Bei den Filmfestspielen in Cannes sind auch wieder einige Hamburger Produktionen vertreten. Und die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein wirbt für Hamburger Hotels.

Hamburg Neben den Weltstars, die sich seit einigen Tagen beim Filmfestival in Cannes tummeln und lächelnd im Blitzlichtgewitter drehen, sind auch einige Hamburger Filmschaffende im Einsatz. Michael Eckelt ist als Koproduzent von gleich zwei internationalen Produktionen vertreten. Die Hamburg Media School schickt zwei Kurzfilme ins Rennen, und Henning Kamm ist in diesem Jahr der Deutsche „Producer on the Move“. Daneben bemüht sich die Hansestadt, sich für internationale Produktionen attraktiver darzustellen.

Für viele Filmemacher ist eine Teilnahme in Cannes ein Höhepunkt in ihrer Karriere. Michael Eckelt gibt sich dagegen abgebrüht. Er weiß gar nicht mehr genau, wann er das erste Mal an die Côte d’ Azur gereist ist. War es 1989 mit dem von ihm koproduzierten „Time oft the Gypsies“ von Emir Kusturica? Egal, jetzt ist er auf jeden Fall mit zwei Filmen dort vertreten. „Gett – The Trial of Viviane Amsalem“ erzählt von einer Frau, die sich scheiden lassen möchte. Das ist in Israel, wo es keine zivilen Hochzeiten und Scheidungen gibt, gar nicht so einfach. Nur Rabbis dürfen so etwas legitimieren. Viviane versucht sich schon seit drei Jahren von ihrem Mann zu trennen. Aber der lehnt das ab. „Das ist ein tragikomisches Gerichtsdrama, absurd und in erster Linie für ein Frauenpublikum geeignet“, erzählt Eckelt. Der Film läuft in der Reihe Un certain regard.

In der Quinzaine des Réalisateurs findet man seinen zweiten Film „That Lovely Girl“. Der wiederum handelt von einer Inzestgeschichte zwischen einem Vater und seiner bulimiekranken Tochter, bei der sie die treibende Kraft ist und schwanger wird. Die Romanverfilmung sei nicht kommerziell, aber ein wichtiger Beitrag zu einem schwierigen Thema, so der Produzent. Beide Filme sind Koproduktionen mit Israel. Eckelt hat in den vergangenen Jahren bereits fünf Filme mit dem nahöstlichen Land auf die Beine gestellt, darunter so gelungene Werke wie die von Eran Riklis inszenierten „Die syrische Braut“ und „Lemon Tree“.

Aber der Hamburger bestreitet, dieses Feld systematisch zu bearbeiten. „Das ist einfach so gekommen. Es gibt dort allerdings ein riesiges Potenzial an Talenten.“ Eine besondere Liebe zu Israel steht für Eckelt nicht hinter seinen Entscheidungen. „Fast alle diese Filme sind Israel-kritisch.“ Der Produzent schiebt auch deutsche Filme an wie „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ oder das TV-Experiment zum Thema Speeddating für Senioren mit dem Titel „Altersglühen“. Grundsätzlich interessiere ihn alles, was nach einer spannenden Geschichte aussehe, sagt er. „Aber in Cannes ergreift einen sofort so eine Aufregung. Diese Begeisterung findet man in Berlin nicht.“

Ein Kollege von Eckelt freut sich ebenfalls auf Cannes. Die Förderorganisation European Film Promotion hat Henning Kamm zum Producer on the Move gekürt. Zusammen mit Produzenten aus 25 anderen europäischen Ländern kann er Cannes zum Gedankenaustausch nutzen. Außerdem sind auch noch Studierende der Hamburg Media School nach Frankreich geflogen.

Die HMS hat zwei Kurzfilme in der Reihe Next Generation Short Tiger am Start. Ilker Çatak hat den 20-Minuten-Film „Wo wir sind“ inszeniert, in dem eine drogenabhängige Mutter versucht, wieder einen Draht zu ihrer kleinen Tochter zu bekommen, die mittlerweile behütet in einer Pflegefamilie lebt.

Der Regisseur hat mit dem Film sogar noch eine zweite Chance, denn er ist damit für den Studenten-Oscar nominiert. Am 7. Juni wird die Trophäe verliehen. Ilker Çatak steckt in einer angenehmen Zwickmühle. „An dem Tag heiratet mein bester Kumpel. Entweder muss ich dann trotzdem in die USA, oder ich feiere zum Trost eine schöne Hochzeit.“ Der zweite Film von der Hamburg Media School ist der Fünfminüter „Stiller Löwe“. Ebenfalls an der Croisette vertreten ist die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), die dort die Initiative „Hamburg Loves Film“ vorstellt, die zusammen mit der Hamburg Tourismus GmbH entstanden ist. Beide machen sich darin gemeinsam für eine dreh- und filmfreundliche Hansestadt stark und stellen eine Übersicht über Hamburger Hotels vor, die für internationale Produktionen besonders interessant sein könnten.

„Wir wollen die Übernachtungszahlen steigern und auch die jeweiligen Hotels als potenzielle Drehorte vermarkten“, sagt FFHSH-Chefin Eva Hubert. Die jüngste internationale Produktion, die in Hamburg Station macht, ist „The Surprise“, inszeniert vom holländischen Oscar-Preisträger Mike van Diem. Koproduziert wird der Film von Michael Eckelt.

So schließt sich der Kreis.