Hamburg. Der Galaabend ist die Pralinenschachtel unter den Konzertformaten. Es gibt natürlich solche und solche Galaabende. Es gibt welche, die von Kunstwillen zeugen und dramaturgisch wie musikalisch entsprechend Arbeit machen. Und es gibt welche von der Stange. Die mischen dann unbekümmert Herzschmerzarien mit blechknatternden Ouvertüren des Belcanto. Da macht es dann nichts, wenn dem Dirigenten zu Verdi nicht mehr einfällt, als einen zuverlässigen Viervierteltakt anzugeben. Und wenn das Orchester mit den Rubati der Sänger nicht auf Linie ist, ach, geschenkt. Hauptsache, an der Rampe steht eine schöne Frau mit einer schönen Stimme.

Beides trifft auf die rumänische Sopranistin Angela Gheorghiu zweifellos zu. Die erste Hälfte des Galakonzerts in der Laeiszhalle bestritt sie in einer tief ausgeschnittenen Robe, von der Taille abwärts in bonbonrosa, beginnend mit einer klebrig-zähen Fassung von Händels Schmachtstückchen „Ombra mai fù“: riesiges Vibrato, Glissandi in alle Richtungen, es war alles dabei, was die Originalklangbewegung umgehend mit Exkommunikation belegen würde.

Es folgten lauter süße Häppchen der romantischen Opernliteratur: Arien im Wechsel mit Duetten, bei denen Gheorghiu der junge, etwas knödelige Tenor Attala Ayan assistierte, sowie mit Ouvertüren und Instrumentalzwischenspielen. Gheorghiu besang, öfter mal zu tief, mit Dvoráks Rusalka den Mond und weigerte sich als Catalanis Wally, mit ihrem Vater fortzuziehen. Worum es ging? Natürlich um die Liebe. Dazu konnte die Sängerin die Hände ringen oder sie in Kleinmädchenpose hilflos heben. Viel mehr Gesten hatte sie nicht im Repertoire.

Die Neue Philharmonie Westfalen spielte unter Heiko Mathias Försters uninspirierter Leitung so klangschön wie möglich. Italienischer Schwung, ein Spiel mit dem Zeitmaß? Leider Fehlanzeige. Gheorghiu schien sich aber auch nicht besonders um das gemeinsame Musizieren zu bemühen. Immerhin wirkte sie in der zweiten Hälfte lockerer, zeigte mehr von den Farben ihrer Luxusstimme und erzeugte in Puccinis Duett „O soave fanciulla“ eine intime Stimmung. Und machte ihr Publikum glücklich. Begeisterungsstürme, eine ganze Handvoll Zugaben.