14.000 Kinder aus Hamburg und Umgebung haben sich bereits für das Musikprojekt „Klasse! Wir singen“ angemeldet, für das Rudolf Schenker als Botschafter agiert. Im Sommer sind große Liederfeste geplant.

Hamburg. „Gemeinsam zu singen, das ist eine Urgewalt“, sagt Rudolf Schenker und greift mit seinen Händen beherzt in die Luft. In schwarzem Rocker-Outfit mit Lederjacke steht der Scorpions-Gitarrist in der Schule am Brehmweg in Stellingen. Ein hübscher Kontrast zu den bunten, selbst gemalten Kinderbildern um ihn herum.

Der 65-Jährige hat die Schirmherrschaft für das Großprojekt „Klasse! Wir singen“ übernommen, das im Sommer in große Liederfeste in Hamburg münden soll. Nach dem ersten Aufruf im Herbst 2013 zogen die Organisatoren am Freitagvormittag eine Zwischenbilanz. Und sie luden den prominenten Musiker als Zugpferd zur Präsentation.

Vor fast 50 Jahren gründete der Norddeutsche die Rockband Scorpions. Und er redet über die Kraft der Musik wie einer, der Zeit seines Lebens von diesem Element getragen wurde. Kinder seien heute durch viele Dinge belastet. Computerspiele zum Beispiel würden sie oftmals isolieren. Beim Singen in der Gruppe hingegen „weiß jeder, warum er den anderen braucht“, erläutert Schenker mit warmem Tonfall in der Stimme. Warum etwa hätten Sklaven früher auf dem Feld gesungen? „Weil schwere Zustände, in die man manchmal hineingerät, mit Musik viel besser zu ertragen sind.“ Musik als Stütze, als sozialer Kitt, als Energiespender.

Jene, die Berührungsängste haben, will er motivieren: „Auch wer glaubt, nicht singen zu können, kann singen“, sagt Schenker. Doch damit die Töne auch einfach herauskommen, dürfe die „Straffheit der Schule“, die vielen Kindern zu schaffen mache, nicht im Weg stehen. „Es muss Spielerei dabei sein.“ Und in diesem Geist möchte er „Klasse! Wir singen“ unterstützen.

Theodor Huß, Fachreferent für Musik bei der Schulbehörde, lobte, dass die Aktion so niedrigschwellig sei. Lehrer können Klassen der Stufen eins bis sieben anmelden und erhalten Gesangsbücher und CDs mit einem Liederkanon von Volksweisen bis zu Filmsongs, von „Bruder Jakob“ bis zu „Hey, Pippi Langstrumpf“. Sechs Wochen lang üben die Klassen das Repertoire täglich im Unterricht ein. Jedes Kind erhält zudem ein T-Shirt sowie ein Ticket für eines der Liederfeste. Die Teilnahme kostet pro Schüler acht Euro. Für Kinder, deren Eltern Arbeitslosengeld II beziehen, für Schüler aus Familien mit vier oder mehr Geschwistern sowie für jene mit erhöhtem Förderbedarf übernehmen Sponsoren die Gebühr.

„Es geht darum, das Singen in Gesellschaft und Familie wieder publik zu machen, denn es wird viel zu wenig gesungen“, sagt Daniel Keding, Geschäftsführer von „Klasse! Wir singen“. 14.000 Kinder aus Hamburg und dem Umland haben sich bereits angemeldet. Sie werden am 28. und 29. Juni in der O2 World gemeinsam ihre Lebensfreude zu Gehör bringen. „Drei der Liederfeste sind bereits voll. Wir planen bis zu acht Stück.“

Seit „Klasse! Wir singen“ 2007 von dem Braunschweiger Domkantor Gerd-Peter Münden ins Leben gerufen wurde, beteiligten sich bundesweit 230.000 Schüler daran. Bisher war die Initiative in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu Gast. In Hamburg wird sie vom Chorverband sowie von dem Musikprojekt The Young ClassX unterstützt. Und die Schule Brehmweg hat sich direkt komplett angemeldet. Eine große Gruppe singt am Freitag den Mottosong „Klasse! Wir singen“ mit dem passenden Vers: „Singen kann man überall/Freude macht’s auf jeden Fall.“

Anmeldung bis 10.4.14: www.klasse-wir-singen.de