Theater, Musical, Konzert: So bewerten Hamburger die Veranstaltungen im Kulturmonat März

Hamburg. Veranstaltungen gibt es genügend in und um Hamburg, aber welche haben Ihnen im März besonders gefallen? Und welche gar nicht? Das haben uns die Leser des Abendblatts auch in den vergangenen Wochen wieder geschrieben. Hier eine Auswahl.

„Aussteigen für Einsteiger“, Das Schiff

Direkt im Fleet Kultur zu genießen, das hat schon was und ist außergewöhnlich. Und obwohl es schon seit Jahren ein Klassiker ist, habe ich es erst jetzt geschafft, endlich mal „Aussteigen für Einsteiger“ zu sehen und hatte so einen unterhaltsamen Abend, dass ich fand, dies ist eine Leserkritik wert. Klar, nicht ohne Grund ist Michael Frowin auch regelmäßig mit seinem Programm im TV zu sehen. Ihn allerdings direkt live zu erleben, ist noch einmal eine andere Nummer. Immer wieder beeindruckt mich vor allem sein Wortwitz, gepaart mit seiner unheimlichen Schnelligkeit. Seine scharfsinnigen Texte, spitz bis hin zur Bissigkeit, lassen einen ab und an auch durchaus mal zusammenzucken – genau das trifft absolut meinen Humor! Und offensichtlich auch den vieler anderer, denn es wurde mehr als einmal schallend gelacht und die eine oder andere Lachträne aus dem Auge gewischt.

Und das mit einem leckeren Glas Wein in der Hand und in der Pause an Deck mit Blick in die alte Deichstraße! Was will man eigentlich mehr, wenn man abends ausgeht?

Tom Happe

„Aussteigen für Einsteiger“, weitere Termine: 10.4., 16.5., 28.5., 8.8., 12.9., jew. 19.30 Uhr. Das Schiff, Liegeplatz: Nikolaifleet/Holzbrücke 2, Karten unter T. 69 65 05 60, www.theaterschiff.de

Das Beatles-Musical im CCH

„All you need is Love“: Ein Abend voller Erinnerungen an frühere Zeiten. Eine mitreißende musikalische Zeitreise der Beatles, die bedeutende Stationen von den ersten Auftritten als Begleitband von Tony Sheridan bis zum letzten Konzert auf dem Dach der Apple-Studios umfasste. Eine Band, die perfekt optisch und musikalisch die alten Zeiten aufleben ließ, humor- und schwungvoll dargeboten. On Top die Original Einspielungen auf der Leinwand von Studioaufnahmen und Konzertmitschnitten der Beatles. Nostalgie pur.

Gisela Köster

„Sissi – Liebe, Macht & Leidenschaft“, das Musical im CCH

Mit großer Vorfreude haben wir Mitte März eine Vorstellung des Musicals „Sissi“ besucht – wir waren mehr als enttäuscht und verärgert über eine Produktion, die schlechter nicht sein kann. Es ist eine Frechheit von der ASA Event GmbH, diese Inszenierung auf die Bühne zu bringen und das zu einem Preis von 73 Euro pro Karte. Aus Anstand gegenüber den lustlos spielenden Schauspielern, haben wir ein Buuh nicht über die Lippen gebracht, sind aber sehr verärgert und enttäuscht in der Pause gegangen. Der Zuschauer wird im wahrsten Sinne verarscht. Eigentlich müsste man es hinbekommen, dass diese Tournee gestoppt und erst einmal verbessert wird, damit nicht noch mehr Menschen darauf reinfallen und soviel Geld für weniger als Nichts ausgeben.

Carl-Josef Testroet

Woodkid in der O2 World

Das Debüt „Golden Age“ von Woodkid war 2013 eines der besten Pop-Alben des Jahres. Das heißt aber nicht, dass er – wie Lana Del Rey – im Jahre zuvor ebenso locker die O2 World füllen würde. Nur 2500 Fans verliefen sich in der Halle – dieser Abend hätte weit mehr verdient gehabt. Die Bühne hatte man weit nach vorn gezogen. So verloren sich die Zuhörer nicht allzu sehr im Rund der Multifunktionsarena, auch wenn das CCH oder die Große Freiheit 36 von der Größe her wohl ausgereicht hätten.

Als das Licht ausgeht, setzt eine beeindruckende Show ein. Streicher wie in einer Oper in einem Pop-Konzert! Dazu echte Hörner. Ist das Wagner auf Pop? Ein Streicher-Ensemble aus fünf Musikern, einem Drummer, zwei Trommlern, zwei Keyboardern und drei Blechbläsern schafft einen einzigartigen, organischen und sehr warmen Sound. So etwas gab es in der großen Halle so noch nie zu hören.

Die Saalordner scheinen sichtlich irritiert nach den ersten Klängen. Denn mit dem Mainstream, der hier sonst so stattfindet, hat diese Inszenierung gar nichts gemein. Es ist so, als würden sich Wagner, Post-Techno und das Getrommel der französischen Kultband Les Tambours du Bronx zu etwas ganz Großem vereinen. Und dazu Woodkids Stimme: Tatsächlich, dieser kleine Waldschrat kann singen!

Im Grunde genommen war dies ein fast klassisch anmutendes Pop-Konzert, das seiner Zeit um Jahre voraus war. Am Ende dann nach knapp 90 Minuten der Hit „Run Boy Run“ in einer sehr langen Version. Der Sound ist fantastisch, die Bilder dazu apokalyptisch. Auch dieses Stück wieder unfassbar präzise und gut gespielt. Eines der Konzerthighlights 2014!

Hans Meins