Der Berliner Lukas Langhoff inszeniert die „Revolution in Altona“ als satirische Komödie. Film-Star Adam Bousdoukos („Soul Kitchen“) spielt am Altonaer Theater den Hamburger Kommunistenführer Ernst Thälmann.

Hamburg. Die Plakate am Rande des Parks vom Platz der Republik sind nicht zu übersehen. „Rettet Altona!“, steht obendrauf, „Bürgerbegehren für eine sozial gerechte Stadtentwicklung“ mit Hinweis auf eine Veranstaltung untendrunter. Im Theater des Bezirks und Stadtteils ist von Sonntag an noch mehr los: „Revolution in Altona“.

Auf der Bühne des Altonaer Theaters liegen 100 weiße kleine Sandsäcke, nur unterbrochen durch eine Gasse für den Eisernen Vorhang. „Sie zielen ab auf eine Flut, mit der sich Hamburg auseinandersetzen muss“, erklärt Lukas Langhoff. „Auf den Sandsäcken muss sich jeder jeweils neu behaupten, seinen Standpunkt finden.“ Auch im übertragenen Sinn.

Langhoff hat sich nicht nur das karge, aber vielsagende Bühnenbild vor schwarzem Hintergrund ausgedacht, er hat das neue Stück auch entwickelt und inszeniert es. Warum gerade er, der aus einer Berliner Theaterfamilie stammende Sohn des Regisseurs Thomas Langhoff? „Wenn man sich einen Chronisten holt, wird er nie aus der eigenen Stadt kommen, meistens sind es Literaten“, sagt Lukas Langhoff. Er selbst ist Autodidakt, profitiert indes noch heute von seiner Arbeit als Regieassistent bei Frank Castorf, Johann Kresnik oder dem 2010 gestorbenen Christoph Schlingensief.

Der 49-Jährige inszeniert erstmals an einer hanseatischen Bühne, schätzt aber die hiesigen Verhältnisse. Nicht nur weil Langhoff – von manchen seiner Kollegen belächelt, von anderen kritisiert – seit gut einem Jahrzehnt das Hamburger A-cappella-Comedy-Quartetts LaLeLu mit seinen Programmen ins komische Licht gerückt hat „Ick spüre hier Zuneigung zwischen Machern und Zuschauern und umgekehrt eine Liebe zum Theater“, berlinert er. In der Hauptstadt, die ob ihrer Insellage noch immer etwas Provinzielles habe, sei das längst nicht immer so. Und als Langhoff bei den ersten Hamburger Privattheatertagen 2012 für seine Produktion vom Berliner Ballhaus Naunynstraße, „Pauschalreise – Die 1. Generation“, den Monica-Bleibtreu-Preis als bestes zeitgenössische Drama erhielt, entstanden der Kontakt zum Altonaer Intendanten Axel Schneider und die Idee für eine Arbeit an der Elbe. Zunächst mit seinem Freund, dem Altonaer Regisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“, „Soul Kitchen“). Weil der aber schon zu sehr mit seinem neuen Filmprojekt beschäftigt ist, stemmt Langhoff nun die „Revolution in Altona“ mit der Dramaturgin Anke Kell.

Der erste Teil basiert auf dem Hamburger Aufstand von 1923, als hiesige Kommunisten um ihren Anführer Ernst Thälmann aus Altona glaubten, die Stunde des Volksaufstands sei gekommen. Sie wagten die Revolution, auch in Altona – schon nach 48 Stunden war der Aufstand beendet. Als Thälmann spielt – erstmals auf einer Theaterbühne – Akins Kumpel und Filmliebling Adam Bousdoukos. „Adam ist Altonaer, der will nichts anderes sein“, sagt Langhoff. „Und er hat immer so schön Fatihs Zorn ausgedrückt.“

Der zweite Teil der Geschichte geht von der Demonstration für den Erhalt der Rote Flora am 21. Dezember 2013 aus, wobei des besetzte Kulturzentrum für Langhoff nur am Rande eine Rolle spielt. Wie vor 90 Jahren gab es Straßenschlachten, aber was kann Rebellion heute noch bewirken? „Die Meinung sollen sich die Zuschauer selbst bilden“, meint er. Das Theater als Raum für öffentlichen Diskurs. Für Langhoff stehen die Menschen im Mittelpunkt, im Stück etwa ein Polizist oder ein Ladenbesitzer. „Wir versuchen, die geschichtlichen Figuren weiterzuführen.“ Auch Adam Bousdoukos als Ernst Thälmann 2014.

Was nach satirischer Komödie klingt, soll durchaus eine werden. „Ich kann ja nicht anders“, sagt Langhoff lächelnd. Dazu kommen noch Lieder von den 20er-Jahren bis heute, die LaLeLus Arrangeur Sören Sieg recht kurzfristig als „Freundschaftsdienst“ eingerichtet. hat Dass sich aber Menschen für das Bürgerbegehren „Rettet Altona!“ einsetzen und ihre Freizeit opfern, nötigt auch dem Künstler Langhoff „größten Respekt“ ab.

„Revolution in Altona“ Premiere So 30.3., bis 2.5., So/Mi jew. 19.00, sonst 20.00, Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 16,- bis 33,- unter T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de