Für Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) fängt eigentlich alles gut an: Der Schreibtisch, den er am Ende von „Mein Revier“ mit einem Baseballschläger malträtiert hat, ist durch ein komfortableres Modell ersetzt worden. Froh ist er gleichwohl nicht darüber, denn kurz zuvor hat er ein Foto zugespielt bekommen, das seine Frau und Tochter tot in ihrem Unfallauto zeigt. Zwar liegt der Unfall bereits einige Zeit zurück, doch Faber kommt über den Verlust nicht hinweg, der Begriff Zukunft macht für ihn keinen Sinn mehr. Doch das Foto scheint ihm einen Hinweis auf den Unfallhergang zu liefern.
Da passt es ihm gar nicht in den Kram, dass in einem See ein totes Mädchen entdeckt wird, die 16 Jahre alte Schülerin Nadine. Im „Tatort: Eine andere Welt“ bekommen es Faber und sein Team sogar mit zwei Welten zu tun: Nadine stammt aus schlichten Verhältnissen, denen sie entfliehen wollte. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass sie in einem noblen Nachtclub verkehrte, in dem sich Schöne und Reiche tummeln, ein Schnöselkosmos, für Nadine aber eine erstrebenswerte Welt. Doch wem ist sie so nahe gekommen, dass es sie das Leben kosten sollte?
Den zu cholerischen Attacken neigenden Hauptkommissar spielt Hartmann auf beängstigende Weise gut. Im aktuellen Fall (Regie Andreas Herzog) agiert er ein wenig differenzierter, was der Glaubwürdigkeit der Figur gut bekommt. Gewiss, Faber ist kein großer Sympathieträger – die Szenen, in denen er mit Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt) die Vergewaltigung nachspielt oder in der Rechtsmedizin den möglichen Tathergang, sind nicht unbedingt kinderzimmerkompatibel. Gleichwohl dienen sie der Wahrheitsfindung.
Das Team ist der Star im Dortmunder „Tatort“. Auch Bönisch ist wie Faber ein zerrissener Charakter. Dagegen stehen die Jungermittler Dalay (Aylin Tezel) und Kossik (Stefan Konarske), unbekümmert meist, ihre Affäre abseits des Polizeidienstes pflegend, mit ungleichen Gewichten: Er will mehr als sie. Auch da liegt also Konfliktstoff.
„Eine andere Welt“ ragt heraus aus der Welt der „Tatort“-Episoden. Gespickt mit teils geschliffenen Dialogen. Etwa als Faber Kollegin Bönisch bittet: „Ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen Ihren Charme für mich spielen lassen!“ Sagt sie: „Welchen Charme?“ Da fällt auch Faber nichts mehr ein.
„Tatort: Eine andere Welt“ So 17.11., 20.15, ARD