-Theaterfestival 2014 bis 7.6., Kulturhaus III & 70, www.kaltstart-festival.de