In Alma Hoppes Lustspielhaus wurden am gestrigen Montagabend unter anderem Leslie Malton, Marcus Bluhm und Bastian Krafts Inszenierung von „Der zerbrochne Krug“ am Thalia Theater ausgezeichnet.

Hamburg. Auch Künstler, die das ganze Jahr über hart arbeiten, müssen einmal im Jahr so richtig feiern. Die Hamburger Theaterszene pflegt dies alljährlich beim Rolf-Mares-Preis ausgiebig zu tun. Seit 2006 wird die nach dem 2002 gestorbenen Kulturschaffenden Rolf Mares benannte Auszeichnung für herausragende künstlerische Leistungen auf den Bühnen der Hansestadt vergeben.

In diesem Jahr luden Gastgeber Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen in Alma Hoppes Lustspielhaus. Bei den Entscheidungen der Jury, bestehend aus Inge Volk, Christian Hanke, Gunter Mieruch, Maike Schäfer, Josef Steinky, Patrick Giese, Elke Westphal und dem jüngst verstorbenen Abendblatt-Theaterkritiker Klaus Witzeling, zeigte sich einmal mehr: Hamburgs Theaterszene kann zu Recht stolz sein auf ihre große Vielfalt und Vitalität. „Wer sich für die Kunst entscheidet, entscheidet sich für ein gefährliches Leben“, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler. „Bleiben Sie dabei, und zwar alle!“ Nicht nur an den großen Staatstheatern findet sich manch Preiswürdiges, sondern auch an den vielen Privattheatern. Das führt naturgemäß bei den Preisen, von denen in vier Kategorien je drei vergeben wurden, zuzüglich eines Sonderpreises, zu einer Unvergleichbarkeit, die gewünscht ist. Letztlich geht es allen Künstlern um dasselbe: Emotionen entfachen und Illusionen erzeugen.

Besonders gut ist das in der zurückliegenden Saison Carola Unser und dem sechsköpfigen Theaternetzwerk Bond Girrrls mit ihrer als anarchisches Antimärchen angelegten Version von „Der Wonderful Zauberer von Oz“ im Lichthof Theater gelungen. Ebenfalls mit einem Preis in der Kategorie „Herausragende Inszenierung“ wurde Philipp Hochheims auf Slapstick setzende Arbeit „Lauter Verrückte“ in der Hamburger Kammeroper ausgezeichnet. Außerdem Bastian Kraft, der derzeit mit seinem „Jedermann“ begeistert für seine installative multimediale Inszenierung von Kleists „Der zerbrochne Krug“ am Thalia Theater.

Bei den Darstellerinnen konnte Leslie Malton als Dorine in „Tartuffe“ am Ernst Deutsch Theater überzeugen. Des Weiteren Uta Stammer als Karoline in „Noch eenmal verleevt“ am Ohnsorg-Theater. Außerdem Gabriela Maria Schmeide als Zerlina, selbstbewusst „Reich mir die Hand, mein Leben“ schmetternd in „Don Giovanni. Die letzte Party“ am Thalia Theater. Für diese Inszenierung hatte Florian Lösche auf einer ansonsten leeren Bühne eine Scheinwerferinstallation gebaut, die ihm jetzt einen Preis für das herausragende Bühnenbild einbrachte. Die Freude darüber teilt er mit dem ebenfalls ausgezeichneten David Hohmann, der die Bühne für „Die Firma dankt“ in der Reihe „Theater Kontraste" im Winterhuder Fährhaus einrichtete, und mit Annette Kurz für „La Traviata“ an der Hamburgischen Staatsoper.

Bei den Männern konnte Markus John für seine wuchtige Interpretation der Titelrolle in Alice Budebergs „Ödipus“-Inszenierung einen Preis in der Abschiedssaison der Interimsintendanz am Schauspielhaus erlangen. Herausragend auch Stephan Kampwirth als misanthropischer Bücherwurm in Moritz Rinkes heiterem Beziehungsschlagabtausch „Wir lieben und wissen nichts“ an den Hamburger Kammerspielen. Ebenfalls überzeugend Marcus Bluhm als stotternder George VI. in der von Michael Bogdanov eingerichteten Bühnenversion des Filmerfolges „The King’s Speech“ am St. Pauli Theater. Nils Loenicker, eine Hälfte des Gastgeberduos, nahm den Sonderpreis für seine Verdienste um das Hamburger Theaterleben entgegen. Er hatte vor zehn Jahren die Hamburger Theaternacht entscheidend initiiert. Viel Grund zur Freude bei den Geehrten. Aber auch Gelegenheit für Nachdenkliches. So erinnerte Jurypräsidentin Inge Volk an ihren verstorbenen Jurykollegen Klaus Witzeling.

Sichtlich bewegt bedankte sich Gabriela Maria Schmeide bei ihren Thalia-Ensemblekollegen für den Beistand während einer mehrmonatigen Genesungszeit. Die Gespräche hätten manchmal mehr bewirkt als die Therapie.