Die unterhaltsame ARD-Komödie „Spätzünder 2 – Der Himmel kann warten“ setzt selbstironisch jede Menge komische Spitzen. Drei Jahre nach dem ersten „Spätzünder“-Film wurde eine Fortsetzung des Erfolgsfilm gedreht.
Die Rückkehr ist triumphal. Im Bandbus rollen Rocco & die Herzschrittmacher vor das Altenheim und werden von den anderen Bewohnern und Leiterin Marina (Ursula Strauss) aufs Herzlichste empfangen. Die Rentnerband und ihr Bandleader Rocco (Jan Josef Liefers) haben gerade eine erfolgreiche Tournee beendet, jetzt hat sie erst einmal der Heimalltag wieder, obwohl jeder „fit wie ein Turnschuh“ ist, wie „Degi“ Schagowetz (Joachim Fuchsberger) nicht müde wird zu betonen. Doch die neuen Aktivitäten, die Marina sich ausgedacht hat, finden nicht überall Zustimmung. Malkurse, Ausdruckstanz, Trommel-Workshops sind nicht nach dem Gusto der Senioren. „Wir werden hier zu Tode belebt. Wie im Robinson-Club“, mault Degi.
Die euphorische Stimmung schlägt bald in Missmut und Verweigerung um. Und mit der Musikerkarriere der rüstigen Rentner geht es auch nicht weiter, weil das „Haltbarkeitsdatum“ abgelaufen sei. Doch wer glaubt, Degi, Sissi und der durchtriebene Herr Klüger (Hans-Michael Rehberg) würden sich der Tristesse hingeben, irrt. Zumal mit dem Ex-Groupie Sandra (Lisa Kreuzer) und dem Koch Dieter (Dieter Hallervorden) zwei weitere Paradiesvögel in das fidele Altenheim gekommen sind.
Drei Jahre nach dem ersten „Spätzünder“-Film hat das Team um Regisseur Wolfgang Murnberger und Autor Ulli Brée eine Fortsetzung des Erfolgsfilm gedreht. Mehr als acht Millionen Zuschauer sahen damals den Erstling, in dem der Hallodri und Musiker Rocco im Altenheim Sozialarbeit ableisten muss und mit den Rentnern eine Rockband gründet. Ganz neu war die Idee vom Geriatrie-Rock damals schon nicht mehr, drei Jahre zuvor hatte sich in England ein Rentner-Chor namens The Zimmers gegründet, der unter anderem „My Generation“ von The Who coverte und es damit bis in die Top Ten der britischen Charts schaffte. Doch Murnberger und vor allem die Schauspieler machen aus dieser Formel Rentner plus Rockmusik noch einmal ein amüsantes Stück Fernsehunterhaltung.
Auch in „Spätzünder 2 – Der Himmel soll warten“ zeigen einige Altstars der deutschen Film-, Fernseh- und Theater-Szene, über welches wunderbare Timing sie immer noch verfügen und mit welcher Lässigkeit sie Pointen setzen können. Markante Sätze hat Ulli Brée ihnen genug ins Drehbuch geschrieben. Doch es gehört schon eine Menge Klasse dazu, sie auf den Punkt zu setzen. Herrlich zum Beispiel, wenn Hallervorden über einen Rotwein sagt: „Hoffnungstropfen am Nordhang der Geriatrie“ oder buntes Bio-Püree mit der Bemerkung kommentiert: „Hinten sieht sowieso alles gleich aus.“ Hallervorden, Jahrgang 1935, scheint als Schauspieler die dritte Luft zu bekommen, denn auch im Kino hat er gerade für „Sein letztes Rennen“ erstklassige Kritiken erhalten. Auch Lisa Kreuzer als Hippie-Oma und Joachim Fuchsberger liefern selbstironisch jede Menge komischer Spitzen.
„Die Spätzünder 2“ setzt nicht nur auf Klamauk, sondern reißt auch Themen an, mit denen viele ältere Menschen konfrontiert werden. Die Figuren wehren sich in dieser Komödie zum Beispiel dagegen, wie unmündige Kinder behandelt zu werden. Dagegen, dass man ihnen ihre Würde nimmt. „Warum nutzt die Jugend nicht unser Wissen und profitiert von unseren Fehlern?“, fragt Koch Dieter, der in dem Altenheim gelandet ist, nachdem sein Sohn ihn aus dem von ihm aufgebauten Restaurant vertrieben hat. Im Laufe der weiteren Geschichte kann Dieter noch zeigen, was sich mit einem erstklassigen Entrecote alles erreichen lässt. Auch Sandra bringt sich mit besonderem Wissen in die Gemeinschaft ein. Sie hat einen ausgesprochen grünen Daumen – zumindest was ihre Hanfpflanzen angeht.
Die „Golden Agers“ haben noch Schwieriges mit einem schmierigen Bankier und einer intriganten Beamtin mit Namen Glück zu bestehen, doch scheint diese Generation gewohnt zu sein, so lange zu kämpfen, bis alle Möglichkeiten ausgereizt sind. Ein Happy End findet die Story auch, denn der Himmel kann für diese kauzige Typen noch eine ganze Weile warten. Aber bis zum großen Finale müssen Rocco & Die Herzschrittmacher noch einige Fahrten mit ihrem bunten Tourbus unternehmen. Am Ende steht wieder die Bühne. Und der nächste Triumph.
„Spätzünder 2“ Mi, 20.15, ARD