Die Beatles-Biografie „All You Need Is Love!“ erzählt am Sonnabend im CCH die Geschichte der Fab Four mit ihren Songs. Die Nachfrage nach diesem Erlebnis ist auch 44 Jahre nach der endgültigen Trennung der Beatles ungebrochen.

Hamburg. Es nützt ja alles nichts: Solange John Lennon und George Harrison tot sind, wird es keine Wiedervereinigung der Beatles geben. Und Konzerte natürlich auch nicht, wobei die Fab Four eigentlich am besten in der Zeit waren, als sie auf Tourneen verzichtet haben. Anders gesagt: Viele ihrer besten Songs haben John, Paul, George und Ringo nie live gespielt im Gegensatz zur Beatles-Coverband Twist&Shout, die an diesem Sonnabend bei der Musical-Biografie „All You Need Is Love“ im CCH 2 bei gleich zwei Shows im Mittelpunkt steht.

Die Nachfrage, Beatles-Songs live zu erleben, ist nach wie vor ungebrochen

Twist&Shout ist, wenn man so will, ein Notbehelf, um die zeitlosen Lieder der Liverpooler Legende im dynamischen Livesound zu hören, zu spüren. Und die Nachfrage nach diesem Erlebnis ist auch 44 Jahre nach der endgültigen Trennung der Beatles ungebrochen, für die zweite Show von „All You Need is Love!“ um 20 Uhr gibt es nur noch Restkarten. Nicht von ungefähr spielt zum Beispiel die Frankfurter Beatles Revival Band seit Dekaden Jahr für Jahr stets am 26.Dezember in der Fabrik in Ottensen. Als Bambi Galore, ein Kollektiv von New Yorker Indie-Rockern, 2010 zum 50. Jahrestag des ersten Beatles-Auftritts in Hamburg im Indra spielte, füllte sie den bis heute existierenden Club an vier Abenden. Und das, obwohl die Band sich auf die Songs beschränkte, die die frühen Beatles ihrem Publikum präsentierten: Rock-’n’-Roll-Klassiker von Chuck Berry, Little Richard und Buddy Holly.

„All You Need Is Love“ steigt später ein. Aber vom letzten „Konzert“ der Beatles am 30.Januar 1969 auf dem Dach des Londoner Apple-Hochhauses geht es mit dem passenden Song-Motto „Get Back“ zurück in das Hamburg der frühen 60er-Jahre. Damals hatten sich die Fab Four zwischen 1960 und 1962 in langen, harten Nächten in Indra, Kaiserkeller, Top Ten und Star-Club ihre ersten und prägenden Bühnenerfahrung erarbeitet. „Ich bin in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg bin ich erwachsen geworden“, sagte John Lennon über die Zeit, als die Beatles nicht vor Zehntausenden kreischenden Mädchen im New Yorker Shea Stadium auftraten, sondern vor einer Handvoll von Bier und „Mampe Halb und Halb“-Magenbitter befeuerten Rockern, die mit einem Auge die Jungs auf der Bühne beobachteten und mit dem anderen nach Mädels Ausschau hielten – oder nach „Exis“, belesenen Jazzfans, die sich verschüchtert in den Ecken der Clubs versteckten aus Angst vor Dresche. So erzählt es die Kiez-Folklore gern.

Aber so wild die Nächte auch noch im Star-Club schienen, sie waren doch nur das letzte Atemholen vor dem Anrollen der Beatlemania-Welle. Mit „I Want To Hold Your Hand“, „She Loves You“, „Help“ und „Yesterday“ eroberten die Beatles die Welt, und während Twist & Shout einige dieser unzerstörbaren Hits spielt, zeigt die Leinwand im Hintergrund die Hysterie, die die Beatles 1966 bewog, der Bühne den Rücke zu kehren. Es begann die Ära der musikalischen Quantensprünge, des Experimentierens. Und so zugänglich und rockig der Titelsong des 1967er-Meilensteins „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ auch ist, das genial-psychedelische Album-Finale „A Day In The Life“ war einfach nicht mehr für Stadien voller Teenager gemacht. Twist & Shout spielt beide Songs. Die optische Ähnlichkeit von Tony „Paul“ Kishman, Howard „John“ Lennon, John „George“ Brosnan und Carmine Francis „Ringo“ Grippo ist trotz authentischer Kostüme natürlich nicht mehr ganz so verblüffend wie bei der Hamburg-Premiere der Show im März 2001 im St. Pauli Theater, aber vor allem Kishmans Stimme ist durchaus mit der von Paul McCartney zu verwechseln. Ian Wood, Alexander Gregor und Frank Kessler spielen die wichtigen Wegbegleiter und Wegbereiter der Band wie Brian Epstein, Tony Sheridan, Bert Kaempfert, George Martin und Stuart Sutcliffe.

Das sind natürlich nicht die Beatles, aber schon nah dran. Und Produzent Bernhard Kurz muss auch kein Telegramm an den Ersten Bürgermeister schreiben wie Kurt Collien, Veranstalter der Hamburger Konzerte bei der „Bravo-Beatles-Blitztournee“ 1966 in der Ernst-Merck-Halle: „Bitte um Ihre Unterstützung, da meiner Ansicht nach das Tor der Welt auf eine Beatles-Veranstaltung nicht verzichten kann.“ Und wer kann das schon?

„All You Need Is Love!“ Das Beatles-Musical Sa 22.3., 15.00 und 20.00, CCH Saal 2 (UStephansplatz/SDammtor), Marseiller Straße, Karten ab 41,95 bis 71,95, www.beatles-musical.com