Mit ihrer neuen Sportmarketing-Agentur will die ehemalige Vorstandsfrau des HSV mit Christoph Metzelder und Jung-von-Matt-Werber Raphael Brinkert die Branche aufmischen
Hamburg . „Geil, geil, geil, geil!“ Seine spontane Freude, beispielsweise über ein gelungenes Geschäft, drückt Raphael Brinkert gern mal in diesen vier Worten auf seiner Facebook-Seite aus. So geschehen vor wenigen Tagen. Es gab so einiges, worüber der Werber sich euphorisch freuen konnte. Gerademal vier Monate ist es her, dass Brinkert, Geschäftsführer in der Hamburger Agentur Jung von Matt/Fleet, gemeinsam mit Ex-HSV-Marketing-Vorstand Katja Kraus und Fußballer Christoph Metzelder die Agentur Jung von Matt/Sports gegründet hat.
Bereits kurz nach dem Start konnte das Trio Kunden wie den Deutschen Fußball-Bund, Karstadt Sports und die Tischtennis-Bundesliga gewinnen. Klar, in der Werbebranche klingt bekanntermaßen zunächst mal alles super. In diesem Fall spricht aber einiges dafür, dass der Erfolg sich auch dauerhaft einstellen könnte. Trotz oder vielleicht gerade weil der klassische deutsche Werbekuchen schrumpft.
Denn obwohl die Werbekonjunkturkurve in den vergangenen zehn Jahren tendenziell nach unten ging, gibt es Nischen, in denen noch Potenzial stecken könnte. Der Sport ist so eine, glaubt Raphael Brinkert. Das Gespräch mit ihm, Katja Kraus und Christoph Metzelder findet in den neuen Agentur-Räumen im Mutterunternehmen Jung von Matt statt. Junge, attraktive Menschen konferieren auf gemütlichen Sofas hinter Glas. Lässig wirkt das alles. 15 Mitarbeiter hat die Firma mittlerweile, wovon sich zwei vornehmlich um die Präsenz in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. kümmern.
„Der Werbemarkt ist ein Verdrängungsmarkt. Aber der Sportmarkt wächst“, eröffnet Raphael Brinkert das Gespräch und begründet damit auch die Entscheidung der Hamburger Agentur Jung von Matt, gerade in dieser Zeit eine Tochterfirma mit Sportmarketingkompetenz zu etablieren. Mit den Gesellschaftern Brinkert, Katja Kraus, sowie Christoph Metzelder, der bis vor Kurzem beim FC Schalke 04 unter Vertrag stand, für Real Madrid und Dortmund spielte und 2002 mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister wurde. Ein prominentes Dreiergestirn also, das den Markt kennt und allerbeste Kontakte zu den wichtigen Protagonisten hat. Glaubt man Experten, dürfte die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien im kommenden Jahr die Werbewirtschaft beflügeln. Zudem sei der Sport zunehmend darauf bedacht, sich zu professionalisieren, sagt Katja Kraus. Was aber oft noch fehle, sei „kreative Exzellenz“, ergänzt Brinkert. Wie die seiner Meinung nach auszusehen hat, zeigt die Kampagne für den DFB, die jetzt präsentiert wurde. Sie umfasst Werbung in TV, Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften sowie Maßnahmen in Social Media und Online, Live-Kommunikation und Merchandising. Ziel ist es, den Amateurfußball der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen.
Die Kampagne ist emotional inszeniert. Der TV-Spot mit dem Motto „Unsere Amateure, echte Profis“ zeigt Trainings- und Spielszenen, die Musik dazu lieferte der JvM-Musikverlag WhiteHorseMusic. Kooperiert wurde auch mit der PR-Abteilung JvM/relations. Wie auch in der Plakat- und Print-Kampagne werden Menschen gezeigt, die vor und hinter den Kulissen des Amateur-Fußballs wirken. Sie konnten sich selbst dafür bewerben oder vorgeschlagen werden.
Mit dabei ist beispielsweise Carl, der für Rot-Weiß Norderstedt spielt und einen Migrationshintergrund hat. Das Statement auf dem Kampagnenmotiv lautet: „Sein Pass spielt keine Rolle, seine Pässe schon.“ Für Christoph Metzelder ist der Einsatz für den Amateursport, fernab von der Rentabilität des Auftrags, eine „Herzensangelegenheit“. Sagt er. Und das nimmt man ihm tatsächlich ab, denn sowohl mit seiner Stiftung als auch in seinem Heimatverein TuS Haltern engagiert er sich für den sportlichen Nachwuchs.
Da er in Hamburg noch keinen Wohnsitz hat, reist Metzelder zum wöchentlichen Meeting mit den Kollegen an. Wie Raphael Brinkert kommt auch er aus Haltern am See. Die beiden kennen sich seit der gemeinsamen Marketing-Kampagne für TuS Haltern vor einigen Jahren. Brinkert arbeitete damals noch für die Agentur Scholz & Friends. In dieser Zeit lernte er auch Katja Kraus kennen, mit der er die Initiative „Hamburger Weg“ für den HSV initiierte.
Trotz aller Euphorie will das Trio über Zahlen und Umsatzziele noch nichts verlauten lassen. Kreativ-Preise will Brinkert gewinnen, was ja die eigentliche Werber-Währung ist. Sein Ziel: „In den kommenden Jahren sind wir die kreativste Sportmarketing-Agentur in Deutschland.“ Es wird nachzulesen sein – mindestens auf seiner Facebook-Seite.