Kabarettist Andreas Rebers, bekannt aus „Neues aus der Anstalt“ (ZDF) und dem ARD-„Satire Gipfel“, gastiert mit aktuellen Programm „Predigt erledigt“ von Montag bis Mittwoch in Alma Hoppes Lustspielhaus.

Hamburg. Erst die Station Löhne im unteren Weserbergland – als Standort der Möbelindustrie laut Selbstbezeichnung „Die Weltstadt der Küchen“ –, danach Neustadt am Rübenberge – Andreas Rebers hat am vergangenen Wochenende eine Art Heimattournee gemacht. Im Weserbergland ist er aufgewachsen, in Niedersachsen hat er einst als Musiker das Feld bestellt und mit der Stimmungscombo Los Promillos auf Vereins- und Schützenfesten gespielt. „Im Norden gehöre ich irgendwie auch zum Stammtisch“, sagt Rebers, lange Jahre Musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig. In München hingegen zählt er sich zum „Kulturbetrieb, in dem ich mittlerweile sehr geschätzt werde“. Und das nicht nur, weil er in diesem Jahr den Bayerischen Kabarettpreis in der Sparte Musik erhalten hat.

Längst gehört das frühere Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, 2007 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und 2008 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, zu den erfolgreichsten und zugleich am verschrobensten wirkenden Solo-Satirikern der Republik. Mit seinem Akkordeon namens „Strapsmaus“ oder am E-Piano als „Reverend Rebers“ passte er perfekt in die ZDF-Sendung „Neues aus der Anstalt“; auch den ARD-„Satire Gipfel“ und die Formate im Dritten mischt Rebers immer wieder musikalisch und sarkastisch auf. Nach seinem Sonntags-Gastspiel in Kiel sagt sich der Mittfünfziger von diesem Montag bis Mittwoch im Lustspielhaus „Predigt erledigt“.

Nicht etwa eine Abrechnung mit dem Bischof von Limburg, vielmehr eine aktualisierte Fortschreibung seines Programms „Ich regel das“. Rebers betreibt weiterhin „prowestliches Kabarett der radikalen Mitte“, jedoch nennt sich der Mann mit dem markanten Scheitel statt „Blockwart Gottes“ jetzt „Kardinal Abdullah Ibn Ali Abu Reb“. Wobei das Reb für „Herr“ oder „Rabbiner“ stehe, wie Rebers anfügt. Aufhänger seines Programms sind der Glaube „und die Themen, die sonst gern weggeworfen werden“, wie er sagt: „Wertpapiere, Lebensmittel und Waffen.“ Rebers hält der Gesellschaft nicht nur den Spiegel vor, er zerschlägt ihn. „Singen und senden“, das ist für ihn sowohl Mission als auch Masche. „Mit Arbeiterliedern, richtig guten und modernen“, so Rebers. Mit Liebesliedern und Liedern gegen die Ungerechtigkeit. „Nicht irgendwelche aufgeblasene Moppelkotze und Müllermilch, in denen ich das Mikrofon als ‚Singdildo‘ missbrauche und an der Rampe rumferkele.“

Deftige Worte. Derartige, auch mal aufrüttelnde Sätze hat Rebers im Bundestagswahlkampf vermisst. „Und die Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen sind ja auch nicht besser. Die Reden waren von so einer verlogenen Langeweile, dass man einer frisch gestrichenen Wand beim Trocknen hätte zuschauen können. Ich möchte den Menschen zeigen, dass eine Rede auch mitreißen kann, aufrütteln und berühren.“

Für den Redner Rebers ist noch längst nicht alles gesagt. Und trotz oder gerade wegen seiner politisch unkorrekten Unberechenbarkeit ist er regelmäßig bei Kabarettabenden im Ausland präsent, auf Einladung des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts. Satire nicht nur auf Staatskosten, sondern sogar dank der staatlichen Institutionen? Es seien entweder „normale Verkaufsveranstaltungen“ oder sie werden gesponsort, entgegnet Rebers. „Und selbst wenn das Goethe-Institut die Kosten übernehmen würde, wäre es für mich keine Problem.“ Er sei doch nur „Handlungsreisender der deutschen Wirklichkeit“, meint er. „Viel ärgerlicher ist für mich, dass ich schon wieder einen meiner besten Songs wegschmeißen musste. Erst Kurt Beck, dann Wulff und jetzt Guido. Es hört einfach nicht auf.“ Das Leid eines Kabarettisten.

Im Norden fühlt sich Rebers derzeit „to huus“. Aber wenn er wieder „dahoam“ ist in München, startet der Mann, der er mit bösen Sprüchen so treffend die Stammtisch-Herrlichkeit entlarven kann, zu seiner eigenen Kabarettreihe – auf einer Alm in den Bayerischen Alpen. „Da lade mich mir einen bayerischen Gastprediger ein, und dann geht es auf 1600 Meter auffi“, erzählt Rebers. Auch ein norddeutscher Querdenker braucht mal Höhenluft.

„Predigt erledigt“ Mi 20.11., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 9,50 (erm.) bis 24,50: T. 55 56 55 56