Er kann mit minutenlangen Monologen ein Publikum weichspielen, und er kann den besoffenen Torkler geben, schlicht und einfach. Ein Hingucker ist er immer. In der jungen Riege des Thalia-Ensembles zählt Jörg Pohl, 34, zu den Vielseitigsten. Ob er wie jetzt gerade in Jette Steckels Inszenierung „Die Ratten“ derbe berlinernd einen Maurerpolierer gibt. Oder in Stefan Puchers „Sommernachtstraum“ als Zettel Talent zu Komik, Irrsinn und Selbstironie zeigt. Alles reinschmeißen, was einem einfällt, ist etwas, das ihm liegt.
Häufig ist es das Dreckige, Unbequeme, aus dem er auf der Bühne Funken schlägt. Dabei strahlt er eine für seine Jugend rare Ernsthaftigkeit aus. In Bochum geboren, absolvierte der Sohn eines Lehrerpaares seine Ausbildung an der Folkwang Hochschule in Bochum. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er festes Ensemblemitglied am Thalia. 2008 gab es den Preis als bester Nachwuchsschauspieler beim Max Ophüls Filmfestival, 2010 bereits den Rolf-Mares-Preis für „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“.
Jörg Pohl, der mit seiner Lebensgefährtin, ebenfalls einer Schauspielerin, und dem gemeinsamen Sohn zusammenlebt, brennt für alle Facetten des Spiels – gerne dürfen sie etwas extremer sein. „Am liebsten sieht man doch Menschen zu, wie sie scheitern, das Scheitern in den Griff kriegen und wieder scheitern“, sagt er. Wenn Jörg Pohl sie spielt, schon. (asti)