Am Donnerstag startet „Vaterfreuden“, die dritte Regiearbeit von Matthias Schweighöfer in den deutschen Kinos. Kinobetreiber und Fans freuen sich bereits jetzt auf die typische Mischung aus Komödie und Liebesgeschichte.

Trennungsagent. Boulevardschauspieler in Frauenkleidern. Samenspender. Es sind lebensunfähige bis lächerliche Figuren, die Matthias Schweighöfer für seine filmische Visitenkarte auswählt. Antihelden. Sandkastenjungs mit Männer-Accessoires im Gepäck. Umso erstaunlicher, dass zuverlässig Scharen von Zuschauern ihr Taschengeld in eine Kinokarte investieren, um Teil der großen Schweighöfer-Show zu werden. Ein Film mit Schweighöfer ist ein Versprechen auf gut gefüllte Saalreihen, üppigen Popcorn-Umsatz. Ein Film von und mit Schweighöfer ist eine der größten Nummern, mit denen das deutsche Kino derzeit aufwarten kann. Ein Komödien-Blockbuster, der von Woche zu Woche über eine neue Millionenmarke hüpft.

„Vaterfreuden“ heißt nach „What a man“ und „Schlussmacher“ der neue Streich des Schauspielers, der mit Til Schweiger und Elyas M’Barek das herrschende Triumvirat der hiesigen Komödienlandschaft bildet. Menschen, deretwegen man ins Kino geht. Das ist in Deutschland ein seltenes Phänomen.

Wer den Film nach einem Blick auf die Story zu kennen glaubt, liegt goldrichtig. Kennt man einen Schweighöfer-Film, kennt man alle. Er macht im Grunde nicht mehr, als einen absurden Kniff (hier: Junger Mann ist nach unglücklichem Zusammenprall mit Frettchen zeugungsunfähig) zum Anlass zu nehmen, von den ganz großen Dingen des Lebens zu erzählen. Liebe, Freundschaft, Familie. Das ist weniger eine Frage mangelnden Einfallsreichtums, als das Etablieren einer eigenen Handschrift. Das selbstbewusste Beharren auf einen erzählerischen Horizont, der oft mit dem nächsten Postleitzahlenbezirk endet – was als Haltung unbedingt zulässig ist. Schon aus diesem Grund hinkt der hoch gegriffene Vergleich mit Woody Allen, den eine US-Zeitung zog. Wo Allen sich immer wieder neu erfindet, verleiht der 32 Jahre alte Filmemacher seinen Werken den typischen Schweighöfer-Touch. Eine Duftmarke, die umso ausgeprägter ist, je mehr Funktionen er bei einem Werk innehat.

Bei „Vaterfreuden“ übernimmt er Regie, Produktion, Hauptrolle; das Maskottchen seiner Filme ist er obendrein. „Matthias Schweighöfer ist ein Garant für gute Unterhaltung und gute Umsätze“, sagt Onno Meyer, Theaterleiter des Cinemaxx-Dammtor. „Er gehört zu den angenehmen Schauspielern, die Lust haben auf die Begegnung mit dem Publikum. Wo andere die Nase rümpfen, nimmt er seine Zuschauer ernst.“ Heißt im Klartext: Er geht mit der gesamten Entourage auf Kinotour, füttert die Fans auf seiner Facebook-Seite (angeblich eine der zwanzig erfolgreichsten Fanseiten der Welt) mit immer neuen Appetit-Häppchen zum Film, vom Trailer bis zur Statistenrolle. „Star zum Anfassen“ lautet das Konzept. Ein überzeugendes, wasserdichtes Verkaufsargument. Cinemaxx-Dammtor-Chef Meyer weiß: Drängt ein neuer Schweighöfer-Film in die Kinos, stimmt die Kasse; der große Saal 1 des Hauses ist auf längere Sicht mit Teenagermädchen, erwachsenen Frauen und Schulklassen-Cliquen prall gefüllt.

„Vaterfreuden“ balanciert zwischen Liebesfilm und Komödie mit deutlicher Schlagseite zur Komik (teilweise: Klamauk mit beschränkter Haftung) im ersten Teil und wachsendem Hang zu Herzensdingen, je näher es dem Ende zugeht. Es scheppern Scherze über Turnübungen nach dem Sex, Honig auf Genitalien und besoffenen Frettchen. Doch wer Schweighöfer vorschnell als Mann der billigen Gags abheftet, tut ihm unrecht. Gut, die Dialoge wirken teilweise so, als hätte eine Drehbuch-Software sie in die Handlung einkopiert. Alles, was im Entferntesten an Psychologie erinnert, wird noch in der selben Sekunde durch Action ersetzt.

Schweighöfer hat in seiner Karriere schon Friedrich Schiller, Rainer Langhans und Marcel Reich-Ranicki gespielt. Und doch hat die Art, mit der dieser Filmemacher auf seine Helden und die Welt blickt, etwas durchaus Entwaffnendes: Schweighöfers Werke sind Bauchfilme, keine Kopffilme. Sie zielen mitten ins Herz, erzählen davon, dass wir alle auf der Suche nach Glück und einem Zuhause sind. Die Botschaft funktioniert für die Generation Praktikum ebenso wie für die Latte-macchiato-Mütter. „Feelgood-Movie“ heißt das im Branchendeutsch.

In „Vaterfreuden“ kämpft Felix (Schweighöfer) für sein Recht auf Familie. Seine letzte Chance, nachdem er erfahren hat, dass er zeugungsunfähig ist, ist die Sportmoderatorin Maren (Isabell Polack). Die hat sein Sperma auf der Samenbank erstanden, ist nun schwanger und darüber hinaus mit einem gutaussehenden (zeugungsunfähigen) Ekel liiert. Felix’ mühsame Selbstfindung, seinen Sprung ins Erwachsenenleben wird in 100 Minuten mit vielen Unfällen und Zufällen erzählt; die Reise geht über Isar-Brücken, Coffeeshops und Yuppie-Lofts. Alles ein paar Klassen über Ikea-Standard, aber nicht zu weit entfernt von der Welt der Zuschauer. Felix – das ist, wenn man so will, der deutsche Durchschnitts-Mittzwanziger, der sich nicht traut, zu seinen Gefühlen zu stehen. Doch ehe daraus die Tragödie eines lächerlichen Mannes wird, schwenkt Schweighöfer um Richtung extrabreites Leinwand-Happy-End. In Schweighöfers Kosmos sind Frauen hinreißende, lebenspraktische Wesen, die auf vertrottelte Männer treffen, deren Träume sich auf das nächste Bier beschränken. Dabei beweist er ein Händchen für die Besetzung, gibt Darstellern Raum, denen man gern zusieht, wie sie aufs Gaspedal drücken. Er sei ein Macher, schwärmen Schauspieler, die mit ihm gearbeitet haben. Neugierig, verspielt, hochprofessionell. Einer, der sich etwas traut. Ob das nun bedeutet, Rollen aus dem charakterlichen Gruselkabinett zu spielen oder die gleiche Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Die Geschichte von dieser komplizierten Sache namens Liebe.

„Vaterfreuden“ startet am Donnerstag im Kino. Vorpremiere bei der Ladies Night, Mittwoch, 20 Uhr, Cinemaxx-Dammtor in Anwesenheit der Band Revolverheld. Am Montag, 10.2., ist Schweighöfer mit seinem Team zu Gast im Cinemaxx-Dammtor.